HANNOVER / BAUNATAL. Volkswagen hat am heutigen Dienstag mehrere Tarifverträge gekündigt, darunter den Zukunftstarifvertrag, der betriebsbedingte Kündigungen ausschloss, sowie Verträge zur Übernahme von Auszubildenden und zur Vergütung von Zeitarbeitern. Die IG Metall kritisiert in einer Pressemitteilung diesen Schritt scharf und kündigt Proteste an, um Entlassungen ab Mitte 2025 zu verhindern.
Durch die Kündigung könnten alte tarifliche Regelungen wieder in Kraft treten, was höhere Entgelte für einen Teil der Belegschaft zur Folge hätte. Gleichzeitig steigen die Wochenarbeitszeiten für einige Beschäftigte. Die IG Metall fordert rasche Verhandlungen und eine neue Beschäftigungssicherung.
Für knapp die Hälfte der Belegschaft, die vor 2005 unter dem ehemaligen Haustarifvertrag ins Unternehmen eingetreten ist, bedeutet dies konkret: Sie müssen künftig ein bis zwei Stunden mehr pro Woche arbeiten (bisher 33 Stunden im direkten Bereich und 34 Stunden im indirekten Bereich; künftig 35 Stunden in beiden Bereichen). Im Gegenzug erhalten sie ein höheres Entgelt gemäß der sogenannten Schattentabelle. Mit der Wiederinkraftsetzung älterer Regelungen kehren finanzielle Vorteile zurück, die mit der Einführung der 4-Tage-Woche vor Jahren abgeschafft wurden. Dazu gehören eine 35-Stunden-Woche bei vollem Entgeltausgleich, zusätzliche Erholungszeiten von fünf Minuten pro Stunde, höhere Zuschläge für Überstunden und Samstagsarbeit sowie Sonderzahlungen wie Weihnachts- und Urlaubsgeld.
Mit der Kündigung bis Ende September Zukunftstarifvertrag, der betriebsbedingte Kündigungen ausschloss. Die Tarifvertragsparteien haben jedoch 6 Monate Zeit, eine Einigung zu erzielen, da der Vertrag in dieser Zeit nachwirkt. Erst ab Mitte 2025 wären betriebsbedingte Kündigungen möglich. Darüber hinaus müsste Volkswagen dann auf Betriebsebene Verhandlungen über einen Sozialplan aufnehmen.
„Insgesamt wirkt der Schritt Volkswagens völlig unbedacht, schließlich können die neu entstehenden Kosten an der Milliardengrenze kratzen. Der Vorstand spielt leichtfertig mit Arbeitsplätzen, wirft jahrzehntelang wirksame Tarifverträge auf den Scheiterhaufen und greift mit der Drohkulisse von Massenentlassungen in die billigste Management-Schublade. Streichorgien sind kein Zukunftskonzept! Wir werden nun intensiv mit unserer Tarifkommission beraten und den massiven Widerstand formieren. Das wird eine Auseinandersetzung werden, die Volkswagen lieber gescheut hätte“, so Thorsten Gröger von der IG Metall. (wal)
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