Neujahrsempfang in der Bilsteinhalle
EDERMÜNDE. Wenn Peter Lustig in Löwenzahn Inseln im Kornfeld findet, wirkt die Welt vollkommen in Ordnung. 1983 in Edermünde-Besse gedreht an der heutigen Mitte Deutschlands, flimmerte über die große Leinwand in der Bilsteinhalle. Die Gemeinde hatte zum 26. Neujahrsempfang geladen und damit den Auftakt für das Geburtstagsjahr „50 Jahre Edermünde“ gefeiert.
Geladen waren Ehrengäste aus Politik und Gesellschaft, vor allem aber die Edermünder Bürgerinnen und Bürger selbst, die Gemeinde schließt zu diesem Anlass niemanden aus. Auch die Kinder durften dabei sein, Erzieherinnen aus den Kindertagesstätten sorgten für Betreuung im angrenzenden Dorfgemeinschaftshaus.
Tradition bei den Neujahrsempfängen in Edermünde ist ein Dialog zwischen Bürgermeister Thomas Petrich und dem Vorsitzenden der Gemeindevertretung, Armin Wicke. Dieser war krank und wurde von seinem Stellvertreter Lars Werner aus Besse würdig vertreten. Er richtete großen Dank an die Ehrenamtlichen in den kommunalen Gremien, ohne die nichts ginge.
Vor einem Jahr Hoffnung auf mehr Ruhe
Bürgermeister Thomas Petrich erinnerte sich an seinen – vor einem Jahr an gleicher Stelle geäußerten – Wunsch, dass es 2023 ruhiger wird. Daraus wurde nichts! Ein guter Grund, sich das Gleiche erneut zu wünschen! Denjenigen, die sich genau an die Geschichte der Großgemeinde erinnern, erklärte er, dass ein perfektes Kleeblatt vier Blätter hat und besser nicht von Anfang an dabei war. Das Jubiläum zählt ab dem Beitritt von Besse.
Edermünde gestern, heute, morgen, so lautet das Motto des Jubiläumsjahres. Dabei liegt der Schwerpunkt auf heute und morgen. Der Bürgermeister schilderte die wichtigsten gegenwärtigen und zukünftigen Eckpunkte der Gemeindepolitik. 14 Millionen Euro hat die Gemeinde gerade aus eigener Kraft – ohne Kredite – aufgebracht für zwei neue Kindergärten. Das größte Projekt seit Jahren und vermutlich für längere Zeit. Die Landesstraße zwischen Grifte und Haldorf hat mit einem Radweg begonnen und ging dann weiter Richtung Sanierung …
2024 stehen Projekte im Straßen- und Radwegebau an, bei denen die Gemeinde selbst die Bauleitung übernommen hat. Auch ein Radweg von Holzhausen Richtung Baunatal-Hertingshausen gehört dazu. Für den Brandschutz werden zwei neue Fahrzeuge sehr teuer und die Feuerwehrhäuser in Grifte und Holzhausen müssen umgebaut werden. Zeitdruck entsteht bei der Modernisierung von Bushaltestellen. Gesetzlich vorgeschrieben müssen Sie bis Ende 2025 barrierefrei sein, eine Pflichtaufgabe der Kommune. Für den Spielplatz in Haldorf steht endlich der 2. Abschnitt auf dem Plan und in Holzhausen läuft Bürgerbeteiligung für einen neuen Spielplatz am Hahn, für den sich die Eltern im Dorf ausgesprochen haben.
Jede Menge Herausforderungen
Der Klimawandel verlangt ein Starkregenmanagement. Der Pilgerbach in Grifte muss neu gebaut werden. Wie viel Wasser muss der fassen? Fast alles Wasser kommt irgendwann in Grifte an. Gleichzeitig ist die Verkehrssituation in Grifte unerträglich. Probleme bereitet der Glasfaserausbau, über den sich zunächst alle gefreut hatten. Mit der Abarbeitung und der Ausführung erlebe die Gemeinde allerdings eine Katastrophe. Dazu gehören nicht fertige Anschlüsse durch die Deutsche Glasfaser. Eine Ersatzvornahme durch die Gemeinde wird kommen. Das muss gerichtsfest vorbereitet werden. Wir hoffen, so Patrick, dass das Geld zurückkommt. Viele Gehwege sind ohnehin im katastrophalen Zustand. Auch Kanäle müssen saniert werden.
Alles das gilt es zu finanzieren, was bei 14 Prozent höheren Personalkosten nicht einfach wird. Dafür musste die Gemeinde leider im Dezember höhere Grundsteuern beschließen. Die Alternative Freiwilliger Leistungen gewesen. Als solche gelten in Edermünde nur Schwimmbad, Bürgerbus und die Vereinsförderung. Der Rest sind Pflichtaufgaben.
Demografie und Flüchtlinge
So ist die Gemeindevertretung getrieben vom Krisenmodus, dem Wort des Jahres 2023. Es gelinge nur noch wenige eigene Akzente, immer mehr wird bestimmt von Kriegen in Krisen. Zusätzlich bereitet die Demografie Kummer, wenn fast 1000 mehr Menschen in den nächsten Jahren in Ruhestand gehen, als in das Arbeitsleben eintreten werden. Das Problem werde zu wenig diskutiert. „Wir brauchen eine ehrliche Debatte“, sagte der Bürgermeister, „entweder „länger arbeiten, mehr Zuwanderung oder Verzicht?
Die meisten Flüchtlinge sind zu befürchten, wenn der Klimawandel fortschreitet. So steht auch die Kommunale Wärmeplanung auf der Agenda, zugleich um Abhängigkeit verringern und Wertschöpfung vor Ort zu generieren.
Festwoche
Vom 20. bis 24. Juni feiern wir ein „Fest für uns“, so Petrich und Werner. Zum Schluss wurden Luise Siebert vom SC Edermünde und Willy Leidheiser von der Feuerwehr für jahrzehntelange ehrenamtliche Arbeit mit der Silbernen Ehrennadel geehrt. Die Young Voices unter Chorleiter Thorsten Seidler gestalteten den musikalischen Rahmen des stilvollen Neujahrsempfangs. (rs)
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