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SCHWALMSTADT. In Schwalmstadt-Ascherode wurde ein Nistangebot für Weißstörche geschaffen. Direkt am Ortsrand, in der Nähe des teilweise renaturierten Hochwasserrückhaltebeckens im Bereich „Rosengarten“ und unweit des Pumpwerks, haben der „Förderverein Kulturlandschaft Schwalm e.V.“ und die Stadt Schwalmstadt kürzlich einen zehn Meter hohen Mast mit einer darauf angebrachten kreisrunden Nisthilfe errichtet. Am Mittwoch wurde das Projekt offiziell vorgestellt.
Die Finanzierung des Mastes erfolgte durch Spenden aus einer jährlich aufgestellten Spendenbox beim Maislabyrinth von „Schwalm statt Safari“ sowie durch Mittel der Stadt Schwalmstadt. Jörg Haafke vom Förderverein Kulturlandschaft erläutert, dass neben Alfred Kuhn, Wolfgang Aland, Mario Bechtel und Alexander Schenk besonders Achim Nehrenberg, ein Mitarbeiter der Stadt, maßgeblich an der Entwicklung eines mit dem Naturschutz abgestimmten touristischen Konzepts für das Rückhaltebecken beteiligt ist. Das Ziel der Nisthilfen besteht darin, die Population der Weißstörche gezielt zu unterstützen und auch der Bevölkerung mit dem Erlebnis des Kulturfolgers einen Mehrwert zu bieten.
Die Entscheidung für den aktuellen Standort fiel auch aufgrund der Unterstützung durch den Ortsbeirat unter Leitung von Ortsvorsteher Michael Knoche. Der ausgewählte Standort liegt nur wenige hundert Meter von jenem Platz entfernt, an dem 1967 zuletzt ein Storchenpaar in Ascherode brütete.
Bürgermeister Tobias Kreuter, der am Mittwoch ebenfalls an der Veranstaltung teilnahm, äußerte seine Unterstützung für das Projekt und betonte die Bedeutung solcher Initiativen für den Umweltschutz und die lokale Biodiversität in Schwalmstadt. Es ist ein Zeichen unserer Verantwortung gegenüber der Natur und ein Schritt, um die einzigartige Tierwelt in unserer Region zu bewahren, so Bürgermeister Kreuter.
Jörg Haafke geht davon aus, dass zwar die Anzahl der Störche in der Schwalm derzeit noch weiter steigt, sich die Population aber langfristig auf ein Niveau einpendeln wird, „das die Landschaft vertragen kann“.
Hintergrund
Nach dem Zweiten Weltkrieg zeichnete sich im Schwalm-Eder-Kreis durch eine anfänglich hohe Storchenpopulation aus, die jedoch in den folgenden Jahren kontinuierlich abnahm. Bis 1984 verschwanden die Weißstörche vollständig aus dem Gebiet der Schwalm zwischen Schrecksbach und Michelsberg. Eine landesweite Krise folgte in den Jahren 1995 und 1996, als in ganz Hessen keine Weißstörche mehr brüteten. Die Wende kam 1998 mit der Rückkehr eines Storchenpaares nach Loshausen, doch das darauf folgende Jahrzehnt verzeichnete zunächst nur ein einzelnes Brutpaar am Standort Loshausen.
Seit 2011 zeigt sich mit einer leichten Zunahme der Brutpaare eine allmähliche Stabilisierung der Weißstorchpopulation im Schwalm-Eder-Kreis. Diese positive Entwicklung setzte sich fort, wobei der Bestand dann ab 2017 kontinuierlich anstieg: Von vier Paaren vor sieben Jahren auf elf Paare im Jahr 2022 und 14 Paare im Jahr 2023. Für das laufende Jahr erwartet der Förderverein Kulturlandschaft eine weitere Zunahme auf möglicherweise 18 Brutpaare, die in der Region zwischen Michelsberg und Schrecksbach heimisch werden. Die optimistische Prognose ergibt sich aus dem angenommenen Zuwachs durch die Jungvögel des Jahres 2019, die in diesem Jahr ihrerseits erstmals zur Brut schreiten werden. Hessenweit erreichte die Zahl der Brutpaare im Jahr 2023 insgesamt 1.289, aus denen 2.760 Jungtiere hervorgingen. Die höchste Konzentration an Weißstörchen findet sich im südhessischen Ried.
Detailaufstellung nach Landkreisen für 2023, mit den Zahlen des Vorjahres in Klammern: Im Vogelsbergkreis wurden 25 Paare (vorher 17) gezählt, im Landkreis Marburg-Biedenkopf 76 (65), in Waldeck-Frankenberg 11 (6), in Hersfeld-Rotenburg 21 (18), im Schwalm-Eder-Kreis 38 (28), in Kassel 14 (15), und im Werra-Meißner-Kreis 4 (1). (Quelle: Nabu)
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