Regierungspräsident pflanzt „Pflanze des Jahres 2023“
ZIERENBERG | NIEDENSTEIN | KASSEL. Nicht nur die Tierwelt ist bedroht, auch Nordhessische Pflanzenarten drohen auszusterben. Regierungspräsident Mark Weinmeister will Pflanzen aus der nordhessischen Flora retten und dabei helfen, dass sie weiter kultiviert werden. Gestern Vormittag pflanzte er mit Gärtnermeister Karl-Heinz Härtl ganz besondere Schneeglöckchen vor dem Regierungspräsidium.
Der Burghasunger Berg (Zierenberg-Burghasungen) ist ein besonderer Ort. Nicht ohne Grund ist genau hier im Mittelalter ein Kloster entstanden und kaum zufällig haben der Freizeit-Historiker Klaus Fröhlich (Dörnberg) und der frühere Kasseler Landrat Dr. Udo Schlitzberger hier Kalendermarkierungen gefunden, mit deren Hilfe der Sonnenstand den Menschen im Altertum wichtige Tage im Jahr angezeigt hat. Beide haben dies gerade in ihrem neuen Buch über die Keltenzeit in Nordhessen dokumentiert.
Zum Andenken an die Heilige Maria – Kreuzritter brachten Pflanze mit
Die Sonne schien vor mehr als 1000 Jahren auch auf die Klostergärten und die Pflanzen des Wanderpredigers Heimrad, der in Burghasungen wirkte. Das Schneeglöckchen gehörte zur Tradition der Klostergärten. Wegen der weißen Blüten wurde sie als Andenken an die Heilige Maria gepflanzt. Das ursprünglich von Bachläufen aus Schlucht-Wäldern im Alpenraum stammende Schneeglöckchen Galanthus Nivalis, wurzelt im Gegensatz zum verbreiteten türkischen Schneeglöckchen Galanthus Elwesii extrem tief. Der geschichtssichere Regierungspräsident Mark Weinmeister wusste zu erzählen, dass Kreuzritter die Pflanze vor 700 Jahren mitbrachten.
In Niedenstein vor dem Aussterben gerettet
8 bis 10 Zentimeter unter der Bodennarbe konnte Karl-Heinz Härtl schon in seiner Zeit als Gärtner im Botanischen Garten Kassel die volldurchwurzelten Zwiebeln entnehmen. Dort wurde unter wissenschaftlicher Anleitung und Begleitung der Naturschutzbehörde diese Pflanze 1977, also vor 44 Jahren, vor dem Aussterben bewahrt. Mit Schließung dieser Kasseler Einrichtung wäre sie 1982 möglicherweise doch noch für immer verschwunden.
Im eigenen Gartenbaubetrieb hat Gärtnermeister Härtl das vom Aussterben bedrohte Schneeglöckchen des Burghasunger Klosterberges gerettet und kultiviert. Inzwischen ist die Zucht so stabilisiert, dass die robusten Schneeglöckchen überall ausgewildert werden können.
Schneeglöckchen erhält auch die Bienen-Population
Diese Art der Schneeglöckchen birgt einen enormen ökologischen Schatz. Sie stellt im Frühjahr das erste Futter für Wildbienen in Form von Nektar zur Verfügung, deren Population – nicht nur – in den nordhessischen Regionen stark rückläufig ist. Ihre Besonderheit: Durch die untypisch ständige Nachbildung von Nektar in der Blüte wird das Schneeglöckchen vom Burghasunger Klosterberg zu einer wertvollen und gesunden Nahrungsquelle für die Bienen. Normalerweise beenden Pflanzen nach der Bestäubung diese Produktion.
Jetzt zu Artenrettern werden
Das Schneeglöckchen vom Klosterberg wächst in der Natur nur noch dort, wo es jetzt neu angepflanzt wird. Es lässt sich hervorragend in Gärten ansiedeln! Es kann in der Gärtnerei erworben oder im Online-Shop bestellt werden. Auf diese Weise können alle Gartenbesitzer, Kommunen, Landkreise und Forstämter gleich mehrfach zu Artenrettern werden. Durch die Pflanzung des Schneeglöckchens wird das Aussterben dieser Art verhindert und gleichzeitig eine herausragende Nahrungsquelle für ebenfalls bedrohte Insekten geschaffen.
Jedes Jahr eine neue Pflanze
Regierungspräsident Mark Weinmeister ließ es sich nicht nehmen, selbst Hand anzulegen, bewies sich als fingerfertiger Gärtner und möchte auf der Fläche vor seinem Dienstsitz jedes Jahr eine weitere Pflanze hinzufügen, die in Nordhessen beheimatet und bedroht ist. Auch wenn die Blütezeit der Schneeglöckchen fast vorüber ist: Im kommenden Jahr wird ein dichter, weißer Blütenteppich die Mitarbeitenden und Besucher des Regierungspräsidiums genauso erfreuen, wie die Kasseler Stadtbienen. (rs)
3 Kommentare
Danke.
Empfinde ich nicht als Werbung
Nette Aktion – das geht auch ohne den RP.
Er sollte sich mehr um den Lärmschutz für die Bürger kümmern und es den Bürger erleichtern, seiner Behörde etwas zum Lärmschutz zu übermitteln und nicht so kompliziert wie es derzeit der Fall ist.
Als Bürger des Schwalm-Ede Kreises würden sich die Bürger in Gensungen, Niedervorschütz und Niedermöllrich und an weiteren Orten bestimmt mehr erfreuen, wie an ein paar Schneeglöckchen.
Ansonsten würde ich bei mir auch solche Schneeglöckchen pflanzen.
Wie und wo kriege ich die denn her???
DAS wäre dann wirklich eine nennenswerte Aktion für bedrohte Pflanzenarten.
Der, der die Art gerettet hat gehört in den Vordergrund – und eine Auszeichnung hat er auch verdient.
Wir wollten hier keine Werbung machen, aber Gartenbau Härtl in Niedenstein findet man ohne große Mühe über Suchmaschinen …
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