![Das Baunataler Nord-Süd-Gefälle](https://i0.wp.com/nh24.de/wp-content/uploads/2025/01/Grossenritte-Sued-Baugebiet-Baunatal-2024-12-23-008.jpg?resize=300%2C200&ssl=1)
Das geplante Baugebiet Sommerbachsäcker in Großenritte Süd © Foto: Rainer Sander
Großenritte Nord wird beerdigt – dafür 5 Hektar im Süden
BAUNATAL. Ob der Neubau über Großenritte Nord kommt, ob er über Großenritte Süd kommt oder ob er aber überhaupt nicht kommt, ist nicht egal? Am kommenden Montag werden die Baunataler Stadtverordneten darüber entscheiden, die dritte genannte Variante zu beschließen. SPD und CDU haben einen Antrag mit folgendem Wortlaut eingebracht:
„Da weit überwiegend keine Verkaufsbereitschaft der Eigentümer vorliegt, wird der Magistrat der Stadt Baunatal beauftragt, auch keine weiteren Prüfmaßnahmen fortzuführen und sämtliche Überlegungen zur Vorbereitung eines möglichen Bebauungsplans für das Potenzialgebiet Großenritte-Nord mit den Flächen 7, 7a, 7b und 7c einzustellen, soweit das nicht bereits erfolgt ist.“ Der Wortlaut kann im Ratsinformationssystem nachgelesen werden.
Ein Jahr zurück: Argumente aus dem Bürgermeisterwahlkampf
Wer sich an den Baunataler Bürgermeisterwahlkampf erinnert, der vor genau einem Jahr begann, erinnert sich gewiss nur an wenige ausschlaggebende Punkte. Die Siedlungsentwicklung Großenritte-Nord war ein dominierendes Thema. Das interessierte Bürgern nicht nur im westlichsten Baunataler Stadtteil. Die anderen 6 hätten auch gerne ein paar neue Bauplätze. Dass in Baunatal überhaupt noch Wohnraum für mehr Einwohner gebraucht wird, schien – bei sehr unterschiedlicher Interpretation einer Studie der Uni Kassel – für Bürgermeister Henry Richter – bis heute – nicht belegt.
- Eine Bürgerinitiative, aus der sich Mitglieder zusammen mit einer Interessengemeinschaft gegen Schienenverkehrslärm heute in der Wählerinitiative „Gemeinsam für Baunatal“ getroffen haben, hat vor allem die geplante Versiegelung von Flächen auf wertvollsten Böden infrage gestellt.
- CDU und SPD haben das Projekt zur Siedlungsentwicklung lange unterstützt, mit der Begründung, dass es in schwierigen Zeiten eine Chance bietet und nach ihrer Interpretation Wohnraum benötigt wird.
- Bürgermeister Henry Richter, die FDP und die GRÜNEN sprachen sich dagegen aus. Innenentwicklung vor Außenentwicklung war ihr wesentliches Argument. Also das Schließen von Baulücken.
Nichts gegen Grundstückseigentümer zu unternehmen, die sich der guten Böden wegen wehren, ihr Land zu verkaufen, war das zweite Argument, das auch zu einer Abstimmung mit entsprechendem Beschluss in der Stadtverordnetenversammlung geführt hat. Obgleich noch eine schlüssige Erklärung aussteht, wie man folgerichtig mit Grund und Böden im Innenbereich umgeht, deren Eigentümer genauso wenig bereit sind zu verkaufen.
Südlich von Großenritte werden jetzt Flächen vermarktet
Seit ein paar Wochen stehen Transparente auf wertvollen Böden im Süden von Großenritte, im Gebiet Sommerbachsäcker, die auf die beabsichtigte Bebauung von rund fünf Hektar hinweisen. Für nur etwa ein Viertel dieser Fläche besteht bereits Baurecht – seit einigen Jahrzehnten. Für den Rest steht das noch aus. Der Name sagt es schon, es geht um die Äcker am Sommerbach. Ist dort nun alles anders? Sind die Böden nicht wertvoll? Braucht Baunatal doch Wohnraum?
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Spannende Fragen, wie wir dachten und haben alle Beteiligten beziehungsweise Parteien gefragt, wie sie dazu stehen, ob paar alte Argumente jetzt nicht mehr gelten und auch die Frage aufgeworfen, warum ein Mitglied der FDP gegen die Bebauung von „Großenritte Nord“ an der Seite der Bürgerinitiative aufgefallen ist und jetzt für die Vermarktung in „Großenritte-Süd“ verantwortlich zeichnet. Es scheint offensichtlich zu sein, dass auf absehbare Zeit nicht beides vermarktet werden könnte.
Der neue Plan
Die geplante Bebauung umfasst eine Fläche von rund 5 Hektar und sieht vorwiegend Einfamilienhäuser vor. Doch wie stehen die verschiedenen Akteure zu diesem Projekt? Die Stadt erklärt, worum es geht. Es handelt sich um eine etwa 1,3 Hektar große Fläche am südlichen Ortsrand von Großenritte, für die bereits seit 1988 ein Bebauungsplan für eingeschossige Einfamilienhäuser existiert. Diese Fläche grenzt an bestehende Bebauung und erfordert noch die Erschließung durch technische Infrastruktur und Straßen. Seit 2024 wird sie vom privaten Investor COA Wohnprojekte GmbH & Co. KG vermarktet, in Kooperation mit dem Bauträger Town & Country.
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Ferner identifiziert das Siedlungsrahmenkonzept 2030 zusätzliche potenzielle Erweiterungsflächen westlich und östlich der Sommerbachstraße, die zusammen etwa 3,3 Hektar umfassen. Für eine Bebauung dieser Areale wären jedoch neue Bebauungspläne erforderlich, die Umweltaspekte wie Boden, Klima und Naturschutz berücksichtigen. Während die Ertragsmesszahl der Flächen niedriger als im Norden Großenrittes ausfällt, weisen sie dennoch teils hohe Bodenfunktionen auf, was ihre ökologische Bedeutung unterstreicht. Die Auswirkungen einer Versiegelung auf das Stadtklima können bislang nicht abschließend beurteilt werden.
Die Positionen der Akteure
So sehen das die Akteure. Die vollständigen Antworten sind im Hintergrund nachzulesen.
- Die FDP befürwortet die Bebauung als Beitrag zur Steigerung der Eigentumsquote und sieht keine grundsätzlichen Bedenken gegenüber der Außenentwicklung. Flächenversiegelung und Klimaschutz werden aus ihrer Sicht nicht als priorisierte Themen angesehen. Sie betonen die Bedeutung einer freien Marktentwicklung und die Zustimmung der Eigentümer. Zur Frage nach der Rolle von Herr Tietz in seiner Funktion als Vermarkter des Gebietes im Süden von Baunatal, der Ablehnung von Baunatal Nord und als FDP-Mitglied, sagt Fraktionsvorsitzender Dr. Rainer Oswald: „Im Rahmen der Diskussion über das Baugebiet Großenritte Nord nutzte die FDP-Fraktion seine fundierten Kenntnisse des Baunataler Immobilienmarktes im Speziellen sowie der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen im Wohnungsbau im Allgemeinen.“
- Die GRÜNEN stehen dem Projekt grundsätzlich positiv gegenüber, betonen jedoch die Notwendigkeit, ökologische und nachhaltige Bauweisen im Bebauungsplan festzuschreiben. Sie sehen die Möglichkeit, das Baugebiet als Modell für nachhaltige Entwicklung zu nutzen.
- Die CDU unterstützt prinzipiell die Weiterentwicklung der Stadt, fordert jedoch klare Planungen und eine Berücksichtigung von Faktoren wie Verkehrsbelastung, ökologischen Bauweisen und sozialer Infrastruktur. Kritisch sehen sie das Fehlen von belastbaren Aussagen der Projektentwickler und betonen, dass Entscheidungen erst nach Vorlage detaillierter Pläne getroffen werden sollten, also nicht jetzt. Beispielsweise sind auch Fragen der Verkehrsbelastung und der ökologischen Belastung – gemessen an Maßstäben für Großenritte-Nord – nicht geklärt.
- Die SPD zeigt sich neutral und abwartend. Detaillierte Planungen und Aussagen zu den angesprochenen ökologischen und sozialen Fragen müssten erst vorliegen, bevor eine abschließende Bewertung vorgenommen werden könne.
- Bürgermeister Henry Richter betont die Bedeutung eines ausgewogenen Wohnraumangebots, das sowohl Ein- als auch Mehrfamilienhäuser sowie sozialen Wohnbau einschließen soll. Während er die Innenentwicklung und die Nutzung von Baulücken priorisiert, sieht er in der Planung der Sommerbachsäcker in Großenritte-Süd keine grundsätzlichen Konflikte, da für Teile der Fläche bereits Baurecht besteht. Unterschiede in Bodenqualität und Maßstab zwischen Nord und Süd seien entscheidend für die Bewertung.
- Die Wählergemeinschaft Gemeinsam für Baunatal ist nicht in der Stadtverordnetenversammlung vertreten. Wir haben sie trotzdem gefragt, aber eine Antwort ist nicht bei uns eingegangen.
- Die Bürgerinitiative Großenritte Nord steht der Bebauung nicht grundsätzlich kritisch gegenüber. Sie verweist auch auf die hohe Bodenqualität, sieht aber Potenzial in der Nutzung des vorhandenen Baurechts. Zum Vergleich Bodenqualität macht sie folgende Aussage: „Der Bereich Sommerbachstraße hat aufgrund der nassen und tonigen Verhältnisse einen Wert zwischen 58 und 60 Bodenpunkten. Erst auf der Höhe Richtung Hertingshausen und Besse steigen diese wieder in Bereiche von 70 bis 78. Im Bereich Großenritte-Nord liegen diese Werte bereits auf 72 und steigen Richtung Elgershausen auf 80 Bodenpunkte. Dafür lässt sich der „Bodenviewer“ des hlnug nutzen: (https://bodenviewer.hessen.de/mapapps/resources/apps/bodenviewer/index.html?lang=de )“
Konfliktlinien und offene Fragen
Die Debatte um die Sommerbachsäcker in Großenritte-Süd verdeutlicht mehrere zentrale Gegensätze:
- Bodenqualität und Stadtklima: Während die Kritiker auf die hohe Bodenfunktion und deren Bedeutung für das ökologische Gleichgewicht hinweisen, bewerten Befürworter wie die FDP die Versiegelung weniger kritisch.
- Planungstiefe: CDU und SPD kritisieren den Mangel an detaillierten Plänen, während GRÜNE und FDP die vorhandenen Rahmenbedingungen wohl als ausreichend betrachten. Die Verkehrsbelastung, beispielsweise in einer schon jetzt überlasteten Besser Straße, schein bisher nicht Gegenstand der Planung zu sein. Insbesondere wenn ein Lebensmittelmarkt entstehen soll, wird das ein wichtiges Thema werden.
- Wohnraumbedarf: Die Frage, ob weiterer Wohnraum überhaupt benötigt wird, bleibt strittig. Kritiker argumentieren, dass Baulücken ausreichen würden, während Befürworter auf den Bedarf an Einfamilienhäusern hinweisen und insgesamt wachsenden Wohnflächenbedarf.
Fazit
Die Maßstäbe stehen fest. Nichts gegen den Willen von Grundstückseigentümern, Innen- vor Außenentwicklung, zur Vermeidung der Versiegelung wertvoller Flächen. Und wie aus Großenritte-Nord zu hören ist, hätten ein paar Landwirte, deren Höfe keine Nachfolger haben, vielleicht doch ganz gerne verkauft … Wer hat versprochen, dass Politik einfach ist, und wer glaubt das immer noch?
HINTERGRUND: Vollständige Stellungnahmen
Alle Leser, die es genau wissen wollen, finden hier die vollständigen Stellungnahmen der Parteien und des Bürgermeisters.
Franziska Bünsow – Fraktion DIE GRÜNEN:
Auf Grundlage der uns vorliegenden Unterlagen und Informationen zum bisherigen Prozess und den Plänen des Entwicklers hat unsere Fraktion grundsätzlich eine positive Einstellung zu einer Bebauung, sofern Kriterien für eine ökologische und nachhaltige Bauweise beachtet und im B-Plan festgeschrieben werden.
Udo Rodenberg – SPD-Fraktion
Über die Pläne von COA Wohnprojekte, eine Gesellschaft der Herren Obermann, Borchert und Tietz (COA sind die ersten Buchstaben der Vornamen der Herren), wurden die Magistratsmitglieder und die Fraktionsvorsitzenden in einem extra dafür gemeinsam anberaumten Sitzungsteil der Magistratssitzung am letzten Dienstag von den 3 Herren informiert.
Diese Gesellschaft ist Besitzerin der Flächen westlich der Sommerbachstraße. Für einen Teil davon gibt es einen bestehenden Bebauungsplan (Einfamilienhäuser). Dort wurden erste Häuser von Town & Country gebaut. Die Vermarktung der Grundstücke liegt bei COA Wohnprojekte.
Angedacht ist eine schrittweise Erweiterung des Baugebiets in 2 Schritten, zuerst um die übrige Fläche westlich der Sommerbachstraße und später um einen Teil östlich der Sommerbachstraße, der sich noch nicht im Besitz von COA befindet, für den die Eigentümer aber wohl Verkaufsbereitschaft signalisiert haben. Für die beiden Erweiterungsschritte sind neue Bebauungspläne nötig.
Außer groben Skizzen, welche Flächen jeweils genutzt werden sollen, wurden noch keine Details vorgestellt. Deshalb ist eine abschließende Haltung der SPD noch offen.
Dr. Rainer Oswald – FDP-Fraktion
Das Baugebiet Großenritte Nord wird trotz einer offensichtlichen breiten Ablehnung durch die Bürger immer wieder thematisiert. Ursprünglich als Möglichkeit zur Schaffung von Wohnraum gedacht und von allen Parteien mitgetragen, hat sich dieses Projekt zu einem „Leuchtturmprojekt“ entwickelt, das eine Vielzahl vermeintlicher Bedürfnisse abdecken sollte, welche von der Schaffung günstigen Wohnraums über Mobilitätskonzepte bis hin zur Nahwärme-/Energieversorgung reichten. Sehr früh wurde dies ein integraler Bestandteil der Quartiersplanung, die notwendige Konkretisierung wurde jedoch auf einen späteren Zeitpunkt verschoben, wobei stets betont wurde, dass das Primat des Handelns bei den Stadtverordneten liege.
Bereits zu diesem Zeitpunkt zeichnete sich ab, dass Teile der Planung auch Infrastrukturmaßnahmen beinhalteten, die zu Lasten des ohnehin angespannten Haushalts der Stadt Baunatal gehen würden. Die erhofften Steuereinnahmen könnten diese Kosten nicht kompensieren. Schon in einem frühen Stadium des Planungsprozesses meldeten sich kritische Stimmen, die nachdrücklich auf vorhandene Hemmnisse und Fehlannahmen hinwiesen. Die offene Diskussion mit allen Beteiligten ist für mich ein wesentlicher Bestandteil der politischen Streitkultur und führte in diesem Fall sogar zu einem Umdenken meinerseits. Im Rahmen der geführten Gespräche stellte sich heraus, dass die Eigentümer der betreffenden Flächen ihre definitive Ablehnung eines Verkaufs bereits mehrfach und deutlich geäußert hatten, was der FDP so bislang nicht mitgeteilt worden war. Zudem wurde klar, dass diese Flächen aufgrund ihrer Bodengüte und Größe für die Existenz der landwirtschaftlichen Betriebe unabdingbar sind. Diese Argumente, gepaart mit den ökonomischen Risiken für den städtischen Haushalt, führten zu einer Ablehnung weiterer Planungen hinsichtlich dieses Gebiets.
Die Situation bezüglich des 5 ha großen Baugebiets gestaltet sich hingegen völlig anders, da in diesem Fall die Vermarktung einer Fläche vorgesehen ist, deren Eigentümer einer Bebauung positiv gegenübersteht. Diese Fläche ist im Regionalplan verzeichnet, und für einen Teil der Fläche liegt seit Jahren ein rechtskräftiger Bebauungsplan vor. Die FDP setzt sich seit Jahrzehnten für eine Stärkung der Eigentumsquote ein. Dieses Ziel war auch im Koalitionsvertrag der gescheiterten Bundesregierung verankert. Daher gab es zu keinem Zeitpunkt eine ablehnende Haltung der FDP hinsichtlich der Außenentwicklung. Zudem habe ich niemals mit Begriffen wie „Flächenversiegelung“ oder „Klimaschutz“ argumentiert. Ganz im Gegenteil betrachte ich diese Themen als individuelle Angelegenheiten, was auch dem liberalen Grundsatz der Entscheidungsfreiheit entspricht.
Sebastian Stüssel – CDU-Fraktion
Ganz grundsätzlich steht die CDU weiterhin einer Weiterentwicklung der Stadt und der Schaffung neuen Wohnraums in Baunatal positiv gegenüber. Allerdings müssen in der politischen Bewertung für ein Baugebiet in Großenritte Süd natürlich auch dieselben Argumente gelten, die bereits für Großenritte Nord gegolten haben.
Verbrauch von nutzbaren Ackerflächen, Flächenversiegelung, Frischluftschneisen, Grundwasser, Zerstörung von Flora und Fauna, Verkehrsbelastung und Infrastruktur etc., sind für uns ebenso von Bedeutung wie ökologische Bauweisen, soziale Strukturen, regenerative Energien, nachhaltige Wohnformen, ein vernünftiger Angebotsmix, eine positive Weiterentwicklung der Infrastruktur und die Schaffung von bezahlbarem Wohnraum.
Gerade im zweiten Teil dieser Betrachtung, wie der Wohnraum nachhaltig und zukunftsweisend gestalten soll, sehen wir bei Süd, ganz im Gegensatz zu Großenritte Nord, bisher noch überhaupt nicht, wo dieses Projekt hinführen soll. Weder liegen uns hierzu entsprechende Unterlagen noch belastbare Aussagen vor.
Schwerer noch wiegt die Tatsache, dass hier nach sehr vagen Andeutungen der Entwickler auf einmal auch ein Supermarkt angesiedelt werden soll. Das würde die Sachlage dramatisch in Bezug auf wichtige Aspekte, wie Verkehrsbelastung und Beeinträchtigung der bisherigen und neuen Anwohner usw., verändern. Selbiges gelte für die räumliche Ausdehnung.
Damit öffnete man dann Raum für weitere Spekulationen, die möglicherweise erheblichen Unmut der Anwohner entfachen könnten. Hieran tragen gerade Henry Richter und die Grünen einen nicht unwesentlichen Anteil. Aber wenn man durch permanente Fake News und gezielte Desinformation die Menschen erst mal emotional gegen jegliche Form der Bebauung aufgeladen habe, sei es nahezu wahnwitzig, jetzt ausgerechnet von CDU- und SPD-Unterstützung bei einem solchen Blindflug zu erwarten.
Angesichts dieser Tatsache entbehrt es nicht einer gewissen Ironie, wie der amtierende Bürgermeister und die Grünen in Baunatal ausgerechnet bei diesem Baugebiet offensichtlich überhaupt keine Vorbehalte bei der Verabschiedung eines städtebaulichen Vertrages haben. Dabei waren gerade der Bürgermeister als auch die Grünen bis zuletzt immer wieder massive Gegner jeglicher baulichen Entwicklung. Dies galt übrigens nicht nur für Großenritte Nord, sondern sogar bei der Entwicklung einer möglichen Tiny-House-Siedlung am Bärwinkel.
Möglicherweise ginge es Henry Richter und den Grünen allerdings weniger um Sachargumente, sondern vielmehr darum, wer hier in Baunatal überhaupt bauen dürfe. Ebenso scheine bei solchen Projekten auch Wahlkampfunterstützung eine nicht unerhebliche Rolle zu spielen.
Aber gleichwohl muss insgesamt also vorher ganz klar sein, was sich an dieser Stelle zukünftig genau entwickeln soll. Erst dann gilt es für die Fraktionen, dies politisch abzuwägen und darüber zu beraten. Wir werden also definitiv keinesfalls eine leichtfertige Entscheidung zulasten der anliegenden Anwohner beispielsweise in der Besser Straße, Sommerbachstraße und Niedensteiner Straße treffen.
Bürgermeister Henry Richter (parteilos)
Grundsätzlich brauchen wir einen gesunden Mix aus Ein- und Mehrfamilienhäusern unter der Berücksichtigung der Aspekte altersgerechtes Wohnen, Junges Wohnen sowie sozialer Wohnbau. Dabei steht das Schließen von Baulücken und das Nutzen von Leerstand im Vordergrund. Für das angesprochene Baugebiet im Süden von Großenritte besteht bereits seit Jahrzehnten das Baurecht – das Verfahren lief also schon unter meinen Vorgängern.
Die zwei betroffenen Gebiete im Norden sowie im Süden von Großenritte sind schon allein aufgrund des Maßstabs nicht zu vergleichen. Zumal auch die Bodenqualität unterschiedlich ausfällt. Die Entscheidung über das Baugebiet obliegt der Politik. Die Stadtverordnetenversammlung wird über den städtebaulichen Vertrag abstimmen. Das Projekt wird dem Magistrat und den politisch Verantwortlichen durch den Objektträger im Vorfeld vorgestellt. Im Übrigen laufen die Verhandlungen mit dem Objektträger seit bereits zwei Jahren. (rs)
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1 Kommentar
Im Bericht ist leider ein Fehler:
Es waren nicht Mitglieder der „Interessengemeinschaft gegen Schienenverkehrslärm“ sondern Mitglieder der Interessengemeinschaft „GEMEINSAM für BAUNATAL“, die sehr erfolgreich die neue Wählergemeinschaft „GEMEINSAM für BAUNATAL“ gegründet haben, die jetzt die GroKo aus SPD und CDU zum Umdenken bewogen hat.
Damit ist jedoch das überdimensionierte Neubaugebiet Großenritte-Nord noch nicht endgültig vom Tisch, denn die GroKo weigert sich, das Neubaugebiet Großenritte-Nord auch aus dem Regionalplan NordOstHessen herausnehmen zu lassen und fordert in der Stellungnahme der Stadt Baunatal vom November 2024 sogar noch eine Erweiterung von 23 ha auf über 30 ha.
Ist der Antrag der GroKo also doch nur eine kalkulierte Wählertäuschung?