GUDENSBERG. Das Evangelische Forum Schwalm-Eder lud zu einer Diskussionsveranstaltung über Reformen im Gesundheitswesen und deren Auswirkungen auf die Gesundheitsversorgung im ländlichen Raum ein. Über einhundert Interessierte versammelten sich im Bürgerhaus Gudensberg.
Pfarrer Dierk Glitzenhirn begrüßte Thomas Müller, Leiter der Abteilung Arzneimittel, Medizinprodukte und Biotechnologie im Bundesministerium für Gesundheit (BMG), und Dr. Edgar Franke, SPD-Wahlkreisabgeordneter und Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesgesundheitsministerium. Müller betonte, dass ländliche Regionen vom Strukturwandel betroffen seien, was auch die Verteilung von Arztpraxen, Krankenhäusern und Apotheken beeinflusst. „Schließungen auf dem Land sind seltener, aber ihre Auswirkungen sind umso größer“, erklärte er. Die geplante Apothekenreform sieht mehr Flexibilität vor, darunter abgesenkte Mindestgeschäftszeiten, der Ausbau der Telepharmazie und die Möglichkeit, Apotheken von erfahrenen PTAs betreiben zu lassen. Eine Aussage aus dem Publikum, „In die Apotheke gehört ein Apotheker“, wurde mit Applaus bedacht. Kritik gab es zudem an Versandapotheken, Lieferengpässen bei Arzneimitteln und technischen Problemen mit dem E-Rezept.
Zu den anwesenden Apothekern gehörten Holger Seyfarth, Vorsitzender des Hessischen Apothekerverbandes, und Ursula Funke, Vizepräsidentin der Bundesapothekerkammer.
Das Bild
Diskussionsabend rund um die Gesundheitsversorgung auf dem Land (v.r.): Moderator Dierk Glitzenhirn, Prof. Dr. Edgar Franke (MdB), Referent Thomas Müller und Gudensbergs Bürgermeisterin Sina Massow (wal)
Staatssekretär Franke stellte die geplante Krankenhausreform vor, die das System der Fallpauschalen durch eine Vorhaltevergütung ersetzen und mit einem unabhängigen Klinikatlas die Leistungstransparenz verbessern soll. „Wir brauchen ein gemischtes System, das sowohl bedarfsnotwendig als auch ökonomisch ausgerichtet ist“, erklärte er und wies auf die angespannte Finanzlage hin.
Zur Verbesserung der Landarztpraxen wurde der Vorschlag gemacht, sie künftig zu entbudgetieren und Vorsorge- sowie Vorhaltepauschalen zu zahlen. Ein Teilnehmer merkte an, dass es zu wenige Studienplätze für Ärzte gibt. Franke wies darauf hin, dass Universitäten Ländersache seien und ein Versuch des Bundes, 5.000 zusätzliche Studienplätze zu schaffen, am Veto des Finanzministeriums gescheitert sei.
Im Anschluss konnten die Teilnehmenden an drei Beratungstresen individuelle Probleme mit dem Gesundheitswesen besprechen. (wal)