
Rainer Sander © Foto: Tino Basoukos | nh24
FRIELENDORF. Es geht los, wir haben uns ins neue Jahr geknallt. Ich habe einen Husky und der regt sich nicht, wenn es donnert. Da gibt es allerdings empfindlichere Tiere. Ich persönlich fand es schon die letzten Tage etwas lästig, wenn ein paar Jugendliche in der Nachbarschaft bereits gezeigt haben, dass das Taschengeld für allerlei Knallkörper gereicht hat. Ich habe mich aber an meine Jugendzeit in Kassel erinnert, als wir Ladykracher auch in Briefkästen geschmissen haben, weil’s da am besten rummst.
Im Bundesgebiet war die Silvesternacht zumindest ungefährlicher und ruhiger als 2022/2023.
Früher war alles besser, echt!
In 50 Jahren kann man schon mal vergessen, wie die eigene Jugend war. Das war übrigens die Zeit, in der alles besser gewesen ist. Ganz sicher! Da haben alle mehr verdient, weniger Steuern bezahlt, weniger gearbeitet und es wurde vor allem nicht gestohlen und gemordet. Echt! Was die Straftaten betrifft: In Wirklichkeit geht die Statistik insbesondere bei Gewalttaten und dort vor allem bei Morden kontinuierlich zurück. Trotz Flüchtlingen. Wir haben auch das früher selbst erledigt …
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Ich erinnere mich wie gestern, dass meine Mutter – bis ich ins Gymnasium kam – noch mit der Hand Wäsche gewaschen und Kochwäsche auf dem Herd gekocht hat. Kochwäsche eben. Fritten auf dem Herd in einem Topf voll heißem Öl waren immer hart an der Brandkatastrophe. Wenn ich meine Freunde hätte anrufen wollen, um mich zum Spielen zu verabreden … Ach Quatsch, auf die Idee wären wir gar nicht gekommen. Die Einheit hat später von Baunatal-Großenritte (Ortsnetz Schauenburg) nach Baunatal Altenbauna (Ortsnetz Kassel) 21 Pfennig gekostet und das im Minutentakt. Papi wäre explodiert. Er hat dafür auch samstags arbeiten müssen, Mutti ebenfalls und sogar Schule fand an Samstagen statt. Work-Life-Balance gab‘s nur sonntags. Ich erinnere mich, dass die Einkommen deutlich niedriger waren, aber ein Farbfernseher (!) 1975 so um die 2000 Mark gekostet hat (nach heutiger Kaufkraft 3.000 Euro). Für viele Krankheiten wie Herzerkrankungen, Leukämie, Magengeschwüre oder den Grauen Star gab es noch keine Lösung. Grippewellen mit zig Tausenden Opfern sind einfach passiert.
Sehnt sich wirklich jemand danach? Also ich möchte das alles nicht mehr. Ich hätte gerne manches besser, aber ein Grund für dieses ständige Gefühl, das alles linear oder rasant schlechter wird, will sich nicht offenbaren.
Was bringt das neue Jahr? Was kommt auf uns zu?
Ein bisschen ändert sich jetzt. Es gibt 61 €uro mehr Bürgergeld für Alleinstehende, 0,41 €uro mehr Mindestlohn jede Stunde. Für qualifizierte Pflegefachkräfte klettert er sogar auf 19,50 €. Dafür steigt der CO2-Preis und es werden Benzin sowie Diesel rund 4 bis 5 Cent/Liter teurer. Auch Heizöl und Gas werden dann mehr kosten. Dafür wird Cannabis legal. Und billiger. Vermutlich … Ok, wer’s braucht …
Fachkräftemangel ist keine Erfindung der Medien. Nahezu alle von uns müssen für Kolleginnen und Kollegen mitarbeiten, deren Stellen gerade nicht zu besetzen sind. Am schlimmsten ist das in der Pflege, weil es da die gravierendsten Lücken schlägt oder in den Kindergärten, weil Mama und Papa nicht arbeiten gehen können, wenn die Kinder im Kindergarten nicht versorgt werden.

Ich höre ständig, dass sich das Problem lösen würde, würde mehr gezahlt. Tatsächlich passiert das sogar. Aber zur Wirklichkeit gehört, dass unsere Pflegedienste, Pflegeheime und Kindergärten von uns bezahlt werden müssen. Es will aber kaum jemand dafür mehr zahlen. Wenn außerdem alle anderen Branchen immer noch ein bisschen mehr bezahlen, bleibt die Relation zwischen den Gehältern immer gleich. Genau das passiert gerade. Wir haben ein System geschaffen, in dem nicht mehr die Eltern für die Erziehung der Kinder zuständig sind und Familie nicht mehr für die Versorgung und Pflege der Großeltern. Wir sind davon ausgegangen, dass das besser ist? Und haben echt geglaubt, das Geld dafür fällt vom Himmel und zwei Einkommen sind besser als eins oder zwei Halbe? Nebenbei: Unsere Kinder sind besser betreut denn je, aber die Leistungen werden immer schlechter. Und für die Ganztagsbetreuung werden definitiv die Fachkräfte fehlen.
Das Drama mit dem Klima
Die Sache mit dem Klima wird uns auch 2024 nicht in Ruhe lassen. Was nun wirklich aus dem Heizungsgesetz wird, was gefordert und was aus der Mehrwertsteuer wird, wissen wir nicht. Die aktuelle Hochwasserlage ist für viele auch nur Wetter. Das war schon immer so, haben wir nur nicht richtig mitbekommen. Außerdem mehren sich Stimmen derjenigen, die meinen, man könne doch einen anderen Weg einschlagen. Weil Deutschland das Problem ohnehin nicht lösen kann, sich einfach auf die Situation einstellen und Vorsorge treffen für die Zeiten wenn‘s schlimmer wird. Die Energiewende ist nämlich zu teuer.
Wenn wir zu Ende denken, was es für unsere Gebäude-Versicherungen und die Schadensbeseitigung bedeutet, wenn wir solche Hochwassersituationen, Stürme und Starkregen jetzt jedes Jahr bekommen und diese vielleicht noch viel schlimmer werden. Alle diejenigen, die glauben, dass der Staat dann einfach mehr Geld leihen muss, dürften enttäuscht sein, wenn sie feststellen, dass es dagegen zum einen Regeln gibt und uns zum anderen die Inflation aber verheerender träfe als alles andere. Wir zahlen die Schäden so oder so und zwar immer aus unserer Tasche. Wer sonst?
Aber stellen Sie sich vor, das mit dem Klimawandel käme gar nicht so schlimm. Wir müssten dann die nächsten Jahrzehnte in einer intakten und sauberen Umwelt leben. Schrecklich diese Vorstellung, oder? Auf jeden Fall werden die Restaurant- und Gaststättenbesuche 12 Prozent teurer. Die normale Mehrwertsteuer kehrt zurück.
Ein bisschen mehr Klarheit wäre nicht schlecht …
Wir leben 2024 mit den Folgen des Karlsruher Urteils, nachdem die Schuldenbremse keine Farce ist. Schön, wenn das klar wäre und die aktuellen Krisen nicht als Notlagen definiert werden. Keine der jüngsten Krisen hatte wir auf dem Schirm. Und es scheint doch so zu sein, dass der Krisenmodus nicht aufhört, wenn wir die Hochwasserlage und die Wettervorhersagen betrachten.
Ich fände es schön, wenn die Geschichten aufhören würden, nach denen wir immer weniger Verantwortung tragen und der Staat im Grunde alles leisten kann und muss. Muss er nicht und kann er auch nicht. Ein wenig mehr Klarheit und Ehrlichkeit wäre mein Wunsch für 2024 …
Ihr
Rainer Sander
8 Kommentare
@Nordhesse
Warum so schlechte Laune? Nicht zur AfD-Silvesterparty eingeladen worden?
Da bin ich voll neidisch auf Dich. Aber ich wäre da auch lieber ins Bergheim als zu den Grünen gegangen. Aber wenn ich sehe dass Du mit so einer miserablen Laune da rausgekommen bist hab ich’s doch richtig gemacht und bin auf dem Teppich geblieben. Vielleicht hebt es Deine Stimmung wieder wenn Du zur Müller Milch greifst…
Falls du mich meinst: Selber Schuld wenn du hier etwas liest das dir nicht gefällt.
„In Wirklichkeit geht die Statistik insbesondere bei Gewalttaten und dort vor allem bei Morden kontinuierlich zurück. “
Ein Hohn gegenüber den Opfern. Sie verharmlosen Verbrechen mit ihrem Allerweltsgerede.
Es gibt viele Kurven, ich weiß nicht, welche Sie sich ausgesucht haben. Entscheidend ist doch nicht, ob die Kurve nach oben oder unten geht. Entscheidend ist, wieviele Verbrechen hätten verhindert werden können.
Uns geht es nicht schlecht –
wie viel 22 Jährige fahren dennn mit einem 100 000 € durch Kassel und Umgebung ?
Wie viel Mitarbeiter leben von Produktion, Vertrieb und technischen Support ?
Frag mal wieviel Mitarbeiter der Kirchen, Behörden 3000 € oder so als Inflationsausgleich erhalten?
Frag mal wieviel Alleinerziehende die von Bürgergeld oder so leben müssen, die Alt, krank und mit geringem Einkommen ebenfalls 3000 € Inflationsausgleich erhaltennhaben ?
Frag mal wieviel Politiker, Führungskräfte von Kirchen und Behörden aktiv vor Ort in Kriegsgebieten,Überschwemmungsgebiten unterwegs sind und tatkräftig helfen ?
Uns geht es gut ?
Ich neige eher dazu festzustellen, das es manchen oder vielen gut geht.
Aber allein 9,5 Millionen Bürgergeld Bezieher sprechen doch auch eine deutliche Sprache.
Also nur an so 2 Banalitäten “ Es geht uns gut “ fetstzumachen, finde ich etwas gewagt.
Respet für diesen Beitrag, da war viel wahres dran.
Und wenn ich so durch den Ort gehe und die Berge an Munitionsresten sehe, die von dieser Nacht übrig geblieben sind … …
Die Gemeindemitarbeiter werdens schon richten? Wir haben ja schließlich Vollpension gebucht?
Brot für die Welt und die Wurst bleibt bei uns.
22- jährige Autofahrer die mit einem M4 für 100.000,00 Euro in Kassel Unfälle machen?
Ach wie gehts uns doch so schlecht?
So schecht gehts und dann doch wohl wirklich nicht.
Frag mal wieviel 2 Jobs haben um die Miete und die Nebenkosten bezahlen zu können !
Frag mal wieviel Bruchbuden durch Abzocke zu horrenden Preisen vermietet werden ?
Oder schau mal hier:
„Mieter frieren in Wohnblocks
In Borken und Wabern gibt es erneut Ärger mit Wohnungsbaugesellschaft“
Geh doch mal in die Altstadt von Homberg oder anderen Kommunen.
Es fehlen (angeblich) Wohungen ?
Ws fehlt ist ein Wohnungsbewirtschaftung die in Ausnahmesituationen Zwangsbelegung und Zwangsrenovierung beschließt.
Nach dem Krieg war das kein Problem.
Und:
Frag mal rum, ob alle die zu uns kommen wirklich arm sind.
In meinem Bekanntenkreis gibt es genug, die sich über das was etliche dieser „armen“ Landsleute an Eigentum in ihrer Heimat haben.
Wohlgemerkt … etliche, einige, nicht alle
In dem Sinne: Solnage wir das könne geht es uns gut.
Was aber ist, wenn das Engagement nicht nur in der Ukraine uns immer mehr abverlangt?
Geht es uns dann nich Gut wenn alels so still vor sich hin vergammelt ?
Bildung ? Renteneintrittsalter, usw.
Ach und Herr Scholz “ Es ist ja nur eine geringe Belastung die auf die Bürger zu kommt.
Das kann nur einer sagen, der über genügend Einkommen verfügt.
Der User Wolfgang hat doch Recht, so schlecht geht es uns nicht. Ja, es gibt noch einiges zu tun, aber Kriegsflüchtlinge als bessergestellt darzustellen, ist schon arg. Würden Sie tauschen wollen?
4,6 % von allen Erwerbstätigen haben einen Zweitjob, eine Zahl im unteren einstelligem Bereich. Es gibt immer Ungleichgewicht im Leben.
Wir leben zum Glück nun mal nicht im Sozialismus in dem es jedem gleich gut oder schlecht geht, weil er nicht funktioniert. Aber jeder kann sich Unterstützung holen.
Ja, in vielen Bereichen muss noch einiges getan werden und das wird selbstverständlich auch unser Geld kosten, wessen den sonst. Damit müssen wir dann klarkommen. Man kann nicht Forderungen stellen ohne zu fragen, wer bezahlt.
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