Ganz Schwalmstadt immer Konfirmationsstadt – aber der Wallgraben…
SCHWALMSTADT. Konfirmationsstadt und Wallgraben waren Themen der Stadtverordnetenversammlung zu Schwalmstadt am 7. October im Jahre des Herrn 2021. Es erscheint wie eine Polarität der Geschichte. Das eine wird zur Last, das andere zur Chance. Eigentlich könnte beides Chance, tatsächlich aber auch Last sein.
In Schwalmstadt ist man sich in dieser Frage weder richtig einig, noch kennt man den Weg so genau. Jedenfalls wabert noch immer der Gedanke durch die Stadtgesellschaft, dass eigentlich nur Ziegenhain Konfirmationsstadt ist und nicht etwa auch Treysa und entsprechend zögerlich wird mit der Zusatzbezeichnung umgegangen.
Es gäbe Mangel in der Konversation, stellte die CDU-Fraktion fest, weil diese Zusatzbezeichnung Konfirmationsstadt auf den Briefköpfen und in der Korrespondenz fehle. Ein Antrag der CDU-Fraktion wollte die durchgehende Verwendung der Zusatzbezeichnung „Konfirmationsstadt“ festschreiben. Sie sei ein Alleinstellungsmerkmal für Schwalmstadt.
- Anne Willer (CDU) erinnerte daran, dass die Stadt Glück gehabt habe, dass hier 1539 Geschichte geschrieben wurde. Im Vergleich zur Lutherstadt Wittenberg gäbe es Nachholbedarf.
- Matthias Reuter (FW) fragte, „wo war die CDU auf der letzten Stadtverordnetenversammlung. Da heben wir entscheiden, bis Januar an einem Konzept für die Vermarktung der Konfirmationsstadt zu arbeiten.“
Nach Blickkontakten und Nicken zwischen den „Bürgerlichen Parteien“ fiel dennoch eine eindeutige Entscheidung: Schwalmstadt wird jetzt immer vollständig Konfirmationsstadt Schwalmstadt heißen.
Ein Pflegeplan für den Wallgraben?
Ein weiteres, nicht minder bedeutsames Alleinstellungsmerkmal für Schwalmstadt ist der Ziegenhainer Wallgraben. Der sieht nicht entferntesten so aus, wie in der Zeit seiner Entstehung und hat mit seiner Geschichte als Kulturdenkmal rein gar nicht mehr gemeinsam. Die Funktion eines Wallgrabens war die Verteidigung und die gelang nur, wenn man auch Übersicht behalten konnte. Als der Wallgraben noch Wallgraben war, bot er freie Sicht von der Festung ringsum, in alle Richtungen. Da gab es weder Bäume noch Sträucher. Eine Wiederherstellung des historischen Zustandes, wenn die Stadt mit dem Festungsverbund Forte Cultura ernst machen will, dürfte nicht leicht vermittelbar sein.
Ein Antrag der Fraktion FREIE WÄHLER begnügt sich zunächst damit, den zuwachsenden Wallgraben wenigstens überhaupt sichtbar zu erhalten und dazu einen „Entwicklungs- und Pflegeplan Wallgraben“ zu erarbeiten. Beginnend mit dem kommenden Haushalt solle in beiden Wallgräben dafür Sorge zu tragen, dass der Wallgraben seiner historischen Bedeutung entsprechend gestalten und vor allem gepflegt wird.
- Matthias Reuter (FW) erklärte dazu, mit allen Nutzern und vielen Anliegern habe man gesprochen. Der Wallgraben wächst zu. Zwei bis drei Aktionen im Jahr wären nötig. Der Zulauf komme aus der Schwalm auch der Graben dafür müsse gereinigt werden.
- Dirk Spengler (CDU) formulierte dazu ein klares Ja! Der Wallgraben war im Ortsbeirat Ziegenhain immer ein Thema. Die CDU will aber zunächst an die JVA, also das Land herantreten, dem die meisten Grundstücke am Wallgraben gehören.
- Tobias Kreuter (SPD) findet den CDU-Vorschlag zustimmenswert.
Genau so stimmten die Stadtverordneten dann auch ab und Stadtverordnetenvorsteher Reinhard Otto (CDU) formulierte passend: Der Bürgermeister darf jetzt einen Termin in Wiesbaden machen. nh24 möchte in diesem Zusammenhang daran erinnern, dass auf nh24-Initiative das „Bündnis Festung “, der „Arbeitskreis Festung“, Justizministerin Eva Kühne Hörmann und örtliche Kommunalpolitiker am 2. Oktober 2018 zusammenkamen. In diesem Treffen wurde die historische Wiederherstellung des Wallgraben erörtert und die Justizministerin hat die Möglichkeit eingeräumt, dass sich das Land auch von seinen Liegenschaften am Wallgraben trennen würde. Vielleicht eine gute Gelegenheit, das Thema in der Tat wieder aufzugreifen. (Rainer Sander)
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