15. bis 17. Februar: 10. Internationale Klaviertage
BAD WILDUNGEN. Hochwertig besetzt und genussvoll zelebriert, so präsentieren die litauische Pianistin Guoda Gedvilaite und Gereon Schoplick (Stadtmarketing Bad Wildungen) gemeinsam die Internationalen Klaviertage vom 15. bis 17. Februar 2019. Zum ersten Mal ist ein Kammerorchester mit dabei.
Bereits zum zehnten Mal wird die altehrwürdige Bad Wildunger Wandelhalle Mitte Februar zum stilvollen Schauplatz eines hochkarätig besetzten Internationalen Klavierfestivals. Aeham Ahmad aus Syrien, der weltweit als „Pianist aus den Trümmern“ bekannt wurde, gestaltet gemeinsam mit dem renommierten Jazz-Pianisten Edgar Knecht das Eröffnungskonzert unter dem Titel „Keys to Friedship“.
Hochkarätige Besetzung in der Wandelhalle
Die Veranstaltungsreihe „Internationale Klaviertage Bad Wildungen“ ist längst mehr als ein Geheimtipp für Insider; sie ist inzwischen für viele Musikfreunde aus der Badestadt und aus der gesamten Region zum alljährlich festen Termin im Februar avanciert. Das Publikum darf sich auch diesmal wieder auf drei Tage voller Klaviermusik vom Feinsten freuen. Vom Eröffnungskonzert am Freitag über die Highlights am Samstag bis hin zum Abschluss am Sonntag gehört Wandelhalle auch diesmal wieder ganz dem Zauber der „schwarzen und weißen Tasten“.
Die Programmübersicht
Freitag, 15.2.2019
19.30 Uhr – Aeham Ahmad (Syrien) und Edgar Knecht Trio: „Keys to Friendship“. Ort: Wandelhalle Bad Wildungen, Quellensaal – Eröffnungskonzert mit spannender und musikalischer Begegnung von arabischen Rhythmen und Melodien, deutschen Volksliedern mit der Spielfreude und der Improvisation des Jazz.
Samstag, 16.2.2019
10:30 Uhr – Signierstunde mit Aeham Ahmad, dem „Pianisten aus den Trümmern“ zu seinem bewegenden autobiografischen Buch: „Und die Vögel werden singen“. Ort: Buchhandlung „Buchland“, Bad Wildungen (Brunnenstraße 54)
15:00 Uhr – Das junge Konzert mit Johanna Tarcson sowie Schülern und Musiklehrern. Ort: Foyer Wandelhalle an der Wasserwand der Musikschule Bad Wildungen
19:30 Uhr – Kammerorchester Klaipedia (Litauen): Konzerte für Klavier und Orchester von Robert Schumann. Solisten: Guoda Gedvilaitė (Litauen): Klavier, Mindaugas Bačkus (Litauen): Violoncello. Außer dem Klavierkonzert erklingen Werke für Kammerorchester von Mendelssohn, zwei zeitgenössischen litauischen Komponistinnen sowie Klaviermusik von Clara Schumann. Ort: Wandelhalle Bad Wildungen, Quellensaal.
Sonntag, 17.2.2019
11:30 Uhr – Matineekonzert mit Alexandra Mikulska (Polen): Fréderic Chopin im Portrait. Die preiskrönte polnische Meisterpianistin spielt die wunderbare romantische Musik des bekanntesten Komponisten ihres Landes. Ort: Wandelhalle Bad Wildungen, Quellensaal
15.30 Uhr – Abschlusskonzert „Tribute to Clara Schumann“. Mitglieder des Klaipeda Kammerorchester, Guoda Gedvilaite und Gintaras Janusevicius: Klavier. Werke von Clara und Robert Schumann, Felix Mendelssohn Bartholdy, Johannes Brahms sowie das Klavierkonzert von Clara Schumann. Ein romantisches Konzert für die ganze Familie. Im Mittelpunkt steht die Musik von Clara Schumann, deren Geburtstag sich dieses Jahr zum 200. Mal jährt, sowie ihrer Zeitgenossen. Ort: Wandelhalle Bad Wildungen, Quellensaal.
Auf www.bad-wildungen.de findet man das gesamte Programm mit allen Infos zu den Künstlern und Werken unter „Kultur & Veranstaltungen“ beim Menüpunkt „Festivals“.
Eintritt/Kartenservice:
Eintritt: 3-Tages-Ticket: 48,- Euro, Einzelpreise: 20 €, außer Matinee (17.2.): 16 €
Kinderpreis für das Abschlusskonzert (unter 18 Jahre mit Erwachsenen-Begleitung): 7 €
Tickets gibt es bei: Kur- und Tourist-Information Bad Wildungen, Brunnenallee 1, 34537 Bad Wildungen (Tel. 05621 / 96567-41) sowie im Internet wahlweise direkt über die Bad Wildunger WebSite (www.bad-wildungen.de) oder unter www.reservix.de.
Hintergrund: Keys To Friendship
Edgar Knecht & Aeham Ahmad
Keys to Friendship: Gewinner des Creole Festival Preises 2017. Keys to Friendship ist die so beeindruckende wie bewegende Geschichte einer Begegnung. Zwei Menschen, zwei Pianisten, die in der grotesk polarisierten Welt eigentlich nicht zueinander hätten finden sollen, trafen aufeinander, lernten sich kennen und inspirierten sich schließlich gegenseitig – Kraft der Musik.
Aeham Ahmad ist ein palästinensisch-syrischer Pianist, der aus dem Krieg Bilder rund um den Globus sandte, die weltweit den Atem stocken ließen. In die Straßen des völlig zerbombten syri-schen Flüchtlingslagers Jarmuk zog er Tag für Tag sein Piano auf einem Rollenträger, um der Hoffnungslosigkeit des Kriegs, die Trost spendende Stärke der Musik entgegenstellen zu können. „Wir hatten nichts mehr, keine Medikamente, kein Wasser, keine Nahrung. Alles war zerstört, außer unserem Lebenswillen und meinem Piano. Jedes Mal, wenn ich auf der Straße, umzingelt von Trümmern, spielte, dachte ich, die nächsten fünf Tage nicht zu überleben. Ich spielte palästinensische, syrische Volksweisen und sah in den Augen der traumatisierten Nachbarskinder ein Leuchten“, erinnert sich der 29-Jährige. Wer die Dokus über Aeham Ahmad in der BBC und im ZDF gesehen hat, weiß, dass es einem Wunder gleicht, ihn heute, dank des Engagements einer TV-Journalistin, in Wiesbaden beheimatet zu wissen.
Edgar Knecht ist studierter Pianist und Komponist. Der „Überflieger am Flügel“ konzertierte bereits mit 14 Jahren und destillierte im Verlauf seiner schillernden Karriere ein zur persönlichen Handschrift gewordenes Sujet. Jazz und Folk-Weisen unterschiedlicher Provenienzen verband er auf einzigartige Weise mit Volksliedern seiner deutschen Heimat. Ihm gelang das Kunststück, Lieder, die scheinbar Patina angesetzt hatten oder jene, die wegen ihres Missbrauchs während der Nazizeit in Misskredit geraten waren, zu entstauben und sie in ihrem bisweilen widerständigen Glanz wiederentdecken zu lassen. „Ein ganz entscheidender Punkt ist für mich dabei das Freilegen meiner eigenen musikalischen Wurzeln. Andere Kulturkreise können das, aber bei uns ist der Umgang mit Volksliedern aus verständlichen historischen Gründen schwierig. Dabei gibt es viele, die auch heute ebenso bewegend wie unbedingt relevant sind“, sagt der Kasseler Musiker. Zusammen mit Rolf Denecke am Kontrabass und Tobias Schulte am Schlagzeug wird er für seine einzigartige Musik weltweit gefeiert.
Gedankenfreiheit, das auf dem Volkslied Die Gedanken sind frei basiert, ist ein Stück, das Edgar Knecht zunächst als Auftragsarbeit für die Verleihung des hochdekorierten Kasseler Bürgerpreises an Joachim Gauck arrangiert hatte. Für das gemeinsame Album Keys To Friendship neu bearbeitet, erfährt das Stück, in seiner Muttersprache gesungen von Aeham Ahmad, eine gera-dezu treffsicher formulierte Aktualität. Der junge Mann, der einem Regime entfloh, das keine Demokratie und damit keine Freiheit der Gedanken duldet, singt über einer deutschen Volks-weise von Freiheit! Vier der neun Kompositionen auf Keys To Friendship stammen von Aeham Ahmad, fünf steuerte Edgar Knecht bei. Entstanden ist ein Werk, das auch losgelöst von Aehams Lebensgeschichte mit enormer emotionaler Intensität bannt.
Musik wandert. Volksweisen wandern. Auch davon erzählt Keys To Friendship eindrücklich. Arabische Akkordfolgen mag augenscheinlich wenig verbinden mit ihren europäischen Verwand-ten. Auch Liedstrukturen, die man in Damaskus kennt, wirken auf den ersten Blick wenig kompatibel zu ihren westlichen Pendants. Wenn man den Weg der Musik allerdings zurückverfolgt, wird man nicht nur eine erstaunliche Reiseroute der traditionellen Musikspielweisen finden, die wir Folk nennen. Es gibt auch sowohl inhaltliche wie auch strukturelle Formen, die von Land zu Land, von Kontinent zu Kontinent wanderten und sich von regionalen Besonderheiten immer wieder neu deuten ließen. Frei von politischer und religiöser Ideologie und Doktrin. Wenn man so will, ist die Musik seit Menschengedenken ein Flüchtling, der sich weder anpasst noch an-eckt. Sie ist. Sie bereichert. Sie ist die Kultur des Willkommens und Miteinanders
Keys To Friendship ist ein Manifest des Händereichens und des Findens der Parallelen zwischen arabischer und europäischer Kultur. Nami, das Schlaflied, wiegt in wunderbarer Leichtigkeit in die Ruhe, in die Gedanken, die Hoffnung machen. Green Peppermint ist Aeham Ahmads persönliche, tiefgehende Erinnerung an sein Leben vor und während des Kriegs, die mit dem Wunsch schließt, dass der Frieden bald einkehren möge. Fog En Nachel ist ein weiteres meisterhaftes Stück Edgar Knechts, das auf Jazz-Akkorden basiert und sattsam Platz für Soli der beiden Pianisten einräumt. Wenn man sich am Ende des Hörgenusses der Platte kopfschüttelnd fragt, warum Massenmedien die Angst vor allem Fremden immer wieder schüren, hat Keys To Friendship die Antwort längst geliefert. Es gibt kein „Die und Uns“, es gibt keine Achse des Bösen, es gibt nur ein Wir. Der höflichen, respektvollen Art der Begegnung wohnt der Schlüssel zur Freundschaft inne. Aeham Ahmad und Edgar Knecht haben ihn im geteilten Enthusiasmus für Musik gefunden. Für ihre gemeinsame Musik, die begeistert und tief berührt. (pm | rs)