
Geschickter Wurf … © Foto: Rainer Sander
Erstes „Inklusives Sportfest“ in Baunatal bei Sonnenschein
BAUNATAL. Wann haben Sie zum letzten Mal etwas zum ersten Mal im Leben gemacht? Beim Inklusiven Sportfest gestern in Baunatal gab es schon die eine oder andere Gelegenheit, etwas erstmals zu tun. Für alle Menschen mit irgendwelchen Einschränkungen – welche auch immer – ist das inklusive Sportangebot, beispielsweise der Special Olympics, durchaus herausfordernd.
Auch für MdL Oliver Ulloth war es eine Herausforderung, Sport an einer Station der Special Olympics zu moderieren und alle Übungen auch vorzuführen und mitzumachen. Rot ist Kniebeugen, gelb Hände über dem Kopf klatschen. Bei blau wird gehüpft und wenn es eine grüne Karte ist, kreisen die Hände. Alles so oft, wie es die Zahl verlangt, die auf der Karte im A4-Format steht. Oder mal mit voller Wucht einen Fußball ins Tor dreschen und schauen, mit welcher Geschwindigkeit das Leder ins Netz fliegt.
Special Olympics eine Stunde vor dem Fest
Nach der Kinderolympiade am Morgen gab es um 12 Uhr – eine Stunde vor dem offiziellen Sportfest im Park-Stadion – Special Olympics mit der bdks auf dem benachbarten Kunstrasenplatz. Werkstatt- und Busfahrzeiten sowie Abläufe in Betreuungseinrichtungen der Baunataler Diakonie haben die behinderten Werkstattbesucher der bdks von der inklusiven Veranstaltung abgehängt, die aber auch mit ihrer exklusiven Veranstaltung glücklich waren.
Sie bewiesen Geschicklichkeit beim Hufeisen- oder Dosenwerfen mit Sandsäckchen. Dafür waren von der MT Melsungen Bruno Eickhoff und Jonas Riecke gekommen, die auch reichlich Autogrammkarten dabeihatten. Co-Schirmherrin Staatssekretärin Manuela Strube überreichte den Teilnehmern, die alle Stationen absolviert haben, die Medaillen.
Niemand sollte am Rand stehen
Inklusion ist, wenn niemand mehr über Inklusion spricht. Weil es selbstverständlich ist, dass Menschen mit Einschränkungen teilhaben. Überall und immer. Das ist schwer zu realisieren, weil wir jahrzehntelang gelernt haben, dass Menschen mit Behinderung integriert werden müssen und Ausgangspunkt für jegliches Handeln deshalb oft noch der Gedanke ist, dass behinderte Menschen vor allem hilfebedürftig sind. Die Sportangebote beim inklusiven Sportfest funktionieren auch ohne Hilfe. Und eben auch Menschen ohne attestierte Einschränkung haben viele dieser Sportarten noch nie ausprobiert. Damit stehen Kinder, Jugendliche, Erwachsene und Senioren mit oder ohne Handicap auf der gleichen Stufe.

Der Co-Schirmherr und Co-Verantwortliche als Bürgermeister der Stadt Baunatal, Henry Richter, eröffnete – im Anschluss an die Special Olympics auf dem Nebenplatz – das Inclusive Sportfest im Rund des großen Stadions nach dem formulierten Anspruch, mit den individuellen Fähigkeiten gemeinsam zu erreichen, was alle allein nicht können mit den Worten, „Jeder Mensch, ob alt oder behindert gehört von Anfang an dazu. Niemand steht am Rand“. Zumindest bei der offiziellen Eröffnung standen die behinderten Gäste am Rand. Da hat die Falle der Integration – und dem „Für“ statt dem „Mit“ – wieder zugeschnappt.
Gemeinsam nutzen, was jeder Einzelne einbringen kann
Manuela Strube erinnerte daran, dass bereits unter Manfred Schaub Inklusion zum Thema wurde, beispielsweise mit dem Baunataler Aktionsplan. Bei einer Veranstaltung im Bad Arolsener Bathildisheim hatte sie gerade den Autor und Keynote-Speaker Janis McDavid kennengelernt, der sie mit der Einstellung beeindruckt habe, dass es darum gehe, gemeinsam zu nutzen, was jeder Einzelne einbringen kann. McDavid ist ohne Arme und Beine auf die Welt gekommen. Die erste Kreisbeigeordnete Silke Engler griff den Gedanken als Schuldezernentin auf, indem sie feststellte, dass es für Kinder noch völlig egal ist, ob jemand eingeschränkt ist oder nicht. Auch sie erinnerte an Manni Schaub und seine Realisierung des inklusiven Hauses „Markt 5“.
Neben der Stadt Baunatal und der bdks hat der Rotary Club Baunatal mit Ralf Flohr die Veranstaltung mitorganisiert. Mitgewirkt haben außerdem die Baunataler Sportvereine, die Nordhessische Fußball-Regionalauswahl, der Behinderten- und Inklusionsbeirat, der Senioren-Arbeitskreis, die Baunataler Feuerwehr und die nordhessische Polizei. Am intensivsten besucht war den Nachmittag über das Spielmobil Augustine. Es wäre schade, wenn das pädagogische On demand Ausnahmeangebot dem Sparzwang in der Stadt Baunatal zum Opfer fallen würde.
12 Stationen im Stadionrund
Unter den Gästen war auch die zukünftige erste die neue Inklusionsbeauftragte der Stadt Baunatal, Malina Kulik. Sie beginnt am kommenden Montag ihre neue Aufgabe in der Rembrandtstraße.

Mit einer Fahrrad-Rikscha konnte sich fahren lassen, wer nicht die ganzen Strecken laufen wollte. Zur Stärkung gab es frisch gebackene Waffeln vom Rotary Club. Alle Beteiligten boten unterschiedliche Spiele an 12 Stationen an, vom Torwandschießen mit Thorsten Bauer, über Geschicklichkeitsspiele oder Klassiker wie Boule bis zur Tischtennismaschine. Es ist eigentlich ganz einfach, wenn sich alle so annehmen, wie sie sind, sagte Henry Richter. Eigentlich auch ein schönes Motto für eine gerade sehr gespaltene Stadtgesellschaft in Baunatal. (rs)
