
Marktplatz und Rathaus mit Märchenfigur © Archivfoto: Rainer Sander
11 Grüne/FDP-Stimmen reichen für Baunataler Haushalt 2025/26
BAUNATAL. Mit zwei Veränderungslisten reichte Henry Richter erneut einen Haushalt bei Reiner Heine zur Tagesordnung der gestrigen STAVO ein. Schlaflose Nächte hätten ihn gequält, um zahllose Abwägungen zu treffen, alle in Verantwortung gegenüber Stadt und Bürgern. In der Tat ist das die passende Stellenbeschreibung für einen Bürgermeister. Trotz Einsparungen wird’s 2025 nun noch schlechter.
5,3 Millionen Euro Gewerbesteuer werden rückgezahlt. 38,4 Millionen Euro Defizit sind es jetzt. Für 2026 sieht es im Doppelhaushalt 2025/2026 etwas besser aus. Das Defizit lässt sich auf 6,4 Millionen Euro halbieren. Die Zahlen wirken kühl, sagt Richter in seiner zweiten Haushaltsrede. Einschränkungen findet man beispielsweise bei Investitionen, im Sozialen und bei Instandhaltungen.
Weniger Ganztagsschule und mehr „Jobs“ für Vereine
„Haushalt ist nicht Mathematik, sondern auch Moral und Verantwortung“, stellt der Bürgermeister fest: „Die Reserve ist bald ausgeschöpft!“ Das Beratungsunternehmen Schüllermann und Partner habe empfohlen Sportstätten und Spielplätze zu schließen, die Vereine finanziell zu beteiligen, Steuern und Kita-Gebühren zu erhöhen und neue Steuern einzuführen, wie eine Zweitwohnungsteuer oder die Raumtemperaturen zu senken. In der Tat, die „Giftliste“ ist lang und so erschreckend emotionslos wie die Wirklichkeit.
„Die Komfortzone ist für alle vorbei. Es geht um Verantwortung!“ so stellt Henry Richter es dar, und er habe verstanden, dass „jeder Tag, den wir zögern“, es nicht besser machen wird. Zuschüsse, die gezahlt werden, gilt es zu überprüfen. Die Schließung und Vermarktung einzelner Sportstätten werden überdacht. Eine Tourismusabgabe soll genauso kommen wie Parkgebühren. Die Nutzung öffentlicher Flächen gibt es nicht mehr umsonst. Der Mietvertrag für die Rembrandtstraße wird beendet. Ehrenamtliche sollen Grünflächen pflegen. Dabei war deren bessere Pflege vor einem Jahr noch ein zentrales Wahlkampfthema. Personal wird reduziert, Prozesse werden effizienter, Ehrenamtlichkeit bei der Betreuung in den Schulen eingeführt.
Mit einem neuen Berater und Mut zu Demokratie in Baunatal
Mehr interkommunale Zusammenarbeit soll es in vielen Bereichen bei Vergabe, Beschaffung, Ordnung. In der Verwaltung habe er einen kompetenten Berater nebenberuflich eingestellt, denn aus der Politik gab es keine Vorschläge. Tatsächlich werden Bürgermeister aber vor allem für Ideen gewählt und bezahlt. Dafür habe er dieses Jahr angefangen über Demokratie zu sprechen. Der Interfraktionellen Arbeitskreis Haushaltskonsolidierung müsse dieses Jahr noch anfangen, weil es um die Existenzgrundlage der kommunalen Selbstverwaltung geht.
„Wir müssen uns von liebgewonnenen freiwilligen Leitungen trennen. Wir haben die Aufgabe unangenehme Wahrheiten auszusprechen,“ erklärt Henry Richter den Stadtverordneten, aber; „Baunatal ist eine starke Stadt. Die Konsolidierung beginnt jetzt mit mehr Eigenleistung und Ehrenamt. Zeigen wir, dass die Stadt den Mut hat, sich selbst neu zu denken.“
Rodenberg mildert, Oswald will weniger Verwaltung, Stüssel kritisiert scharf
- Udo Rodenberg (SPD) sieht Widersprüche zum Leitlinien-Beschluss. SPD und CDU bringen abmildernde Änderungsvorschläge ein, möchten keine Rücknahme von Fortbildungskosten, eine neue Rutsche, die Hausaufgabenbetreuung nicht streichen, Die Waldkita soll nicht verschoben werden und die Schulsozialarbeit bleiben. Die Stadt solle das Programm Startchancen sinnvoll nutzen, anstatt die Hausaufgabenhilfe zu streichen. Digitalisierung sei nicht ausreichend realisiert.
- Henry Richter rechnete zusammen: „Das nimm 600.000 Euro Einsparpotenzial weg!“
- Rainer Oswald (FDP) wird zustimmen, sei aber am Staunen. Mit Digitalisierung es wird nicht billiger, weil die Gestaltungsmöglichkeiten wachsen. Die Bürger erwarten, dass im Staat etwas zusammenschrumpft und sie selbst gestalten können.
- Sebastian Stüssel (CDU) kritisierte heftig den Haushaltsentwurf des Bürgermeisters, in dem Henry Richter zentrale Sparvorgaben ignoriere und vor allem im sozialen Bereich streiche. Der CDU-Chef sprach von „Inszenierung“ und lehnte die Vorlage als untragbar ab. Besonders deutlich fiel seine Kritik an der außerparlamentarischen Wählergemeinschaft „Gemeinsam für Baunatal“ aus, der er vorwarf, mit „Worthülsen“ Stimmung zu machen und die Verantwortung des Bürgermeisters zu verschleiern. Die CDU sei eine verlässliche Kraft mit konkreten Einsparvorschlägen und klarer Linie. Eine Ausführliche Analyse von Stüssel steht im „Hintergrund“ am Ende des Artikels.
FDP/GRÜNE: Mehr Interkommunal delegieren – Gewerbe in Nachbarorte
- Lothar Rost (B 90/GRÜNE) will zustimmen, auch wenn in Zukunft noch mehr zu tun ist. Der Rechnungshof gibt die Kernempfehlung, dass interkommunal zusammengearbeitet werden muss. Die Zeit für den Begleitantrag der SPD war zu knapp,
- Rainer Oswald (FDP) meldete sich erneut: Bund und Land übertragen schon seit Jahrzehnten Aufgaben an Kommunen ohne Finanzierung. Die Öffentliche Verwaltung sei die einzige Branche, die Stellen ausbaut. Einsparungen müssen vom Bürger mitgetragen werden. „Wir haben keine Flächen mehr in Baunatal“, deshalb müsse man Gewebegebiete Interkommunal entwickeln. Also in Nachbarkommunen.
- Andreas Mock (CDU) teilt den Defätismus der FDP nicht, hört aber die Stimme gerne! Wundert sich über die Grünen im Kreis, die dort ihren Zweiten Kreisbeigeordneten durchgesetzt hätten. Der koste über die Kreisumlage mit Dienstwagen, Fahrer und Büro-Staab mehr als der Erste Stadtrat on Baunatal. Aber der Landkreis habe – warum auch immer – keine Rechtsbehelfsbelehrung unter den Bescheid zur Kreisumlage geschrieben. Also könne man Widerspruch einlegen, der sofort aufschiebende Wirkung hätte: „Wenn Bürgermeister Richter meint, man bräuchte Zeit, gewinnen wir sie damit. Selbst eine Klage vorm Verwaltungsgericht kostet nichts, bringt aber noch einmal 2 Jahre Luft.
Kritik vom Behindertenbeirat
- Egon Bader vom Behindertenbeirat kritisiert, der Wegfall von Hausaufgabenbetreuung betreffe lernschwache Schüler, die Streichung für Fahrdienste nur Schwerbehinderte. Private, sportliche und kulturelle Besuche wären nicht mehr möglich, dabei habe auch Richter Inklusion auf die Fahne geschrieben.
- Frank Böttcher (SPD) zitiert aus einer Veranstaltung „Bildung meets Politik“. Wenn der Bürgermeister dagewesen wäre, hätte er mitbekommen, wie schlecht es um die Kinder quer durch alle Gesellschaftsschichten steht. Er möchte keine sozialen Einschnitte bei der Bildung.
11 Ja-Stimmen von GRÜNEN und FDP reichen für den Haushalt
Die Abstimmung für eine Tourismusabgabe von 2 Euro/Tag erfolgte einstimmig. Die Änderungsliste von SPD/CDU wurde mit Gegenstimmen von FDP und Enthaltungen der GRÜNEN, bei 29 Ja-Stimmenangenommen. Anschließend passierte die Änderungsliste von Bürgermeister Richter mit den SPD/CDU-Änderungen mit 9 Ja-Stimmen der GRÜNEN plus Reiner Oswald, bei 7 CDU-Nein- und 22 Enthaltungsstimmen angenommen. Dem Haushalt insgesamt genügten 11 Ja-Stimmen ausschließlich von FDP und GRÜNEN bei 7 Nein-Stimmen der CDU und 22 Enthaltungen der SPD.
Es ist also der Haushalt von Bürgermeister Henry Richter, den GRÜNEN und der FDP, ohne die dort gerne zitierte geschlossene Blockade von SPD und CDU.
Aqua Park wird 50 Cent teurer
Das Thema AquaPark beschäftigte die Stadtverordneten nicht nur beim Haushalt mit der Rutsche, sondern auch zusätzlich bei den Gebühren. Henry Richter brachte eine neue Gebührenordnung mit „moderater Anpassung der Preise. Von 50 Cent pro Ticket, bei einer Stunde mehr Besuchszeit. Viel Geld sei das nicht. Sondertarife bleiben unverändert.
- Rainer Oswald (FDP) findet, ein Schwimmbad muss nicht ganz günstig sein. Der AquaPark könne nicht konkurrieren mit anderen Bädern. Die Stadt müsse keins betreiben. Viele Besucher kämen aus dem Umland. Er hatte schon bei der Haushaltsdebatte bekannt: Ohne Rutsche im Schwimmbad könne auch leben.
- Andreas Mock (CDU) erinnerte an ein Gutachten vor langer Zeit. Die Kostenstruktur und der Personalschlüssel seien doppelt so hoch, wie in anderen Bädern. Erfolgreich Bäder wie beispielsweise in Frielendorf haben weniger Wasserfläche und betreiben Gastronomie und Sauna attraktiv selbst. Wasser kostet Geld, Wellness bringt Geld, in der Tat.
- Damaris Müller (B90/GRÜNE) konstatiert, nicht nur Privathaushalte spüren höhere Energiepreise: Zu Ausstattung und Rutsche findet sie: „Meine Kinder gehen in jedes Becken, Hauptsache es ist Wasser drin.
Gegen die Erhöhung stimmte die CDU. 34 Stadtverordnete stimmten mit Ja.
HINTERGRUND Sebastian Stüssel zu Bürgermeister und „Gemeinsam für Baunatal“
In seiner Haushaltsrede rechnete CDU-Fraktionsvorsitzender Sebastian Stüssel in ungewöhnlich scharfen Worten mit der Vorgehensweise von Bürgermeister Henry Richter und der außerparlamentarischen Wählergemeinschaft „Gemeinsam für Baunatal“ ab. Letztere warf er vor, als „Propagandaabteilung für einen Bürgermeister, der sein Handwerk nicht versteht“ zu agieren. Die CDU dagegen stehe für klare, verantwortungsvolle Haushaltsführung – mit dokumentierten Einsparvorschlägen und dem Willen, auch unbequeme Wahrheiten auszusprechen.
Kritik am Haushaltsentwurf: Unprofessionell, unausgegoren, untragbar
Stüssel bezeichnete Richters Entwurf als unzureichend und „desaströs“. Er warf dem Bürgermeister vor, zentrale Vorgaben der Stadtverordnetenversammlung ignoriert zu haben. Die von Richter vorgelegte Änderungsliste greife aus Sicht der CDU viel zu stark in den sozialen Bereich ein – etwa bei Kitas, Hausaufgabenbetreuung oder bei Zuschüssen für Vereine – und widerspreche damit bewusst den politischen Leitlinien.
Zudem bemängelte Stüssel, dass Richter seiner gesetzlichen Verantwortung als Verwaltungschef nicht gerecht werde: Der Bürgermeister habe aus politischen Gründen versucht, die Haushaltsaufstellung bis nach der Kommunalwahl 2026 hinauszuzögern, um unpopuläre Einschnitte zu vermeiden. Das, so Stüssel, sei taktisches Lavieren statt verantwortliches Handeln. Die CDU habe dagegen frühzeitig und wiederholt einen Haushaltsentwurf eingefordert, um Planungssicherheit für die Stadt zu schaffen.
„Gemeinsam für Baunatal“ Skurril, verantwortungslos, substanzlos, Richter mit „Nichtleistung“
Besonders polemisch geriet Stüssels Abrechnung mit der Gruppe „Gemeinsam für Baunatal“. Er bezeichnete deren Äußerungen zur Haushaltspolitik als „skurril“, „ignorant gegenüber Fakten“ und als „Stimmungsmache“. Die Gruppe versuche, mit wohlklingenden Phrasen von der Realität abzulenken und verschweige systematisch die Rolle des Bürgermeisters in der aktuellen Haushaltskrise. Dessen frühere Beteiligung an SPD-Mehrheitsentscheidungen und seine Zustimmung zur Berufung des Ersten Stadtrats Daniel Jung würden nun in Widerspruch zu ihrer Kritik gestellt. Wer Richter jetzt reinwasche und die Verantwortung der CDU überbetone, betreibe „politische Verdrehung“.
Stüssel konterte die wiederholte Forderung der Wählergruppe, die Stelle des Ersten Stadtrats einzusparen, mit einem Verweis auf die nachweisbaren Einsparungen von jährlich 2 Millionen Euro, die unter Daniel Jungs Federführung erzielt worden seien. Die CDU lehne stattdessen eine „Nichtleistung“ wie die des Bürgermeisters ab, die die Stadt jährlich 300.000 Euro koste.
Klare Linie der CDU: Konsolidierung ja, aber ohne soziale Härten
Stüssel betonte, dass die CDU-Fraktion zusammen mit der SPD realistische Leitlinien zur Haushaltskonsolidierung verabschiedet habe – mit dem Ziel, 30 Millionen Euro in zwei Jahren zu sparen. Dabei habe man jedoch Wert daraufgelegt, soziale Einschnitte zu vermeiden und keine voreiligen Steuererhöhungen vorzunehmen. „Konsolidierung beginnt mit internen Einsparungen – nicht mit höheren Belastungen für Bürger und Mittelstand“, stellte er klar. Steuererhöhungen seien nur das letzte Mittel, wenn andere Wege ausgeschöpft seien.
Den Vorwurf, CDU und SPD würden im Magistrat die Verantwortung abschieben, wies er entschieden zurück. Der Bürgermeister sei kraft Amtes für die Erarbeitung des Haushaltsentwurfs verantwortlich – der Magistrat diene nur als kollegiales Gremium. CDU und SPD hätten ihre Mehrheiten dort nie missbraucht, um den Haushalt zu blockieren – das sei ein „Verschwörungsnarrativ“, das allein dem Zweck diene, die eigene Untätigkeit zu kaschieren.
Fazit: Haushaltsvorlage wird abgelehnt – CDU fordert Neustart
Am Ende seiner Rede machte Sebastian Stüssel deutlich, dass die CDU die Haushaltsvorlage des Bürgermeisters ablehnen werde. Baunatal brauche einen klaren Kurs, kein „Puppentheater“, wie er es nannte. Die Stadt verdiene mutige, professionelle Entscheidungen – und keine symbolpolitische Inszenierung mit „Marionetten“. (rainer sander)

7 Kommentare
Bemerkungen zur Lesermeinung von Henry Malenga vom 27. Juni 2025 – 10:21 – Thema: Baunataler Nachrichten:
Ich kann nicht nachvollziehen, wie Henry Malenga darauf kommt, dass die Entscheidung, die Baunataler Nachrichten (BN) vorerst bis Ende Oktober fortzuführen, ein starkes Signal für Transparenz und Bürgernähe von Henry Richter sein soll? Auf die Wiedergabe der weiteren Ausführungen bzw. der Lobhudelei von Henry Malenga zu den persönlichen Eigenschaften und Leistungen von Bürgermeister Henry Richter im Zusammenhang mit dem weiteren Prozedere der BN verzichte ich deshalb besser (dessen Verantwortungsstärke, Verantwortungsbewusstsein, pragmatische Lösung, sachorientiertes Handeln usw.).
Bürgermeister Henry Richter hat im Ergebnis in den Verhandlungen mit der Geschäftsführung der HNA wegen der BN erfolgreich das vereinbaren können, was die „Stadtverordneten“ in der Sitzung am 23.6.2025 dazu beschlossen haben (= pragmatische Lösung für die Übergangszeit bis 31.10.2025). Die Idee oder der Vorschlag stammt nicht vom Bürgermeister, sondern ist die Folge der Beschlussfassung der „Stadtverordneten“ am 23.6.2025 oder umgangssprachlich bildlich ausgedrückt: „Das ist nicht auf dem Mist des Bürgermeisters gewachsen!“ Sachdienliche Einzelheiten des Bürgermeisters können den BN vom 25.6.2025 auf Seite 4 entnommen werden.
Das Thema zukunftsfähiges Modell BN ist bereits komplex genug. Herr Malenga sollte mit den irreführenden Ausführungen bzw. seinem sprachlichen Geschwurbel in dessen Lesermeinungen besser nicht zu noch mehr Irritationen bzw. Missverständnissen in der baunataler Bürgerschaft beitragen!
Der Einschätzung von „Arthur“, betreffend die Lesermeinung von Henry Malenga zum „Haushaltsdeal“ in Baunatal, kann ich nur zustimmen. Diese Lesermeinung leidet an mangelnder sprachlicher und inhaltlicher Verständlichkeit. Man bekommt dabei Probleme.
Man sollte alles so einfach wie möglich machen, aber auch nicht einfacher (Albert Einstein).
Wer´s nicht einfach und klar sagen kann, der soll schweigen und weiterarbeiten, bis er´s einfach sagen kann (Philosoph Sir Karl Raimund Popper).
Die Berichterstattung von Rainer Sander über die 5-stündige Stadtverordnetensitzung in Baunatal war bei der Komplexität und dem Durcheinander in dieser Sitzung von ihm eine sehr beachtliche Leistung. Man sollte den Text von Rainer Sander dann aber nicht in einer Lesermeinung im Wesentlichen nur nochmals und obendrein langatmig wiederholen, sondern besser in eine inhaltlich und sprachlich verständliche Lesermeinung einbringen, die in der Hauptsache eine eigenständige gedankliche Leistung, eigene Ideen, konkrete Lösungsvorschläge oder eine begründete konstruktive Kritik enthält.
Was soll man z. B. mit dem letzten Satz in dessen Lesermeinung anfangen: „Die Stadt braucht ein Haushaltsmodell, das nicht nur numerisch konsolidiert, sondern auch politische Handlungsfähigkeit zurückgewinnt.“? Die Stadtverordneten haben endlich nach langem Hickhack den Doppelhaushaltsplan 2025/26 beschlossen. Mit einem „Haushaltsmodell“ kann die Stadt nichts anfangen. Im kommunalen Haushaltsrecht gibt es den Begriff „Haushaltsmodell“ auch nicht.
Für einen Baunataler in der Berlin muss ich die aktuellen Geschehnisse in Baunatal zusammenfassen und ihm als Kurzbericht zuschicken.
Dazu lese ich auch regelmäßig dieses Blog.
Was mir aufgefallen ist: Der Duktus hier macht auch relative einfach Inhalte schwer lesbar und unnötig unverständlich.
Der Autor bemüßigt sich einer anstrengend verquasten Sprach-Akrobatik, die permanente, mentale Verrenkungen benötigt, um auch nur einfachste verwaltungstechnische Vorgänge zu verstehen.
Bitte eine einfache, klare Sprache verwandeln, wenn es um unkomplizierte Dinge geht. Momentan möchte man die Texte gar nicht lesen, weil alles so unnötig gespreizt und verrätselt ist.
Die Entscheidung, die Baunataler Nachrichten vorerst bis Ende Oktober fortzuführen, ist ein starkes Signal für Transparenz und Bürgernähe. Bürgermeister Henry Richter zeigt mit dem gefundenen Kompromiss Verhandlungsstärke und Verantwortungsbewusstsein gegenüber der Öffentlichkeit. In einer Zeit, in der Kommunikation zwischen Verwaltung und Bürgerschaft wichtiger denn je ist, setzt er damit ein positives Zeichen für den Erhalt eines etablierten Informationskanals. Diese pragmatische Lösung beweist: Sachorientiertes Handeln steht für den Bürgermeister im Vordergrund – zum Wohle aller Baunataler/innen und Baunataler.
Der Verlauf der Stadtverordnetensitzung und das Abstimmungsverhalten der SPD und CDU-Fraktionen bezüglich der Beschlussfassung des Doppelhaushaltsplanes 2025/26 gleicht nach der nh24-Berichterstattung einem sog. „Katz- und Mausspiel“ oder einer „drittklassigen Seifenoper“!
„Dem Haushalt genügten insgesamt 11 Ja-Stimmen ausschließlich von FDP und Grünen bei 7 Nein-Stimmen der CDU und 22 Enthaltungen der SPD. Es ist also der Haushalt von Bürgermeister Henry Richter, den Grünen und der FDP, ohne die dort gerne zitierte geschlossene Blockade von SPD und CDU“, so berichtet es jedenfalls nh24.
29 Stadtverordnete der SPD und CDU sind mit dem Doppelhaushalt im Ergebnis nicht einverstanden. Lediglich „11 Stimmen (!)“ der Fraktionen der Grünen und FDP genügten dennoch zur Beschlussfassung, aber nur deshalb, weil die 22 SPD-Stadtverordneten geschlossen mit „Stimmenthaltung“ abgestimmt haben! Somit wurde der Doppelhaushalt 2025/26 lediglich mit 11:7 Stimmen/Gegenstimmen beschlossen. Das gleicht mehr einem Katz- und Mausspiel, d. h. die Katze (SPD) flüchtet mehr vorgetäuscht und spielerisch vor der Maus.
Durch die Beschlussfassung des Doppelhaushaltes durch die Stadtverordnetenversammlung ist dieser dann aber nicht das gemeinsame Werk von Bürgermeister Henry Richter, den Grünen und der FPD, sondern das Ergebnis der Abstimmung in der Stadtverordnetenversammlung durch das Abstimmungverhalten der SPD mit den 22 Stimmenthaltungen. Die SPD-Fraktion mit ihren 22 Stadtverordneten hätte das Abstimmungsergebnis zum Doppelhaushalt nämlich auf spielerische Art und Weise kippen und umdrehen können. Das hat sie aber nicht! Mit dieser Abstimmungsvariante ist das nunmehr kraft des Faktischen auch ein Doppelhaushalt 2025/26 der SPD-Fraktion Baunatal geworden, weil diese das durch ihre Stimmenthaltungen nicht verhindert hat.
„Stüssel betonte, dass die CDU-Fraktion zusammen mit der SPD realistische Leitlinien zur Haushaltskonsolidierung verabschiedet habe – mit dem Ziel, 30 Millionen Euro in zwei Jahren zu sparen“, so steht es in der weiteren Berichterstattung auf nh24. Die 23 aufgeführten Maßnahmen in diesen Leitlinien gleichen einer „Wunschliste = Forderungsauflistung“. Unter Beachtung dieser Auflistung der SPD und CDU lassen sich 30 Millionen Euro in zwei Jahren im Ergebnis überhaupt nicht einsparen, weil das objektiv überhaupt nicht möglich ist. Das sollte bzw. wird selbst den SPD und CDU Stadtverordneten bewusst sein!?
Quo vadis SPD und CDU Baunatal? Die Kommunalwahlen finden im 15.3.2026 statt. Welche nachweislich nachhaltigen Verbesserungen oder Erfolge wollen Sie der baunataler Bürgerschaft bis dahin verkaufen? Wer nicht mit der Zeit geht, der geht mit der Zeit! Wer sich nicht anpasst, verschwindet – früher oder später!
Wer hat Baunatal die Suppe mit dem Defizit eingebrockt? SPD + CDU.
Wer soll die Defizit-Suppe lt. SPD/CDU-GroKo auslöffeln? Der erst seit einigen Monate gewählte unabhängige Bürgermeister.
Aber normalerweise muss derjenige, der die Suppe eingebrockt hat diese auch selber auslöffen!
Leider setzen SPD + CDU aber aus reinen machtpolitischen Erwägungen heraus lieber zum Schaden von Baunatal auf Weigerung und Konfrontation.
Zum Wohle aller in Baunatal sollten sich daher jetzt dringend alle gemeinsam in einem Haushaltskonsolidierungsausschuss zusammen setzen und gemeinsam eine für alle notwendige und zielführende und längerfristige Lösung zum Wohle der Einwohner von Baunatal erarbeiten.
Kommentar: Haushaltsdeal unter Druck – und was CDU sowie SPD wirklich stört
1. Haushaltskrise und Verantwortungslücke
Der Bürgermeister liegt richtig: Der überarbeitete Doppelhaushalt für 2025/26 basiert noch immer auf Rücklagenschmelze von fast 38 Mio. € (2025) und 6,4 Mio. € (2026) – eine einseitige Schieflage trotz Rücklagenbestand von rund 55 Mio. € nh24.de+3nh24.de+3nh24.de+3hna.de+1rim.ekom21.de+1. Hinzu kommt, dass eine mehrmonatige Verzögerung ohne konsolidierten Entwurf die Stadt in eine rechtliche „Rasierklinge“ manövriert – Interimshaushalt erlaubt nur Pflichtausgaben nh24.de.
2. CDU-Vorsitzender Stüssel: Scharfe Rhetorik, offene Vorwürfe
Sebastian Stüssel kritisiert mit scharfen Worten: Er wirft dem Bürgermeister eine „Inszenierung“ vor, in der zentrale Sparvorgaben bewusst ignoriert würden, um soziale Kürzungen zu verschleiern nh24.de+1nh24.de+1. Für Stüssel ist der Entwurf „professionell untragbar“ und politisch pusht er auf eine sparsame Linie ohne soziale Härte. Gleichzeitig attackiert er die Wählergemeinschaft „Gemeinsam für Baunatal“ als reine Propaganda-Abteilung.
3. SPD-Fraktionsvorsitzender Rodenberg: Transparenz gefordert
Udo Rodenberg kritisiert, der Bürgermeister habe aus Angst vor bürgerlicher Kritik keine solide Vorlage geliefert. Er warnt vor dem verantwortungslosen Verbrauch von Rücklagen – und bezeichnet das als „fahrlässig“ rim.ekom21.de+4nh24.de+4nh24.de+4. Im Juni schließt Rodenberg an und wirft Richter vor, er verschleppe bewusst einen diskussionsfähigen Plan, um unangenehme Einschnitte zu vermeiden nh24.de.
4. Mehrheit nur bei Grünen und FDP – Blockade von CDU & SPD
Der Haushalt wurde letztlich nur mit 11 Stimmen von Grünen und FDP verabschiedet. CDU votierte geschlossen dagegen, SPD enthielt sich komplett hna.de. Das bestätigt die angespannten Fraktionsfronten und das schwierige Zusammenspiel – CDU und SPD liefern keine eigenen Alternativen, sondern betreiben Blockadepolitik.
5. Gesamtwürdigung: Fehlendes Leitbild und wankendes Vertrauen
Das Ergebnis zeigt ein zerstrittenes Parlament: Der Bürgermeister wird als Blockadeverantwortlicher gewertet, CDU und SPD werfen ihm Untätigkeit und politisch motivierte Verzögerung vor. Doch statt eigene konsistente Alternativmodelle zu präsentieren, setzen beide eher auf Bremsen denn auf konkrete Lösungen. Gerade angesichts der Rechtslage (§ 99 HGO) und der Notwendigkeit eines genehmigungsfähigen Haushaltsplans ist dieses Taktieren riskant. Der Politikwissenschaftler Rainer Sander stellt zutreffend fest: „Der Vertrauensschaden ist erheblich.“ nh24.de+1nh24.de+1
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🧩 Empfehlung: Jetzt braucht Baunatal gemeinsame Haltung statt Grabenkämpfe
• CDU und SPD wären gut beraten, klare, realistische Spar- oder Einnahmevorschläge vorzulegen – statt weiter zu boykottieren. Nur so lässt sich das Verwaltungsmonopol des Bürgermeisters wirksam herausfordern.
• Der Bürgermeister muss an Transparenz und Substanz in seinem Entwurf arbeiten – insbesondere bei sozialen Leistungen und langfristiger Konsolidierung.
• Nur ein verbindlicher Konsens im Parlament kann Baunatal aus dem Investitions- und Planungstillstand befreien.
Mit Blick auf 2026 droht andernfalls ein sozialer und infrastruktureller Stillstand – und das ganz ohne handfestes Konzept. Die Stadt braucht ein Haushaltsmodell, das nicht nur numerisch konsolidiert, sondern auch politische Handlungsfähigkeit zurückgewinnt.
Henry Malenga, Baunatal
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