GUDENSBERG. In Gudensberg führten kürzlich zwölf Auszubildende des Malteser-Rettungsdienstes eine umfangreiche Übung durch, die vier verschiedene Notfallszenarien umfasste und von mehr als 60 Personen unterstützt wurde.
Die Auszubildenden, die kurz vor dem Abschluss ihrer Ausbildung zum Notfallsanitäter standen, wurden in realitätsnahen Situationen getestet, um ihre Fähigkeiten und ihr Wissen zu bewerten. Zu den Szenarien gehörten eine lebensbedrohliche Herz-Rhythmusstörung in einem Alten- und Pflegeheim, ein Küchenbrand in einer Unterkunft für Geflüchtete, bei dem zwei Personen Rauchgasvergiftungen und Verbrennungen erlitten, und ein Verkehrsunfall mit komplexen Rettungs- und medizinischen Versorgungsanforderungen.
Die Übungen begannen um 9:00 Uhr und waren sorgfältig inszeniert, wobei Schauspieler mit entsprechendem Make-up eingesetzt wurden, um die Verletzungen realistisch darzustellen. Sechs Praxisanleiter beobachteten und bewerteten die Handlungen der Auszubildenden. Diese Übung war als Abschlusstest konzipiert, um den Ausbildungsstand der Teilnehmenden zu bewerten und zu zeigen, wo eventuell noch Verbesserungsbedarf besteht. Sie diente auch dazu, die Zusammenarbeit mit anderen Notfalldiensten wie der Feuerwehr zu üben. Die Auszubildenden und die Ausbilder empfanden die Übung als wesentlichen Bestandteil der Ausbildung, der die praktische Anwendung theoretisch erlernten Wissens ermöglichte.
Die Malteser dankten den vielen Unterstützern und Kooperationspartnern, einschließlich der Feuerwehr Gudensberg und dem Altenzentrum Eben Ezer, die diese Übung erst möglich machten.
Hintergrund
Die Ausbildung zum Notfallsanitäter wurde in Deutschland im Jahr 2014 eingeführt und ersetzte den bisherigen Beruf des Rettungsassistenten. Der Beruf des Notfallsanitäters ist der höchstqualifizierte nichtärztliche Beruf im deutschen Rettungsdienst.
Die Ausbildung dauert in der Regel drei Jahre und ist dual aufgebaut, d.h., sie kombiniert theoretischen Unterricht in Berufsfachschulen mit praktischer Ausbildung in Krankenhäusern und bei Rettungsdiensten. In Hessen gibt es mehrere staatlich anerkannte Schulen, die diese Ausbildung anbieten, sowie verschiedene Rettungsdienstorganisationen, wie beispielsweise die Malteser, das Deutsche Rote Kreuz, die Johanniter-Unfall-Hilfe und die Berufsfeuerwehren, die praktische Ausbildungsplätze zur Verfügung stellen.
Die Ausbildung umfasst medizinische Grundlagen wie Anatomie, Physiologie und Pathophysiologie, medizinische Notfallversorgung, Pharmakologie sowie rechtliche und ethische Grundlagen der Notfallmedizin. Weiterhin wird ein großer Wert auf die Vermittlung von Fähigkeiten zur psychosozialen Unterstützung von Patienten und Angehörigen gelegt. Notfallsanitäter lernen auch, medizinische Notfälle eigenständig zu beurteilen und lebensrettende Maßnahmen bis zum Eintreffen eines Arztes eigenverantwortlich durchzuführen.
Am Ende der Ausbildung steht eine staatliche Prüfung, die aus einem schriftlichen, einem mündlichen und einem praktischen Teil besteht. Nach erfolgreichem Abschluss erhalten die Absolventen die staatliche Anerkennung als Notfallsanitäter.
Notfallsanitäter sind hauptsächlich im Rettungsdienst tätig, finden aber auch Beschäftigungsmöglichkeiten in Krankenhäusern, bei der Feuerwehr oder in Industrieunternehmen mit eigenen Werksrettungsdiensten. Zudem gibt es vielfältige Weiterbildungsmöglichkeiten, beispielsweise zum Praxisanleiter, zum Rettungsdienstleiter oder in spezialisierten medizinischen Bereichen wie der Intensivtransport oder die Luftrettung.
Die Ausbildung in Hessen wird durch das Hessische Ministerium für Soziales und Integration reguliert und überwacht, um sicherzustellen, dass die Ausbildungsstandards eingehalten und die Qualität der Ausbildung gewährleistet wird. (wal)