AKTUALISIERT: Musical & More mit Karin George und Ensemble
WILLINGSHAUSEN. Musicals begeistern immer noch, auch tief im Herzen der Schwalm. Erstmals seit Corona, betonte Veranstalterin und Musicaldarstellerin Karin George vor Beginn der Show, war ein von ihr betreutes Ensemble live zu sehen und zu hören. Neben ihr stand mit Oswald Musielski ein weiterer Profi und Weggefährte aus inzwischen 20 Jahren Musicals mit Karin George auf der Bühne.
Vor allem gehörte dieser Samstagabend aber den zahlreichen Schülerinnen der Musicaldarstellerin sowie Gesangs- und Musiklehrerin aus ihrer eigenen Musicalschule und ihren Unterrichtsgruppen oder AGs aus der Steinwaldschule in Neukirchen. Für viele war es der erste unmittelbare Kontakt mit einem großen Publikum. Fast 250 Besucher hatten sich im Saal des Landgasthofs Bechtel in Zella eingefunden, manche schon eine halbe Stunde vor dem offiziellen Einlass. Die Veranstaltung war ausverkauft. Jede Menge Anspannung war hinter der Bühne zu spüren. Aber wie so oft: wenn sich schließlich der Vorhang hebt, verfliegt die Aufregung.
Schülerinnen aus der Steinwaldschule und der Musicalschule beeindrucken
Gleich mit dem gesamten Ensemble gelang ein grandioser Start mit „Seasons of Love“ aus dem Musical Rent, das Ende der Neunzigerjahre einen – noch immer aktuellen – kritischen Blick auf das Leben in New York warf. Aus der Realität tauchten Binah und Rebecca mit dem Publikum ab in die Welt der Fantasie und der Träume. Disneys Eiskönigin stand auf der Setlist: „Do You Wanna Built A Snowman?“ Chiara, Stine und Karin freuten sich anschließend über einen „Arzt in der Familie“ aus dem Musical „Der Medicus“.
Stets verschmitzt, mit vielen Gesichtern auf der Bühne und nach 20 Jahren quasi „Seniorin“ in der Crew, folgte Renate Bohnert mit „ich bin von Kopf bis Fuß auf Liebe eingestellt“. Nach der Pause erzählte sie die Geschichte von Mackie Messer und dem Haifisch mit den Zähnen in ihrer eigenen Mimik, mit ein wenig Mischung aus Bertolt Brecht und Otto Waalkes. Das kam genauso gut an wie Rebeccas beeindruckende Präsentation von „My Heart Will Go On“ (Titanic) oder Stephanie Pudenz (Stephie singt) donnerndes des „New York, New York“ oder ein selbstbewusstes „Lay All Your Love on Me“, intoniert von Ida und Raphaela. Dazwischen ein Chairdance mit Yasi, Julia, Chiara, Ida und Stine, bevor Countertenor Musielski mit SOS (Isma) und zweieinhalb Oktaven begeisterte. Zum Finale des ersten Aktes konnte Moderator Rayk Matthews noch einmal das halbe Ensemble zu „First Burn“ aus Hamilton auf die Bühne bitten.
Stoff zum Träumen, fürs Herz und für die Seele
Mit Hamilton ging es auch nach der Pause weiter („Satisfied“) und gleich danach sang Karin George ihrer Tochter Layla und Binah ein „Schlaflied“ aus dem Musical Kolpings Traum. Das ging ans Herz. Auch als die beiden Mädchen anschließend unbedingt noch „Lass jetzt los“, dass Schlüssellied aus der Eiskönigin gemeinsam vortragen wollten. Zufällig lag das Playback bereit. Binah hatte kaum Zeit, sich umzuziehen, denn als Arielle erschien sie sofort danach mit Flosse und sanft schwebender Stimme erneut auf der Bühne und erntete dafür Riesenapplaus.
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Den Streit der neuen Mrs. de Winter und der strengen Haushälterin Mrs. Denvers aus dem Musical Rebecca setzten Karin und Stine ausdrucksstark in Szene, bevor Julia Strüning mit Überzeugung Sissis Lebensmotto aus dem Musical Elisabeth vortrug: „Ich gehör nur mir!“ Aus dem gleichen – und einem der erfolgreichsten deutschsprachigen Musicals – sangen Karin George und Oswald Musielski den Dialog zwischen Sissi und dem Tod: „Wenn ich tanzen will“ in Anlehnung an die Original-Choreografie.
Besser lieben als hassen – lieber singen als reden …
Weiter ging‘s mit „Celtic Woman“ und anschließend betrat Susanne Salin mit beachtlicher Präsenz die Bühne: „Skyfall“ – begleitet von drei coolen Bond-Girls – klang so viel „druckvoller“ als ihre Reden in der Schwalmstädter Stadtverordnetenversammlung. Ein Tipp? Die nächste Haushaltsrede singen, statt sprechen. Das würde der politischen Kultur in der Konfirmationsstadt eindeutig guttun. Wir berichten gerne über das Abstimmungsergebnis! 😉
„Liebe endet nie“, versicherten sich Karin und Johannes (der Besuch der alten Dame) und das wusste auch Duaa mit ihrer mehr als romantischen Präsentation aus Lovestory. So richtig rockig wurde es mit der Nightwish-Version von „Phantom of The Opera“, präsentiert von „Suse“ und „Stephie).
Grande Finale mit Drapeau
Nach dem grandiosen Finale aus Les Miserables (One Day More) wurde die Fahne geschwenkt, es gab tosenden Applaus und die Zurufe wurden schließlich mit „Thank You For The Music“ (ABBA) belohnt. Die Flagge sowie ein Bild mit allen Unterschriften des Ensembles und eine Gesangsstunde bei Karin George wurden anschließend in der Tombola verlost.
Zu hören gab‘s den ganzen Abend über nur einen einzigen winzigen Texthänger (über den herzlich gelacht wurde). Umso mehr war es schade, dass die Ton- und Lichttechnik-Firma einen besonders schlechten Tag erwischt hatte. In der Pause wunderten sich einige Besucher: „Ausgerechnet beim Bechtel gibt‘s nichts zum Essen?“ Der Lohn der Künstler ist der Applaus und das Publikum geizte damit überhaupt nicht, mehrfach gab es Szenenapplaus und Standing Ovations, aber Liebe geht schließlich auch durch den Magen … (Rainer Sander)