Fotoausstellung über die Wandbilder des Willingshäuser Künstlers Günter Heinemann
WILLINGSHAUSEN. Das Kulturhaus AnTreff in Willingshausen zeigt in Zusammenarbeit mit der Kultur-Initiative-Willingshausen e.V. (KIWI) vom 10.6. bis zum 15.7. Fotografien von Wandbildern des Willingshäuser Künstlers Günter Heinemann. Die Wandbilder sind als „Kunst am Bau“ bei öffentlichen Bauvorhaben entstanden und können als solche nicht im Original in einer Ausstellung zusammengeführt werden.
Dank Erich Würz-Huß sind viele Arbeiten fotografisch festgehalten. „Wir sehen diese Fotografien als unverzichtbare Ergänzung zu der aktuellen ‚Heinemann-Ausstellung‘ in der Kunsthalle Willingshausen“, erläutert Jörg Haafke die Motivation für die erneute Präsentation, der bereits im Jahr 2017 gezeigten Ausstellung. „Ein Bild von Marianne und Günter Heinemann muss unvollständig bleiben, wenn man diese eindrucksvollen Werke an und in Gebäuden nicht wahrnimmt oder auch die Bedeutung der Heinemanns für das Malerdorf durch ihre Gründung der Malschule Willingshausen vor inzwischen 51 Jahren nicht würdigt.“ Die Malschule habe mit dem Aufbau und der Pflege der touristischen Komponente Hobbymalerei nicht nur die entscheidende Grundlage für die allgemeine Beachtung des Malerdorfes geschaffen, sondern damit auch den Stellenwert der Künstlerkolonie wach gehalten.
„Daher sind wir insbesondere froh, Ulrike Schulte, die Nachfolgerin von Günter Heinemann in der Leitung der Malschule für die Einführung in die Ausstellung am 10.6. ab 14.00 Uhr gewonnen zu haben“, erklärt Haafke weiter. Der ausstellende Foto-Künstler, der krankheitsbedingt nicht selbst an der Vernissage teilnehmen kann, Erich Würz-Huß, war selbst ebenfalls mehr als 20 Jahre regelmäßiger Teilnehmer der Malkurse. Zu dessen großen Bedauern hat er den 1999 verstorbenen Günter Heinemann nicht mehr selbst erleben dürfen, sich jedoch aufgrund seiner Wertschätzung für den Willingshäuser Künstler die Mühe gemacht, dessen Sgraffitos aufzuspüren und ihm mit seiner eigenen fotografischen Arbeit ein kleines Denkmal gesetzt.
Neben seinen Zeichnungen und Ölmalereien erlangten die Wandmalereien oder besser die Wanddekorationen (Sgraffiti) von Günter Heinemann eine besondere Anerkennung und sie waren vor allem eine wesentliche wirtschaftliche Grundlage für die Existenz der Künstlerfamilie. Bereits in seiner Kriegsgefangenschaft führte Heinemann eine Wandgestaltung für die Kapelle im Gefangenenlager aus. Seit den frühen 1950er Jahren arbeitete Günter Heinemann dann hauptsächlich im Bereich der architekturbezogenen Malerei. Ein Ankauf seiner Arbeit für einen vom damaligen Bundespräsidenten Theodor Heuss ausgelobten Wettbewerb zur Gestaltung einer Danksagung der Bundesrepublik Deutschland an die Amerikaner dürfte seine Bekanntheit als Wandgestalter öffentlicher Gebäude gesteigert haben. Zugleich rief die staatliche Verfügung, 2 bis 3 % der Bausumme bei öffentlichen Bauvorhaben für künstlerische Gestaltungen einzusetzen, eine spürbare Nachfrage nach derartigen Leistungen hervor. So sind zahlreiche, teilweise imposante Wand- und auch Deckengestaltungen durch Günter Heinemann entstanden, der die Gestaltungen nicht nur entwarf, sondern auch praktisch aufgrund seiner handwerklichen Fähigkeiten ausführen konnte. Noch heute sind viele Arbeiten in Universitäten, Instituten, Schulen und Kasernen erhalten, etwa in der früheren Bau- und Ingenieurschule in Kassel oder im Theodor-Heuss-Gymnasium in Homberg/Efze. Es darf nach Einschätzung von Jörg Haafke als sicher angenommen werden, dass die gute Auftragslage Heinemanns ihm auch Freiräume für sein Engagement für den Tourismus in seinem Dorf und damit vermutlich einen elementaren Beitrag für die Bedeutung der Künstlerkolonie Willingshausen in der Gegenwart geleistet.
In Willingshausen hat Günter Heinemann drei Arbeiten erstellen dürfen – eher unscheinbar präsentiert sich ein Bild an der Trauerhalle auf dem Friedhof. Das allgemein bekannteste begrüßt den aus Fahrtrichtung Alsfeld durchreisenden Autofahrer an der Hauptkreuzung von der Fassade des Neubaublocks und zeigt Schwälmer Kleidung sowie Tracht. Etwas abseits der Hauptstraßen dürfte das Wandbild auf dem Grundschulgiebel sicherlich nicht zuletzt aufgrund der darin verarbeiteten Thematisierung von gesellschaftlichen Entwicklungen auch in der Bildaussage eine herausragende Bedeutung besitzen. Das Kulturhaus AnTreff hat diese Fotografien schon im Jahr 2017 gezeigt, als der Verlust dieses bedeutenden Wandbildes an der ehemaligen Grundschule in Willingshausen drohte. Nach der Zusammenführung der Grundschule in der Großgemeinde an einem Standort zwischen den Ortsteilen Merzhausen und Willingshausen war die Zukunft des Heinemann-Wandbildes vakant.
Es ist dem persönlichen Interesse der Käufer des ehemaligen Schulgrundstücks zu verdanken, dass sowohl die alte Schule als auch der Wandbild-Giebel bis heute erhalten bleiben konnten. Zum Abschluss der Wandbilder-Ausstellung soll am 15.7. ab 18.00 Uhr eine Vorort-Bildbetrachtung mit Ulrike Schulte.
Die Ausstellung im Kulturhaus AnTreff ist an Samstagen zwischen 10 und 13 Uhr sowie nach Vereinbarung (Telefon 06697/1477) zugänglich. Der Eintritt ist frei, Spenden sind erwünscht. (Jörg Haafke)