WABERN. Große Resonanz fand kürzlich das Thema „hofnahe Schlachtungen“ bei den zirka 100 Gästen im gut gefüllten Saal des Kultur-Bahnhofs Wabern. Im Fokus stand die Leitfrage, ob die „hofnahe Schlachtung“ um den Weideschuss, die teil mobile sowie die voll mobile Schlachtung eine Alternative zur konventionellen Schlachtung mit dem einhergehenden Transport über weite Strecken in den Schlachthöfen sein kann.
In den vier thematischen Blöcken gaben die Referentinnen und Referenten eine Einführung und Überblick zu den formalen und rechtlichen Anforderungen, den verschiedenen Verfahren der „hofnahen Schlachtung“ sowie den damit verbunden konkreten Herausforderungen, Hemmnissen und Perspektiven bei der praktischen Arbeit der Tierhalter in Bezug auf die „hofnahe Schlachtung“. Bereits zwischen den Themenblöcken kam es zwischen den Referentinnen und Referenten sowie dem Publikum zu einem konstruktiven und wertvollen, fachlichen Austausch.
Die Referentinnen und Referenten sowie das Publikum waren sich nach interessanten zwei Stunden einig, dass die „hofnahe Schlachtung“ eine Alternative zur konventionellen Schlachtung sein kann, der Abstimmungsbedarf zwischen den einzelnen Akteuren jedoch ausgesprochen hoch und die Organisation der zeitlichen Abläufe anspruchsvoll ist.
Zum Abschluss der Veranstaltung fasste Ingvar Grebe, Fachbereichsleiter Landwirtschaft und Landentwicklung des Schwalm-Eder-Kreises, zusammen, dass die „hofnahe Schlachtung“ aktuell noch eine Nische ist und Tiere weiterhin transportiert werden. Wichtig sei aber, dass die verschiedenen Akteure einander verstehen und im Austausch sind, um gemeinsame neue Wege und Alternative zu erarbeiten.
Organisiert wurde die Veranstaltung durch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Ökomodell-Region Schwalm-Eder und des Fachbereich 83 Landwirtschaft und Landentwicklung des Schwalm-Eder-Kreises. Als Referentinnen und Referenten waren Dr. Anke Reisse (Regierungspräsidium Kassel), Dr. Viktoria Tabbert und Bettina Mangold (Veterinäramt des Schwalm-Eder-Kreises), Dr. Andrea Fink-Keßler (Vorstandsvorsitzende des Verbands der Landwirte mit handwerklicher Fleischverarbeitung), David Strasser (Wildes Rotkäppchen) und Christian Sölzer (Qnetics) zu Gast.
Weitere Auskünfte und Informationen zum Thema „hofnahe Schlachtung“ können Interessierte bei der Ökomodell-Region Schwalm Eder, Juliane Wagener (Telefon: 05681 775-8315, E-Mail: oekomodellregion@schwalm-eder-kreis.de) erhalten.
Hintergrund
Der Strukturwandel bei Schlachtstätten und Metzgereibetrieben im Schwalm-Eder-Kreis hat dazu geführt, dass immer weniger Betriebe schlachten und die Tiere somit über immer weitere Strecken transportiert werden müssen. Außerdem ist es vielen Landwirten und Landwirtinnen ein Anliegen, dass im Sinne der Mensch-Tier-Beziehung und der Würde des Tieres auch bei Schlachtung möglichst Stress, Angst und Qual vermieden werden. Die hofnahe Schlachtung bietet Betrieben dafür eine interessante Alternative, bei der die Tiere nicht zu einer Schlachtstätte gefahren, sondern direkt am Herkunftsbetrieb getötet werden. Unterschieden wird hierbei zwischen dem Weideschuss für Rindern direkt auf der Weide, der teil mobilen Schlachtung und der voll mobilen Schlachtung am Herkunftsbetrieb. Die „hofnahe Schlachtung“ kann dazu beitragen, dass Risiken für Mensch und Tier während des Transports deutlich reduziert, Stress für das Tier verringert und zugleich die Verbraucherakzeptanz erhöht wird. (pm)
Das Bild: Gut besucht: Die Informationsveranstaltung zum Thema „hofnahe Schlachtung im Kulturbahnhof Wabern