ESCHWEGE. Vom 23. bis 29. September 2019 fanden knapp 20 Veranstaltungen im Rahmen der „Interkulturellen Woche“ an verschiedenen Orten des Werra-Meißner-Kreises statt, welche von der WIR-Koordinatorin des Werra-Meißner-Kreises organisiert wurden.
Neben den Begegnungen, die stattgefunden haben, ist die Woche auch ein einzigartiges Instrument, um das Engagement im Werra-Meißner-Kreis zum Thema Vielfalt und Weltoffenheit sichtbar zu machen. Zugleich geht es auch um die Betonung unserer demokratischen Werte.
Den Auftakt machte die Veranstaltung „Frauen unterstützen Frauen“ im Rathaussaal in Witzenhausen, initiiert von der Gleichstellungsbeauftragten in Kooperation mit der Servicestelle für Integration und freiwilliges Engagement. Rund vierzig Frauen mit und ohne Migrationshintergrund waren zusammengekommen, um sich auszutauschen und mehr über für sie möglicherweise interessante Beratungsangebote im Werra-Meißner-Kreis zu erfahren. Zahlreiche Vertreter von Institutionen erklärten in einfühlsamen und klaren Worten mit Rücksicht auf die verschiedenen Sprachniveaus ihre Angebote: Vertreter*innen der Volkshochschule, des Jobcenters, vom Verein Frauen für Frauen und von der AWO-Beratungsstelle für Schwangerschaft, Sexualität und Familie standen Rede und Antwort.
Am Abend wurden im Rathaussaal im Rahmen des Projekts „Tell me your story“ die Geschichten einer jungen Frau und eines jungen Mannes erzählt, die ihre neue Heimat im Werra-Meißner-Kreis gefunden haben. Das Projekt verleiht geflüchteten Menschen eine Stimme. Die Geschichten informieren, klären auf und bewegen. Sie bestehen aus drei Teilen: Die Situation der Menschen im Heimatland, ihr Weg hierher und ihre Situation in Deutschland.
Am Dienstag frühstückten in der Evangelischen Familienbildungsstätte Werra-Meißner in Eschwege rund 30 Frauen und Männer mit und ohne Migrationshintergrund; sie erfreuten sich an hübsch hergerichteten orientalischen Speisen und tauschten sich dabei aus.
Am Nachmittag übten sich Teilnehmer in Hessisch-Lichtenau im sportlichen Boule-Wettstreit, Ausrichter war der TV 1984 Hessisch Lichtenau e.V.
Am Mittwoch verzauberten die Kinder der evangelischen Kindertagesstätte Kreuzkirche – organisiert im Rahmen des Projektes „Kita-Einstieg – Brücken bauen in frühe Bildung“ Besucher*innen des Marktplatzes Eschwege mit musikalischen Beiträgen. Die Lieder hatten einen interkulturellen Bezug, so wurde beispielsweise in verschiedenen Sprachen „Guten Morgen“ gewünscht, die Anwesenden brachten sich und ihre Sprachen hier mit ein. Bedacht wurden in dem Lied Eltern, Kinder, Großeltern, Himmel, Sonne, Mond und Sterne mit guten Wünschen – alle durften ihre Ideen mit einbringen.
Am Nachmittag des gleichen Tages lud die Begegnungsstätte Diversity – Vielfalt in Eschwege in Kooperation mit dem Jobcenter Werra-Meißner und den Integrationslotsen kleine und große Gäste zu einem gemütlichen Zusammensein an einer Bunten Tafel ein. Die Begegnungen fanden aufgrund des wechselhaften Wetters, das die ganze Interkulturelle Woche begleitete, sowohl im Außen- als auch im Innenbereich statt. Haupt- und Ehrenamtlich Engagierte tauschten sich bei Speis und Trank aus. Mitarbeiter des Jobcenters beispielsweise genossen arabischen Kaffee mit seinen speziellen Aromen. Auch waren Integrationslotsen aus dem gesamten Kreisgebiet gekommen.
Abends bewegte der Film „Wir sind Juden aus Breslau“ mit 14 jüdischen Zeitzeugenberichten die Gemüter der Anwesenden. Die Veranstaltung wurde mitfinanziert vom Evangelischen Forum im Rahmen der Erinnerungs- sowie der auch Präventionsarbeit. Auch hier wurde deutlich, dass die Themen Ausgrenzung und Diskriminierung an aktueller erschreckender Brisanz gewinnen. Am nächsten Morgen durften rund einhundert Schüler aus Witzenhausen und Großalmerode die Vorführung besuchen. Der Regisseur stand nach den Vorführungen jeweils zum Filmgespräch bereit.
Am Donnerstag fand neben der der Filmvorführung für Schulen die Zubereitung eines internationalen Buffets in der Werkstatt für junge Menschen e.V. in Kooperation mit der Eschweger Tafel auf dem Programm. Zubereitet und verköstigt wurden sowohl einheimische als auch fremdländische Speisen. Die anwesenden ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen der Tafel hatten es sich zum Ziel gesetzt, die Zubereitung nur hier bekannter Gemüsesorten näher zu bringen, asiatische Teilnehmer*innen brachten den Anwesenden ihre Küche näher.
Nachmittags sangen die Kinder der Kita Ellerberg, die wie die Eschweger Kita Kreuzkirche Kooperationskita des Programms „Brücken Bauen“ ist, auf dem Marktplatz Spiel- und Spaßlieder für und mit allen Anwesenden. Es wurde viel gelacht und von Herzen zusammen gesungen.
Im Sozialen Stadtteilladen Heuberg fand am gleichen Nachmittag ein orientalischer Abend mit Kochkurs statt, bei dem gemeinsam mit viel Freude und Elan orientalische Vorspeisen zubereitet und in ansprechender Atmosphäre verzehrt wurden.
In der Familienbildungsstätte leitete das Projekt Mosaik-Paten für Geflüchtete alle Interessierten an, gemeinsam Obst zu Marmelade, Gelee und Kuchen zu verarbeiten- in einer sehr lebendigen Wohlfühl-Atmosphäre.
Auf der atmosphärischen Burg Ludwigstein fanden sich abends Frauen und Männer mit und ohne Zuwanderungsgeschichte zusammen, um gemeinsam einen Demokratie-workshop zu gestalten. „Betzavta“ , aus dem hebräischen „Haus der Großmutter“ und Synonym für die Gemeinschaft, ist ein demokratiebildendes Programm, in dem es darum geht, in einer Gruppe individuell und aktiv Grundlagen, und Strukturen demokratischer Prozesse zu entdecken. Die sich entwickelnde Gruppendynamik hat alle Teilnehmer*innen bewegt und Lust auf mehr „Demokratie entdecken“ gemacht.
Am Freitag gab es ein Kunstprojekt der besonderen Art, in dem es um Verhüllung und Perspektivwechsel ging – veranstaltet von Seelenhaus e.V. „Kunst soll Mediation sein und gesellschaftliche Spannungen darstellen“ – hieß es im Projektentwurf. In der Ausstellung „Grenzen“ im Seelenhaus im Oktober sind Videomitschnitte und andere Informationen über das Projekt zu sehen.
Der Nachbarschaftsring Witzenhausen veranstaltete, wie im letzten Jahr, ein sehr gut besuchtes Mitbringbuffet unter dem Motto „Ich habe einen Traum… Zusammen Leben, zusammen Wachsen.“ Mehr als 80 Menschen kamen zusammen zu einem lebendigen Austausch bei kulinarischen Köstlichkeiten.
Ein für das Ende der Woche geplanter Workshop für Frauen mit der Schauspielerin und Lyrikerin Dominique Macri musste leider ausfallen, er soll aber noch in diesem Jahr nachgeholt werden. Frauen ohne, aber insbesondere auch mit Migrationshintergrund und vielleicht noch nicht so umfangreichen Deutschkenntnissen soll die Möglichkeit gegeben werden, ihre Potenziale zu entdecken bzw. zu aktivieren und, wenn sie möchten, unter Anleitung ihre wertvollen Geschichten zu erzählen und ggf. zu verschriftlichen. Wir freuen uns ab sofort über Voranmeldungen von Interessierten, der Termin wird noch bekannt gegeben- es wird ein Wochenendworkshop werden.
So machte den Abschluss die „Weiße Tafel“ in Reichensachsen, organisiert von der Flüchtlingshilfe Wehretal mit dem Roten Kreuz. Viele Menschen kamen auch hier zusammen, um gemeinsam Zeit zu verbringen und sich gegenseitig besser kennen zu lernen.
Die Woche soll auch im nächsten Jahr das kulturelle und gesellschaftliche Leben des Werra-Meißner-Kreises bereichern.
Der Vorbereitungsworkshop für die IKW 2020 wird am 5. Februar 2020 stattfinden, Zeit und Ort werden noch bekannt gegeben.
Finanziert wurde die Woche über das Bundesprogramm Demokratie Leben, das Evangelische Forum Werra-Meißner hat eine Veranstaltung mitfinanziert. Zudem gab es Fördermittel von der Hessischen Staatskanzlei aus dem Förderprogramm „Ehrenamtliche Flüchtlingshilfe“.
Weitere Informationen erhalten Sie bei Julia Kapinus, Integrations-Koordinatorin (WIR), E-Mail: julia.kapinus@werra-meissner-kreis.de, Tel. 05651 302 303 08 und im Internet unter www.integrationsnetz-wmk.de. (pm)
Das Bild: Orientalisches Frühstück in der evangelischen Familienbildungsstätte Werra-Meißner in Eschwege