TREYSA. „Ich bin überwältigt, dass sich so viele Mitarbeiter und Gäste für dieses Thema interessieren“, sagte Hephata-Vorstand Judith Hoffmann zur Eröffnung des „Fachtags zur Prävention von und zum Umgang mit Gewalt“ am Mittwoch. Der Hephata-Kirchsaal war mit rund 200 Mitarbeitern, Klienten und Angehörigen sowie Gästen komplett ausgelastet. Zwei Referate und sechs verschiedene Workshops standen auf dem Tagungsprogramm.
Judith Hoffmann gab einen kurzen Rückblick, wie es zum Fachtag und der Bearbeitung des Themas für Hephata gekommen war. Neben gesetzlichen Änderungen hätten die Erkenntnisse aus dem Heimkinderfonds sowie der Stiftung Anerkennung und Hilfe zur Beschäftigung mit dem Thema beigetragen: „Wir müssen dafür Sorge tragen, dass strukturelle Gewaltpotentiale geändert werden, damit das, was damals geschehen ist, sich nicht wiederholt“, so Hoffmann.
Eine Arbeitsgruppe mit 18 Kolleginnen und Kollegen aus verschiedenen Arbeitsbereichen Hephatas habe sich zwei Jahre lang mit dem Thema beschäftigt. Mit dem Ziel, einen institutionellen Rahmen für Kunden und Mitarbeitende zu erarbeiten, der Schutz und Sicherheit gebe. Zwar hätten die verschiedenen Bereiche jeweils eigene Schutz- und Präventionskonzepte, darüber hinaus habe es jedoch noch eines gemeinsamen Rahmens bedurft. Das Resultat sei die „Rahmenrichtlinie zur Prävention von und zum Umgang mit Gewalt“ mit einem Anhang mit Fallbeispielen und einem Materialhandbuch, die Ende 2018 fertig gestellt worden sei. Aber auch der Fachtag an sich sei ein Ergebnis dieses Prozesses.
„Gewalt und Aggression in der Pflege und Pädagogik – diskutieren statt tabuisieren… und verstehen“, unter diesen Titel stellte Dr. Michael Wunder, Diplom-Psychologe und Leiter Beratungszentrum Evangelische Stiftung Alsterdorf, seinen anschließenden Vortrag. Einige seiner konkreten Vorschläge zur Gewaltprophylaxe lauteten:
- Regelmäßige Besprechungen mit Protokollen
- Anleitung und Supervision sowie verbindliche Fort- und Weiterbildungen
- Transparente Leitungsentscheidungen
- Weiterentwicklung der Qualitätsstandards
- Bekenntnis zur eigenen Geschichte und Gewaltvorkommnissen
- Unabhängige Ansprechpartner zum Thema Gewalt außerhalb der Hierarchie
- Erstellung eines Leitfadens
„Gewaltfreiheit ist das A und O der persönlichen Auseinandersetzung und Lebensgestaltung“, so Wunder abschließend.
Dieser Aussage schloss sich auch Regine Krampen, BSc Nursing und Fachbereichsleiterin der Oberen Betreuungs- und Pflegeaufsicht Hessen, an. Sie sprach der Hephata Diakonie zunächst ein Lob aus: „Die Rahmenrichtlinie der Hephata Diakonie ist bis jetzt das Premiumprodukt und ich habe bereits einige Richtlinien auf dem Tisch gehabt.“ Danach beschäftigte sich Krampen in ihrem Referat „Zwischen ,wohltätigem Zwang‘ und Gewalt – ethische Dilemmata professionell Sorgender“ mit gesetzlichen Grundsätzen und der Empfehlung des Deutschen Ethikrates zum Thema.
Krampen sprach sich unter anderem dafür aus, dass Einrichtungen nicht nur eine Haltung als Richtlinie veröffentlichten, sondern innerhalb der verschiedenen Teams auch Sorgeleitbilder innerhalb der institutionellen Richtlinie existieren sollten. „Die Teamebene muss aktiv beteiligt werden. Das haben Sie mit Ihrer Richtlinie getan“, so Krampen.
Nach den Vorträgen im Plenum ging der Fachtag mit Workshops in Kleingruppen weiter. Themen waren: „Bausteine der Krisenintervention“, „Gewaltprävention in der Arbeit mit psychisch erkrankten Menschen“, „Entwicklung und Implementierung eines Konzeptes zum Schutz vor sexueller Gewalt“, „Gewalt in der Arbeit mit hochgespannten Klienten: Folgen und Möglichkeiten der Prävention“, „Und wenn es doch passiert? – Nachsorge für Opfer, Täter und Umfeld“ sowie „Sexuelle Rechte leben und achten – Spannungsfeld zwischen sexueller Selbstbestimmung und Prävention“.
Judith Hoffmann bedankte sich für die Offenheit und den Input der Teilnehmenden. Sie schloss den Fachtag mit den Worten: „Lassen Sie uns im Gespräch über die Prävention von Gewalt bleiben.“ (pm)
4 Kommentare
Die eigenen Mitarbeiter behandelt Hephata mitunter wie den letzten Dreck. Vielleicht sollte man da mal anfangen etwas zu ändern.
Mag sein, aber geschlagen wird von den Mitarbeitern niemand?
Ich glaube Mobbing tut länger weh, als ein Schlag,aber schlagen tun sie die MA sicher nicht.
Meiner Meinung nach funktioniert Mobbing immer da, wo sich alle anderen wegducken. Nach dem Motto „geht mich nichts an“ oder gar selbst Vorteile daraus ziehen. Jedenfalls immer, wenn Mobbing durch Vorgesetzte oder Betriebsleitung stattfindet. Schweigen heisst für mich immer Zustimmung und macht, nach meiner Meinung, Mobbing erst möglich. Ein Problem das ihnen immer wieder begegnet.
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