KASSEL. Vom Ergebnis her gesehen unerwartet knapp, dafür aber umso sicherer gewann die MT Melsungen ihr Heimspiel gegen die Eulen Ludwigshafen mit 30:26 (14:11). Zu keinem Zeitpunkt musste man Angst haben, dass die Nordhessen vor 3.534 Zuschauern in der Kasseler Rothenbach-Halle etwas anbrennen lassen würden.
Es war nicht die überragende Gala, die mancher gegen das Tabellen-Schlusslicht erwartet hatte, dafür aber ein Auftritt mit Herz und Engagement gegen teils unangenehm zu spielende Gäste, die sich nie aufgaben und keinen Zentimeter Hallenboden kampflos aufgaben. Überragender Mann auf dem Feld war Lasse Mikkelsen, und das nicht nur wegen seiner zehn Tore. Ganz stark präsentierte sich Yves Kunkel mit sechs Treffern und feinem Auge für die freien Mitspieler. Bei den Eulen überzeugte Jerome Müller, der sechsmal ins Netz traf.
Im „Spiel der Gebeutelten“ musste sich die MT wie erwartet mit einer 5:1-Deckung der Gäste auseinandersetzen, die noch am ehesten dem entsprach, was personaltechnisch zu erwarten gewesen wäre. Wie resolut die zupacken kann, das bekam sofort Simon Birkefeldt zu spüren. Immerhin gab’s einen Siebenmeter, und den verwandelte Lasse Mikkelsen zur Führung. Die Finn Lemke über die erste Welle nach Ballgewinn in der Deckung umgehend auf 2:0 ausbaute (3.). Ganz so einfach ging es dann allerdings nicht weiter. Im Gegenteil wusste sich auch die letzte und fast einzig noch mögliche Rückraum-Besetzung der Gäste mit Gunnar Dietrich, Pascal Bührer und Jerome Müller gut zu bewegen. Bührer sorgte selbst für den Anschluss und bediente dann Jonathan Scholz zum 3:2 (5.).
Zielstrebiger agierten dennoch die Hausherren. Vor allem Lasse Mikkelsen sprühte vor Spielfreude, rochierte viel mit Domagoj Pavlovic und war dabei ungemein torgefährlich. Das 6:3 (9.) war schon sein dritter Treffer, der Gegenstoß von Yves Kunkel zum 7:3 war erst das zweite MT-Tor ganz ohne Beteiligung des Dänen, dafür machte er das 8:4 dann sofort wieder höchstselbst (12.) und auch den Siebenmeter nach Foul an Simon Birkefeldt verwandelte er sicher zum 9:5 (13.) – sein fünfter Volltreffer.
Als zweiter Melsunger machte der Jüngste auf sich aufmerksam und erntete Szenenapplaus. Dmitri Ignatow hatte auf dem rechten Flügel den Vorzug gegenüber Tobias Reichmann erhalten und erfüllte seine Vorgaben. Seine zweite Wurfchance nutzte er zum zweiten Tor und dem 10:5. Ehe eine Zeitstrafe gegen Finn Lemke den MT-Express erst einmal zum Stoppen brachte. Gunnar Dietrich setzte sich trotz Foulspiel des Nationalspielers durch und setzte auch einen gewonnenen Ball in der Abwehr vom eigenen Kreis ins verlassene Tor der Melsunger. Weil kurz darauf auch Marino Maric runter musste, traf Alexander Falk gar zum 10:8 (19.).
Die Partie gestaltete sich nach starkem Beginn zunehmend zäher für die Nordhessen. Der Ball lief längst nicht mehr so flüssig und zudem machte sich für die Eulen die zwischenzeitliche Hereinnahme des ehemaligen Melsungers Mathias Lenz im Tor bezahlt. Dass der Vorsprung der Nordhessen dennoch wieder anwuchs lag an den eingeschränkten personellen Möglichkeiten des Gegners und an Nebojsa Simic. Der zeigte wieder einige spektakuläre Reaktionen und blieb mit einer Doppelparade erst gegen Pascal Bührer aus dem Rückraum und gegen Alexander Falk im Nachwurf von außen siegreich. Da hatte Lasse Mikkelsen mit seinem siebten Tor schon wieder auf 14:10 gestellt (26.), was Jannik Hofmann kurz vor der Pause per Siebenmeter leicht verkürzen konnte.
Weil die defensivere 6:0-Variante in der Defensive im ersten Durchgang die effektivere für die Eulen war, behielten sie die auch nach dem Seitenwechsel bei. Mit Erfolg denn wie gehabt tat sich die MT schwer mit Lösungen dagegen. Nachdem Mikkelsen mit seiner Einzelaktion gescheitert war, setzte sich zumindest Pavlovic im Zweikampf durch und traf. Leichter hatte es da Dimitri Ignatow, der das Leder über die erste Welle versenkte, noch bevor die Eulen alle zurückgelaufen waren – 16:12 (35.).
Zweifel an einem positiven Ausgang aus Sicht der Nordhessen gab es eigentlich zu keiner Zeit. Dafür sorgte immer wieder Simic mit seinen spektakulären Aktionen. Und immer wenn schnell geschaltet und gespielt wurde, waren die Eulen schlicht überfordert. Wie nach einer weiteren Rettungstat des Montenegriners, als Dimitri Ignatow den Abpraller aufnahm, quer über das ganze Feld auf Yves Kunkel passte und der Mathias keine Abwehrchance ließ (19:14,38.). Spielerisch fiel den Badenern in dieser Phase nur noch wenig ein. Sie suchten die Zweikämpfe und blieben über Siebenmeter im Spiel. Zwei davon verwandelte Jannik Hofmann zum 20:16 (41.).
Auf Melsunger Seite hatte Simon Birkefeldt den Turbo angeworfen. Sein drittes Tor in Folge bedeutete das 22:17 (44.). Kurz darauf bat Heiko Grimm zur Auszeit. Er monierte zu viele Lücken im Mittelblock der Abwehr und brachte Tobias Reichmann für den Angriff. Prompt mussten die folgenden Angriffe der Eulen über die Außenbahnen laufen und erbrachten weniger Profit, vorn holte Reichmann einen Siebenmeter, den Lasse Mikkelsen verwandelte. Alles richtig gemacht also vom Melsunger Coach, der sich gleich darauf noch über Mikkelsens neuntes Tor zum 25:19 freuen durfte (49.).
Ben Matschke nahm seine letzte Auszeit und setzte auf den siebten Feldspieler. Positiver Output war der nächste Siebenmeter, den Jannik Hofmann, diesmal gegen Johan Sjöstrand, zum 25:21 verwandelte. Sie blieb hartnäckig dran, die Eulen, leisteten sich aber auch immer wieder unnötige Fehler. So tat sich nur noch wenig in Sachen Tordifferenz. Melsungen spielte den Rest der Zeit unaufgeregt herunter, die Gäste taten das im Rahmen ihrer Möglichkeiten liegende. Lasse Mikkelsen schraubte seine Ausbeute per Siebenmeter noch in zweistellige Bereiche, Tobias Reichmann verwertete ein Kempa-Anspiel von Yves Kunkel über die gesamte Breite des Spielfeldes. Und die Eulen? Die durften sich nach bravouröser Leistung trotz Niederlage lautstark vom mitgereisten Anhang feiern lassen.
Stimmen zum Spiel
Heiko Grimm: Ich muss unseren heutigen Gegner loben. Die Eulen haben das geschickt gemacht. Wir haben gut begonnen, vielleicht lief es sogar zu gut. Deshalb kamen dann Konzentrationsschwächen, wegen derer wir uns nicht absetzen konnten. Auch mit dem siebten Feldspieler haben sie es gut gemacht, dagegen sind uns defensiv nicht viele Lösungen eingefallen. Aber man muss auch das Positive sehen und das ist, dass wir das Spiel trotzdem gewonnen haben. Es war kein Leckerbissen, das muss man ehrlich sagen. Jetzt müssen wir schnell regenerieren, denn wir haben für die drei Positionen im Rückraum auch nur noch vier Spieler. Aber wir haben auch die Möglichkeit, uns über einen Erfolg in Berlin weiter oben festzusetzen.
Benjamin Matschke: Glückwunsch an Heiko und seine Mannschaft zum verdienten Sieg. Die MT hat das nach der 10:5-Führung clever gespielt. Sie hatten immer wieder den Punch, um uns auf Distanz zu halten. Gefühlt habe ich alle fünf bis acht Minuten irgendetwas an unserem Spiel verändert. Und im Rahmen unserer Möglichkeiten haben wir uns auch gut verkauft. Aber Lasse Mikkelsen hat, nicht nur wegen seiner zehn Tore, ein überragendes Spiel gemacht. Wir konnten heute ganz viel von hier mitnehmen, auch wenn wir in der einen oder anderen Situation zu ungeduldig waren.
Axel Geerken: Wenn man viermal nacheinander gewinnt, ist das schon eine kleine Tendenz. Aber wir haben in dieser Zeit auch viel erlebt mit den vielen Verletzungen. Das war heute ein Arbeitssieg. Der war nicht schön, aber in meinen Augen doch sicher und souverän. Jetzt müssen wir uns noch in der Deckung steigern und Gas geben, dann ist vielleicht auch in Berlin was drin.
Marcus Endlich: Glückwunsch auch von meiner Seite an die Melsunger. Wir glauben trotzdem weiter an den Klassenerhalt. Ich bin megastolz. Wir haben einige junge Spieler drin, die wirklich alles geben. Wenn jetzt noch die Verletzten zurückkommen, sind wir optimistisch, dass wir auch nächstes Jahr wieder hier spielen dürfen. (pm)
Die nächsten Spiele:
DO, 15.11.18, 19:00 Uhr, Füchse Berlin – MT Melsungen, Max-Schmeling-Halle Berlin
DO, 22.11.18, 19:00 Uhr, MT Melsungen – HC Erlangen, Rothenbach-Halle Kassel