(Aktualisiert Samstag, 9:20 Uhr) GUDENSBERG. Vor zehn Jahren begann die Planung für ein neues Feuerwehrgebäude in Gudensberg. Fast so lange hat die Stadt Geld angespart, wie Bürgermeister Frank Börner erwähnte. „Das macht man nur einmal im Leben mit“, sagte die Stellvertretende Stadtbrandinspektorin, Katrin Möbus, die gemeinsam mit Stadtbrandinspektor Markus Iffert den Festkommers am Freitagabend eröffnete.
Unter der Bauleitung des hauptberuflichen Baufachmanns und ehemaligen Stadtbrandinspektors Verdy Ryffel, erreichte die Stadt zusammen mit der Feuerwehr eine zeitliche und kostenmäßige Punktlandung. Mit 5,5 Millionen Euro wurden, so Börner, die Baukosten gegenüber der Planung nur um die marktüblichen Preissteigerungen überschritten und die zeitliche Planung wurde dank vieler Eigenleistungen der Feuerwehrkameraden eingehalten.
Vertrauen, Partnerschaft und Kontakt
„Vertrauen, Partnerschaft und persönlicher Kontakt statt E-Mail-Schreiberei“, so Ryffel, war das Geheimnis der Baustelle. Vertrauen zwischen dem Rathaus, der Feuerwehr und den Planern war entscheidend. So wurden alle Schwierigkeiten gemeistert und die Punktlandung ermöglicht. Für die perfekte Arbeit und 2000 allein von Ryffel geleistete Stunden bekam der Irland-Fan guten Irish Whiskey, ein Modell des neuen Gebäudes, das Jörn Althans gebaut hat, und Blumen als „Entschädigung“ für die Ehefrau. Im Grunde hat er eine Jahresarbeitszeit mit der Baustelle verbracht.
Mit Standing Ovations entließen die 400 Gäste beim Kommers – vor allem Feuerwehrfrauen, Feuerwehrmänner und Mandatsträger – Ryffel aus seiner letzten großen Verantwortung für die Feuerwehr. Architekt Jörg Vetter vom Büro K-Plan (Siegen) zeigte sich bei der Schlüsselübergabe beeindruckt von der Zusammenarbeit zwischen Stadt, Feuerwehr und Planern, die er so noch nie erlebt habe.
Zukunftsfähiger Bau für älteste Solidargemeinschaft
Iffert und Möbus bezeichneten das Gebäude als schlicht und zeitlos und vor allem zukunftsfähig. Bürgermeister Frank Börner hielt als Bauherr die Festansprache und betonte, dass das Gebäude auch zukünftigen Aufgaben gerecht werden wird. Eine davon ist die A 49, die auch der Erste Kreisbeigeordnete Jürgen Kaufmann als Herausforderung bezeichnete. Kreisbrandmeister Michael von Bredow sieht sie als die bedeutendste Schwerlastautobahn in Nord-Süd-Richtung überhaupt, wenn sie fertiggestellt ist. Er stellte heraus, dass die Feuerwehr die älteste Solidargemeinschaft der Welt ist.
Staatssekretär Mark Weinmeister betonte, dass aus dem Haushalt des Landes Hessen 640.000 Euro in das Gebäude fließen und unterstich die Sparbemühungen bei gleichzeitig hoher Qualität: „Berlin-Brandenburg hätte viel Geld und Zeit sparen können, hätte Verdy Ryffel das Brandschutzkonzept entwickelt!“
Säbel und brennender Dornbusch aus den Partnerstädten
Der Landtagsabgeordnete Günter Rudolph hob den Zeigefinger. Die Summe dessen, was für und mit den Bürgern getan wird, sei nicht das Gemeinwohl und selbst wenn eine Freiwillige Feuerwehr, die das Gemeinwohl garantiert, viel Geld kostet, wäre die Alternative eine noch viel teurere Berufsfeuerwehr.
Die Stadt Gudensberg hat die Freiwilligen Feuerwehren in den Partnerstädten Schtschyrez (Ukraine) und Jelz-Laskowice (Polen), die auch untereinander Partner sind, stets unterstützt und beide waren mit ihren Bürgermeistern angereist, um das neue Gebäude mit einzuweihen. Bürgermeister Bogdan Szczesniak (Jelz-Laskowice) übergab einen Polnischen Säbel als Symbol der Sicherheit, Oleg Vasylyschyn (Schtschyrez) schenkte der Stadt Gudensberg das Bild eines brennenden Dornbusches von einem jungen Künstler. Der biblische Dornbusch ist in der Ukraine so etwas wie der Schutzpatron der Feuerwehr. Den heiligen Florian kennt man dort nicht.
Comedy als Roter Faden – neues Gebäude mit neuen Funktionen
Den Florian, und überhaupt alles andere aus dem Bereich Feuerwehr, kannten Heinz Schröder und Achim Krawuttke, alias „Pico Bello“ aus Göttingen. Sie waren der Rote Faden oder besser Feuerwehrschlauch, der die Programmpunkte verknüpfte. Mit Comedy, Zauberkünsten, Quiz und sogar Musik rund um das Thema Feuerwehr unterhielt das Duo die Gäste.
46 Jahre war das alte Gebäude in Betrieb und schon lange zu eng geworden. Jetzt hat die Feuerwehr ein Gebäude mit Atemschutzwerkstatt, Schlauchwaschanlage und Schulungsräumen, die von alle sieben Gudensberger Wehren genutzt werden. Was jetzt, so Börner, noch fehlt, ist ein Übungsturm für Höhenrettung und Leiterübungen. Der soll möglichst im nächsten Jahr realisiert werden.
Heute Tag der offenen Tür und Party bis in die Nacht
Im jetzigen Gebäude, das auch eine Werbung für die Feuerwehr ist, sind 1.800 Kubikmeter Beton, 180 Tonnen Stahl und 2.500 Quadratmeter Dämmung und Dichtung an Dach und Wänden verbaut. 500 Meter Kanalleitungen und darüber 3.000 Quadratmeter Pflaster wurden verlegt.
Heute zieht die Wehr um 11 Uhr mit einem Blaulicht-Umzug vom Löhner Weg in das neue Gebäude um, anschließend sind alle Gudensberger zum Tag der offenen Tür mit Besichtigungen eingeladen. Zum Kaffee ab 14 Uhr spielen um 15 Uhr die Chattengauer und Party ist ab 20 Uhr mit No Limit. Wie der Name der bekannten Band aus dem Chattengau und der Region verspricht: Das wird grenzenlos… (rs)
.