FRIELENDORF. Heute ist Sonntag, der letzte im März, und zum ersten Mal ist die Sommerzeit nach der Umstellung nicht das beherrschende Thema. In manchen Städten wäre heute, kurz vor Ostern, „Verkaufsoffener Sonntag“ gewesen. Ist es auch, aber nur in den Online-Shops. Die erleben ungeahnte Zuwächse. Selbst bei Amazon sind bestimmte Produkte ausverkauft. Webcams zum Beispiel, um PCs Skype- beziehungsweise Videokonferenz-tauglich zu machen…
Kolumne
FRIELENDORF. Wer in diesen Tagen mit selbstbewusstem Schritt Einkaufen geht, erlebt Menschen, die davonlaufen, hinter Regale flüchten oder wiederum andere, die aggressiv reagieren und wütend schimpfen. Wer auf der Straße, im Park oder selbst im Wald spazieren geht, trifft Menschen, die stoppen, die unsicher in Hauseingänge oder zwischen Bäume huschen oder die Straßenseite wechseln. Wir haben Angst voreinander…!?
FRIELENDORF. Die Landstraßen sind gespenstisch leer heute Morgen, nichts findet mehr statt. Die Gottesdienste werden gleich voll sein? Ach, auf Gott vertrauen wir schon seit Jahrzehnten nur noch Weihnachten. Zu Ostern wäre jetzt gut! Der Start zum hessischen Gründerpreis wird verschoben! Ok, verschmerzen wir! Auf Krankenhausstationen werden Desinfektionsmittel und Schutzkleidung geklaut. Das bedroht allerdings mehr Kranke, als Corona je könnte…
FRIELENDORF. Wir riegeln Städte und Gemeinden ab, wir streichen Flüge, wir schränken den öffentlichen Personennahverkehr ein, wir machen Grenzen dicht, wir schließen Schulen, wir verschieben Messen, wir sagen öffentliche Veranstaltungen wie Fußballspiele ab oder lassen einfach keine Zuschauer mehr in die Stadien, es gibt keine Konzerte mehr und es gibt weder Tütensuppen, Seife noch Toilettenpapier in Supermärkten.
FRIELENDORF. Dreieinhalb Monate durchgefeiert, 107 Tage Karneval. Politischer kann Aschermittwoch übrigens gar nicht sein. Jetzt möchte man meinen, alles ist wieder gut. Die Toten von Hanau stehen wieder auf, wie der Hoppeditz in Düsseldorf oder Lohfelden am 11.11. um 11:11 Uhr, alles war nur Theater und am Ende ist es gut.
SCHWALMSTADT. Heute ist genau das Urteil gefallen, das kaum jemand versteht. Aber bitte, wenn man das Gesetz nur so auslegen kann, dann erwarten uns zukünftig viele Zäune, ganz fürchterlich viele Sicherungsmaßnahmen, Absperrungen, Verbote, Hinweisschilder und jede Menge Kosten für Städte und Gemeinden.
ERFURT. Für viele ist Erfurt nur eine Raufaser und Thüringer sind einfach die besten Bratwürste. Gut schmecken und gut aussehen tun sie wenigstens, jenseits der Werra, wegen deren Salz sich einst sich Hermunduren (einstige Bewohner Thüringens zur Römerzeit) und die Chatten (einstige Bewohner Hessens) die Schädel eingeschlagen haben.
SCHWALMSTADT. Wir können das ganz gut in Deutschland. Es geht nicht unbedingt darum wie wir etwas meinen. Manchmal ist es wichtiger, was wir hätten meinen können und schließlich wie es andere verstehen oder hätten verstehen können. Und zu guter Letzt sprechen Juristen dann noch ihre eigene Sprache.
FRIELENDORF. Wir haben 2020. Schon angekommen im neuen Jahrzehnt, den „Goldenen 20ern“ der 2000er Jahre? Begonnen hat es natürlich nicht golden, sondern „schwarz auf weiß“. Wir bekommen jetzt alle einen Bon in die Hand gedrückt, egal, was wir kaufen. Toll!
SCHWALMSTADT. Wir führen in Deutschland 2020, das in wenigen Minuten beginnt, die Impfpflicht gegen Masern ein, weil sie Todesfälle verhindert. Seit Einführung der Meldepflicht im Jahre 2000 sind 8 Todesfälle zu beklagen. Ein Anstieg wird befürchtet, wenn nicht geimpft wird. 35 Todesfälle gab es in der EU insgesamt im Jahr 2018.
Alle Jahre wieder zur Weihnachtszeit…
Ich vermute, dass einige von Ihnen heute hektisch in die Geschäfte strömen, weil die letzten Geschenke noch gar nicht gekauft sind? Auf die letzte Minute. Vergessen? Wichtigeres zu tun gehabt? Egal!
SCHWALMSTADT. Morgen vor drei Jahren, am 24. November 2016 wurde Stefan Pinhard in sein Amt als Bürgermeister eingeführt. Damit endet heute die erste Halbzeit seiner sechsjährigen Amtszeit. Das, so lehrt die Statistik, ist meistens die produktivere Hälfte.
BAUNATAL. Wie geht man mit dem Andenken an einen Bürgermeister um, der sich irgendwie, unfassbar und völlig unpassend, einfach „aus dem Staub gemacht hat“, unerwartet und wie bei Franz Schubert mit lauter „Unvollendeten“…? Ganz plötzlich nicht mehr da und doch überall gegenwärtig?
SCHWALMSTADT. Wortspiele sind „in“ in Schwalmstadt, geht es um das Stadtmarketing. Zum Beispiel „AreA49“ für das Gewerbegebiet am zukünftigen Autobahnanschluss, #entdeckeschwalmstadt für eine Social-Media-Kampagne, „Augenweide“ (?) für das Rückhaltebecken und jetzt auch Akropolis für die Oberstadt? Ich würde gerne „Stadtmarkething“ hinzufügen.
FRIELENDORF. Heute Abend ist es wieder soweit. Dann kommen die Kürbisse raus und die gruseligen Masken. Und wieder erwarten wir die Kommentare des Klerus, dass das unchristlich sei, während gleichzeitig die Gegner amerikanischen Einflusses wehklagen, weil der Spuk von dort kommt. Und alle, die gegen Kommerzialisierung jeder Art sind, wittern Geldmacherei.
FRIELENDORF. Nun ist es endlich amtlich! Wir dürfen uns gnadenlos beleidigen! Sie mich, ich Sie, wir unsere Nachbarn. Ein allmorgendlicher Gruß für Ihren Boss: „Du Drecksack, halt die Fresse, statt guten Morgen Chef“, hat enorme Auswirkungen auf das Betriebsklima.
FRIELENDORF. In den letzten Tagen ist mit jeder Menge Mythen aufgeräumt worden, die sich um das berühmteste Rock-Festival ranken, das es je gegeben hat: Woodstock. Es war nicht umsonst, es war nicht als Fest der Liebe geplant, es steht aber inzwischen scheinbar für alles, was jeglichen kulturellen Wandel ausmacht. Das ist der letzte Mythos, der sich hält und von jedem benutzt werden darf, der das braucht, obwohl alle Unwahrheiten und Verklärungen inzwischen aufgeklärt sind.
Er war ein Typ! Ein Charakter! Er war unverwechselbar und einzigartig in seiner Art. Heute Morgen ist Dr. Walter Lübcke verstorben und jetzt, da er nicht mehr unter uns ist, entsteht unweigerlich das Gefühl, einer der letzten seines Stammes sei gegangen.
SCHWALMSTADT. Kennen Sie die Totenkirche? Sie steht in Treysa und zählt zu den besterhaltenen Kirchenruinen aus guter alter Zeit vor 800 Jahren, als die Glaubenswelt noch völlig in Ordnung war, es nur eine Kirche gab, kontinuierlich Kriege um Land und Besitz tobten und die Menschheit klar unterteilt war in Dienstherren und Eigenleute, später Leibeigene.