SCHWALMSTADT. Die Kommunen Gilserberg, Neustadt, Schwalmstadt, Frielendorf und Neukirchen arbeiten an der Renaturierung der Bäche Hardwasser und Grenzebach.
Die EU-Wasserrahmenrichtlinie (WRRL), die im Dezember 2000 in Kraft trat, formuliert als Ziel die Erreichung eines guten ökologischen Zustands aller Oberflächengewässer. Im Rahmen dieser Verpflichtung setzen sich die drei Kommunen für die Renaturierung ein, wobei bis zu 95 % der anfallenden Kosten vom Land Hessen gefördert werden.
Um den ökologischen Zustand der Gewässer zu verbessern und die Öffentlichkeit für den Gewässerschutz zu sensibilisieren, wurde 2019 das Programm „100 Wilde Bäche für Hessen“ vom Hessischen Ministerium für Umwelt, Klimaschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (HMUKLV) ins Leben gerufen. Im Rahmen eines Teilnahmewettbewerbs bewarben sich die Kommunen mit dem Grenzebach erfolgreich für dieses Programm und erhielten umfangreiche Unterstützung bei den Renaturierungsmaßnahmen.
Die Hessische Landgesellschaft mbH (HLG) begleitet die Kommunen als Dienstleister bei der Planung und Umsetzung der Maßnahmen. Besonders im Fokus stehen die Wiederherstellung naturnaher Ufer- und Auenbereiche sowie die barrierefreie Durchwanderbarkeit der Bäche und Flüsse für alle Organismen.
Im ersten Schritt wurden das Ingenieurbüro Weber beauftragt, Vorschläge für die Renaturierung der Hardwasser und das Ingenieurbüro Müller für das des Grenzebachs zu erarbeiten. Ab der 41. Kalenderwoche sind Begehungen vor Ort geplant, um die notwendigen Grundlagen zu ermitteln.
Die Hardwasser
Die Hardwasser entspringt westlich von Itzenhain im Gemeindegebiet von Gilserberg und fließt auf ihrem etwa 9 Kilometer langen Verlauf durch die Gemeinden Gilserberg, Neustadt (Hessen) und Schwalmstadt, bevor sie in die Wiera mündet. Zwischen Mengsberg/Neustadt (Hessen) und der Mündung verläuft die Hardwasser durch das Landschaftsschutzgebiet „Hardwasseraue“ sowie das Naturschutzgebiet „Momberger Bruchwiesen und Lohgrund bei Mengsberg“. Sie gehört zum Gewässertyp der feinmaterialreichen, silikatischen Mittelgebirgsbäche.
Der Zustand der Hardwasser ist in einigen Abschnitten durch negative Veränderungen geprägt. Hauptprobleme für eine natürliche Gewässerentwicklung sind die Strukturarmut des Gewässerbetts, die streckenweise Verrohrung und das weitgehende Fehlen naturnaher Uferrandstreifen. Dies führt vor allem im Oberlauf zu einem starken Eintrag von Feinsedimenten. Zudem gibt es entlang des Flusslaufs zahlreiche Wanderhindernisse wie Wegedurchlässe und Abstürze an alten Wehren, die Fischen und anderen wassergebundenen Kleintieren die Durchgängigkeit erschweren oder ganz versperren.
Der Grenzebach
Der Grenzebach entspringt im Schwalm-Eder-Kreis, in der Gemeinde Neukirchen (Knüllgebirge), östlich von Seigertshausen und verläuft in westlicher Richtung durch die Orte Frielendorf-Obergrenzebach und Schwalmstadt-Niedergrenzebach. Auf seiner 13,32 Kilometer langen Fließstrecke nimmt er insgesamt acht Zuflüsse auf und mündet unterhalb von Ziegenhain in die Schwalm. Der Grenzebach verläuft durch die Vogelschutzgebiete „Knüll“ und „Schwalmniederung bei Schwalmstadt“, in denen unter anderem Eisvogel und Schwarzstorch heimisch sind. Der Bach gehört zum Gewässertyp der grobmaterialreichen, silikatischen Mittelgebirgsbäche (Typ 5).
Auch der Grenzebach ist abschnittsweise durch negative Veränderungen belastet. Die wichtigsten Hindernisse für eine naturnahe Gewässerentwicklung sind die Strukturarmut des Gewässerbettes, teils massive Sohl- und Uferbefestigungen, insbesondere in den Siedlungsbereichen, ein enges oder stark eingetieftes Gewässerprofil sowie das weitgehende Fehlen natürlicher Gewässerrandstreifen. Außerdem gibt es zahlreiche Wanderhindernisse, die Fischen und wassergebundenen Kleintieren den Weg versperren.
Weitere Informationen sind unter www.wildebaechehessen.de verfügbar. (wal)