Stadtverordnete positionieren sich einstimmig
BAUNATAL. Einstimmige Beschlüsse sind nicht die Regel in der Baunataler Stadtverordnetenversammlung. Gestern waren sie „an der Tagesordnung“. Eine Resolution fand noch nachträglich den Weg auf diese Tagesordnung. Es geht um die Krise bei VW. Das wettbewerbsstarke VW-Werk mit hoch motivierter und innovativer Belegschaft brauche Sicherheit.
Es herrschte Einigkeit darin, dass die Stadt viel dafür getan habe, dass der VW-Standort funktioniert und eine verlässliche Infrastruktur vorfindet. Beide Seiten haben in der Vergangenheit viel für den Standort getan. Adressat der Resolution ist die Konzernleitung von Volkswagen.
Die Resolution im Wortlaut
Die politischen Gremien der Stadt Baunatal stehen uneingeschränkt hinter dem VW-Werk und seinen Beschäftigten in Baunatal. Wir kritisieren die pauschale Ankündigung möglicher Werksschließungen durch den VW-Vorstand. Für alle Beschäftigten bringt eine derart pauschale Ankündigung möglicher Werksschließungen erhebliche existenzielle Sorgen und Ängste mit sich, die durch die gleichzeitig einseitig erklärte Aufkündigung der über Jahrzehnte bestehenden Beschäftigungsgarantie noch enorm verschärft werden.
Solche undifferenzierten Ankündigungen und die Unsicherheit, die sie auslösen, sind nicht nur enorm schädlich für die Motivation der Belegschaft im VW-Werk, sondern für die gesamte regionale Wirtschaft, die entweder direkt als Zulieferer oder indirekt als von drohend vermindertem Konsum Betroffene sich ebenfalls Sorgen um ihre Zukunft machen.
Letztlich sind auch die kommunalen Haushalte der Werksstandorte massiv betroffen, die sich bereits vor dieser Ankündigung großen Risiken ausgesetzt sahen. Der Magistrat wird sich auch mit anderen regionalen Akteuren (Wirtschaftsgemeinschaft, Wirtschaftsförderung, Zweckverbände, Nachbarkommunen) vernetzen, um eine gemeinsame Haltung und Unterstützung abzustimmen.
Neben der wirtschaftlichen Bedeutung prägt das VW-Werk auch das soziale Leben in Baunatal. Viele kulturelle und soziale Einrichtungen, darunter Sportvereine, Bildungsprogramme und kulturelle Veranstaltungen, werden durch VW und seine Mitarbeiter initiiert oder unterstützt. Die enge Verbindung zwischen Stadt und VW-Werk zeigt sich auch im Vereinsleben und in der städtischen Politik, wo die Interessen der Beschäftigten und des Unternehmens oft eng miteinander verwoben sind.
Das Werk ist nicht nur der größte Arbeitgeber und Wirtschaftsmotor der Region, sondern auch ein zentraler Bestandteil des städtischen Lebens. Trotz der Herausforderungen, die durch den Wandel in der Automobilindustrie auf Baunatal zukommen, bleibt die Kooperation zwischen Stadt und Unternehmen ein Erfolgsgarant, der Baunatal zu einem wichtigen industriellen Zentrum Nordhessens gemacht hat.
Wichtige Innovationsprozesse wie die erfolgreiche Weiterentwicklung der Elektroantriebe, werden nicht nur „im Labor“ erreicht, sondern buchstäblich „am Hallenboden“ umgesetzt. Motivierte Beschäftigte sind am Standtort Baunatal ein Erfolgsgarant für die Weiterentwicklung und Neuausrichtung des Werksstandorts, der immer wieder seine Wettbewerbsfähigkeit und Innovationskraft unter Beweis gestellt hat.
Der Erhalt der hohen Motivation der Belegschaft in Baunatal ist unverzichtbar für die Wettbewerbsfähigkeit und Innovationskraft von VW insgesamt. Dafür ist aber die entstandene Unsicherheit durch die pauschale Ankündigung möglicher Werksschließungen und die gleichzeitig einseitig erklärte Aufkündigung der über Jahrzehnte bestehenden Beschäftigungsgarantie geradezu Gift. Wir fordern die Konzernspitze von VW nachdrücklich auf, die Ankündigung möglicher Standortschließungen zurückzunehmen.
Unterzeichnet wurde die Resolution von den vier Fraktionsvorsitzenden Franziska Bünsow (B90/GRÜNE), Rainer Oswald (FDP), Udo Rodenberg (SPD) und Sebastian Stüssel (CDU). (rs)
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Rainer Oswald (FDP), Franziska Bünsow (B90/GRÜNE), Udo Rodenberg (SPD), Sebastian Stüssel (CDU), Stadtverordnetenvorsteher Reiner Heine (SPD) und Erster Stadtrat Daniel Jung (SPD) © Foto: Rainer Sander