Das Brauereimuseum Malsfeld
MALSFELD. Macht Flaschenbier dumm? Sind fünf Liter am Tag zu viel? Wer Antworten auf diese Fragen sucht, außerdem wissen möchte, was Martin Luthers Ehefrau und Rumpelstilzchen mit Bier zu tun haben, wird im Brauereimuseum zu Malsfeld keine Enttäuschung erleben.
Hier, wo bereits 1860 Bier gebraut wurde, erhält ein Verein die Erinnerung an das Bierbrauen im Melsunger Land am Leben. Und in diesem Verein führt Bürgermeister Michael Hanke die Geschicke. Versierteste Museumsführerin ist Erdmunte Schirmer.
Was übrigens Bierkenner nicht verwundern wird. Ist doch klar, dass Bierbrauen schon immer Frauensache gewesen ist, oder? Das war im Mittelalter tatsächlich so. Und damit wird gleich die Frage nach Luther und dem Brauen beantwortet. Seine Gattin Katharina von Bora zählt zu den berühmtesten Bierbrauerrinnen. Eine weitere ist Hildegard von Bingen gewesen, die bekannteste Naturheilkundlerin. Bier gab es schon, als die Kläranlagen noch nicht erfunden waren und saubere Brunnen Mangelware gewesen sind. Wasser hat schlicht krank gemacht. Alkohol desinfiziert und so war Grundnahrungsmittel nicht das Wasser aus der Leitung, sondern dünn gebrautes Bier, mit wenig Alkohol war lange Zeit das verbreitetste Getränk. Die Männer waren in dieser Zeit anderweitig beschäftigt. So mussten die Frauen ran.
Warum Baunataler Bier anders schmeckt als Malsfelder
Seit zehn Jahren wird in Malsfeld kein Bier mehr gebraut, bereits eine ganze Weile vorher hatte die Hütt-Brauerei in Baunatal den Abfüll-Betrieb übernommen. Inzwischen wird Brauer Schorschs Haustrunk auch in Baunatal gebraut. Fünf Liter Bier standen übrigens allen Beschäftigten in der Brauerei zu und der Braumeister durfte seinen Haustrunk durchaus daheim trinken.
Im Museum erfährt man alles über die Schritte des Bierbrauens und auch die unterschiedlichen Techniken. Malsfelder Bier aus Baunatal schmeckt schon deshalb anders, weil dort nicht mehr mit Feuer unter der Sudpfanne geheizt wird und so kein Karamellisieren mehr stattfindet. Auch wo der Hopfen herkommt und wie man das Bier in Zeiten vor Erfindung der Wärmetauscher gekühlt hat, wird hier berichtet. Und tatsächlich war die Brauerei in Malsfeld eine der beiden ersten in Deutschland und vielleicht weltweit, die eine mechanische Kühlung nutzen konnte. Tatsächlich ein Alleinstellungsmerkmal.
Vom Familienclan zur Genossenschaft
Bierbrauen galt schnell als eine Kunst mit chemischen Kenntnissen und so ist der Stern der Alchimisten auch das Symbol der Bierbrauer gewesen. Einst hat die Familie Heidenreich aus dem thüringischen Weimar hier den Brauereibetrieb gestartet und als im 20. Jahrundert der Familienclan zerfiel, übernahm eine Genossenschaft den Betrieb. Beteiligt waren Gastwirte aus ganz Nordhessen.
Natürlich weiß man nach einem Besuch im Brauereimuseum zu Malsfeld alles über das Reinheitsgebot, den Hopfen und das Gersten-Malz. Sogar, dass Bäckereien – vor Entstehen der Brauereien – häufig Bier herstellten. Mit dem Spruch „Heute back‘ ich, morgen brau‘ ich“, haben die Brüder Grimm schon das Rumpelstilzchen als Bäcker und Bierbrauer beschrieben.
Bier schmeckt am besten in Gesellschaft
Man muss sich heute keine Beine mehr ausreißen, um gutes Bier zu trinken. Ob aus dem Fass, oder aus der Flasche, das Malsfelder Bier war stets hopfenreich herb, aber zu genießen. Am besten schmeckt Bier in Gesellschaft und deshalb aus dem Fass. Und in der Kneipe erfuhr man damals die wichtigsten Dinge. Wer seine Flaschen mit Bier stets zu Hause trank, war von den Nachrichten abgeschnitten. Und deshalb ist die Eingangsfrage klar mit „Ja“ zu beantworten: Flaschenbier macht dumm!
Das Museum ist übrigens jeden ersten und dritten Sonntag von 14:00 Uhr bis 17:00 Uhr geöffnet und immer einen Besuch wert. (rs)