Diakoniepräsident Schuch besucht Hephata
SCHWALMSTADT-TREYSA. Teilhabe für alle ermöglichen – das übergeordnete Ziel der Hephata Diakonie hat viel mit Demokratie zu tun und passt damit zum Thema der Sommerreise von Diakonie-Präsident Rüdiger Schuch, der sich über Demokratieprojekte in ganz Deutschland informierte. Das Engagement der Hephata Diakonie hat ihn beeindruckt.
Diakonie-Präsident Schuch: „Diakonie ist parteipolitisch neutral – aber sie ist politisch, wenn es um die Interessen der Menschen geht, die sich der Diakonie anvertrauen. Und sie ist politisch, wenn Demokratie und Grundgesetz infrage gestellt werden. Denn unser Kerngeschäft als evangelischer Wohlfahrtsverband ist die christliche Nächstenliebe, die allen Menschen gilt. Deshalb möchte ich mit dieser Reise das große Engagement für demokratische Werte in der Diakonie würdigen“.
Auch der Vorstandsvorsitzende der Diakonie Hessen, Carsten Tag, betonte: „Nur in einer funktionierenden Demokratie haben wir die Chance, uns weiterhin für eine gerechte und solidarische Gesellschaft in Vielfalt einzusetzen. Dazu gehören Chancengleichheit und faire gesellschaftliche Teilhabe für alle Menschen.“ Die Diakonie stehe für eine offene, demokratische Gesellschaft und positioniere sich klar gegen Ausgrenzung und Extremismus. „Das Engagement der Hephata Diakonie macht diese Haltung deutlich“, so Tag.
Start am Mahnmal
„Wir wissen, wohin Ausgrenzung führen kann“, sagte Hephata-Vorstandssprecher Maik Dietrich-Gibhardt dem Diakonie-Präsidenten und dem Landesvorstand – nicht zufällig begann ihr Besuchstermin bei Hephata am Mahnmal neben der Kirche, das an die Deportation von fast 400 Bewohner*innen in der NS-Zeit erinnert. „Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit erleben wir leider auch in der heutigen Zeit. Das Erstarken des Rechtsextremismus erfüllt uns mit großer Sorge und ist auch etwas, das unseren Klienten Angst bereitet“, betonte Dietrich-Gibhardt. Umso wichtiger sei es, zu mahnen und immer wieder daran zu erinnern, dass demokratische Werte verteidigt werden müssen.
„Vielfalt und Teilhabe sind die Stichworte, die beschreiben, worum es uns geht“, so Dietrich-Gibhardt – zum einen bei den Hephata-Festtagen am 7. und 8. September, zum anderen an jedem einzelnen Tag. Wie die Hephata Diakonie diese Schlagworte mit Leben füllt, wurde beim Rundgang durch die Hephata-Gärtnerei deutlich. „Unsere von Bioland zertifizierte Gärtnerei bietet ideale Wachstumsbedingungen – für Tomaten und Gurken ebenso wie für das Selbstbewusstsein der Menschen, die hier arbeiten“, erklärte Dietrich-Gibhardt. Hans Günter Kripko erläuterte als Leiter der Hephata-Werkstätten für Menschen mit Behinderung (WfbM) im Geschäftsbereich Soziale Teilhabe, wie in seinem Verantwortungsbereich Qualifizierung und Teilhabe am Arbeitsleben für Menschen mit Unterstützungsbedarf ermöglicht wird. Das Konzept der Gärtnerei, die konsequent auf Kreislaufwirtschaft setzt, erläuterte Gärtnereileiter Klaus Lewinsohn.
Engagement bei „Offen für Vielfalt“
Wie sich die Hephata Diakonie über die eigenen Einrichtungen hinaus für Vielfalt und Teilhabe einsetzt, erfuhr der Diakoniepräsident beim Besuch der Für Uns Manufaktur in Treysa. „Als stolzer Partner der hessischen Demokratie-Initiative Offen für Vielfalt – Geschlossen gegen Ausgrenzung setzen wir gemeinsam mit mehreren großen nordhessischen Unternehmen durch Veranstaltungen, Projekte und die laufende Türschildaktion immer wieder starke Zeichen“, betonte Hephata-Kommunikationsleiter Johannes Fuhr, der sich auch im Vorstand von Offen für Vielfalt e.V. engagiert. Sein Vorstandskollege Michael Sasse und Geschäftsstellenleiterin Johanna Kindler berichteten unter anderem über die Gedenkveranstaltung zum fünften Todestag von Walter Lübcke mit Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, über die groß angelegte Kampagne zur Europawahl und darüber, wie sich Offen für Vielfalt auch im kommenden Jahr bei der Bundestagswahl in Hessen für eine hohe Wahlbeteiligung und gegen Rechtsextremismus einsetzen wird.
Beim Rundgang durch die Für Uns-Manufaktur erfuhren die Gäste von Einrichtungsleiterin Heidrun Siebert und Werkstattrat Klaus Astheimer, dass in der als WfbM anerkannten Einrichtung unter anderem die Wendetürschilder von Offen für Vielfalt konfektioniert und per Post in alle Welt verschickt werden – neben Digitaldruck und Buchbinderei gehören Lettershop- und Konfektionierungsaufträge zu den Kernkompetenzen der Manufaktur, deren Aufgabe es ist, Menschen mit psychischen Erkrankungen beruflich zu qualifizieren und ihnen durch sinnstiftende Tätigkeiten die Teilhabe am Arbeitsleben zu ermöglichen. Für Werkstattrat Klaus Astheimer ist gerade der Auftrag von und für Offen für Vielfalt etwas, das ihm nicht nur Arbeit, sondern auch Sinn gibt – denn der erstarkende Rechtsextremismus macht ihm Sorgen und deshalb will er sich für demokratische Werte engagieren, hat auch schon zweimal an Veranstaltungen von Offen für Vielfalt teilgenommen.
Für eine lebendige Demokratie
Begeistert vom Engagement des Werkstattrates in der Für Uns-Manufaktur und dem Einsatz der Hephata Diakonie für Vielfalt und Teilhabe insgesamt, bedankte sich Diakonie-Präsident Schuch für die vielen Eindrücke, die er bei seinem Besuch gewinnen konnte: „Ich erlebe hier in Hephata gelebte Nächstenliebe und den Willen, einen Beitrag zur Lösung gesellschaftlicher Probleme zu leisten: in der professionellen Arbeit für Menschen mit Unterstützungsbedarf und im zivilgesellschaftlichen Engagement für eine lebendige Demokratie“.
Das Bild
Offen für Vielfalt: Werkstattrat Klaus Astheimer und Einrichtungsleiterin Heidrun Siebert (v.l.) berichteten Landesvorstand Carsten Tag, Diakonie-Präsident Rüdiger Schuch und Hephata-Vorstand Maik Dietrich-Gibhardt über ihren Einsatz für Demokratie. (wal)