Menstruationsartikel an Kasseler Schulen
KASSEL. Wasser, Seife und Toilettenpapier sind längst Standard an allen Schulen. Jetzt geht die Stadt Kassel in Sachen Hygiene noch einen Schritt weiter. In den kommenden Tagen stehen den rund 10.500 Schülerinnen an 27 Schulstandorten kostenlose Menstruationsprodukte zur Verfügung.
„Milliarden Menschen auf der ganzen Welt betrifft das Thema jeden Monat aufs Neue. Und trotzdem ist es ein Tabu: Die Menstruation. Mit den Hygienespendern in den Schulen wollen wir anfangen, genau das zu ändern. Wir zeigen, dass die sogenannten ‚Tage‘ zum Leben und Alltag gehören“, erläutert Schuldezernentin Nicole Maisch. „Mit der kostenlosen Zurverfügungstellung der Hygieneartikel möchten wir zudem eine Benachteiligung von Jugendlichen aus einkommensschwächeren Familien mindern.“
Schülerinnen können jetzt unkompliziert auf Tampons und Binden zugreifen, wenn sie diese nicht gleich zur Verfügung oder vielleicht vergessen haben. Die hygienisch einzelverpackten Produkte können durch eine Öffnung kostenlos und ohne Öffnungschip, wie man ihn etwa von anderen Automaten oder dem Einkaufswagen kennt, entnommen werden. Pro Spender ist Platz für rund 140 Tampons und 50 Binden.
54 Spender werden aufgestellt
„Die Spender werden derzeit an vier Förderschulen, einer Realschule, einer Mittelstufenschule, sieben Gesamtschulen, fünf Gymnasien und sieben beruflichen Schulen aufgestellt. Alle erhalten pro Standort 2 Hygienespender, die in den Mädchen- beziehungsweise Unisextoiletten installiert werden“, so Gabriele Steinbach, Leiterin Amt für Schule und Bildung. „Auch in Grundschulen kümmern wir uns bereits um dieses Thema. Hier werden die Hygieneartikel über Körbchen in der Mädchen-Toilette oder über das Sekretariat ausgegeben“, ergänzt Britta Feddern vom Amt für Schule und Bildung der Stadt Kassel, aus dessen Mitteln die Spender finanziert werden. Der Schulträger hat für rund 7.800 Euro insgesamt 54 Hygienespender inklusive einer ersten Befüllung mit Binden und Tampons angeschafft.
„Die weitere Befüllung der Spender erfolgt in Eigenregie durch die Schulen. Dafür wurde das Schulbudget entsprechend der Anzahl der Mädchen in den jeweiligen Schulen erhöht. Anfang nächsten Jahres werden wir dann die tatsächlichen Kosten der Befüllung erheben, um das Schuldbudget gegebenenfalls anpassen zu können“, so Feddern weiter.
Idee von Schülerinnen umgesetzt
Die Anschaffung der Hygienespender geht auf eine Initiative des Stadtschülerinnen- und Stadtschülerbeirates (SSR) aus 2022 zurück. Die Vertreterinnen und Vertreter haben die zuständigen Ausschüsse mit ihrem Anliegen überzeugt, sodass die Stadtverordnetenversammlung die Anschaffung beschließen konnte. Nachdem Ende des vergangenen Jahres auch die Finanzmittel zur Verfügung gestanden hatten, wurden die Spender beauftragt. „Wir sind froh, dass wir mit dem Antrag des SSR, also einer Interessenvertretung ohne zusätzliche Lobby, nach gut eineinhalb Jahren der Klärung diesen Schritt Richtung Gleichberechtigung und Enttabuisierung geschafft haben. Diese kleinen Schritte sind notwendig, um eine Entwicklung in den Schulen anzustoßen“, freuen sich die ehemalige Sprecherin des SSR, Marie Haller, und Julius Jasperbrinkmann, aktueller Sprecher vom SSR Kassel.
„Die Mittel für die Hygieneprodukte sind auch in den nächsten Jahren im städtischen Haushalt veranschlagt, sodass die dauerhafte Befüllung der Spender gewährleistet ist“, versichert Schuldezernentin Nicole Maisch abschließend.
Heinrich-Schütz-Schule
Die Heinrich-Schütz-Schule liegt im Vorderen Westen und ist eine inklusiv arbeitende, kooperative Gesamtschule. Sie besteht aus einem Haupt- und einem Realschulzweig sowie dem Gymnasialzweig mit musikalischem Schwerpunkt. Im laufenden Schuljahr besuchen insgesamt 1.073 Schülerinnen und Schüler die Schule, davon rund 550 Mädchen.
Das Bild: Projektleiterin Britta Feddern, Schuldezernentin Nicole Maisch, Schülervertreterinnen Jamie-Lee Martin und Celina Boll, Schulleiterin der Heinrich Schütz-Schule Dr. Ines Blumenstein (pm)