Neujahrsempfang in der Bilsteinhalle
EDERMÜNDE. Es geht wieder und es darf auch etwas kleiner sein. Brücken lassen sich trotzdem bauen. So präsentierte sich der erste Neujahrsempfang der Gemeinde Edermünde nach zwei Jahren Pause und etwas Downcycling. Nachrichten und vor allem Veränderungen und Herausforderungen sind dennoch nicht weniger geworden in der Gemeinde zwischen den Langenbergen und der Eder.
Der spektakuläre Brückenschlag über den namensgebenden Fluss mit einer „am Stück“ angelieferten Brücke, die durch Grifte normiert wurde, um den Ederradweg schöner, attraktiver, etwas kürzer und damit schneller zu machen, hatte Symbolcharakter. Die Baumaßnahme ist zugleich eine der größten und teuersten in der Gemeinde, wobei der weitaus größte Anteil vom Land Hessen getragen wird.
Brückenbauen ist manchmal eine besondere Herausforderung, stellte der Vorsitzende der Gemeindevertretung, Armin Wicke, fest. Es funktioniert, wenn alle Beteiligten gemeinsam handeln. Gerne erwähnte er das Engagement der Ehrenamtlichen in Edermünde. Ohne deren Brückenbauen in sozialen Belangen Edermünde nicht funktionieren würde.
Gemeinsamer Brückenschlag im Chattengau in die Ukraine
Bürgermeister Thomas Petrich ging auf den weitreichendsten Brückenschlag ein. Bürgermeister-Kollegin Sina Best war nur wenige Stunden im Amt, als der Krieg in der Ukraine begann. Ihre erste Entscheidung zusammen mit dem Magistrat war, 50.000 Euro für die Partnerstadt Schtschyrez zur Verfügung zu stellen. Die Partner Kommunen im Chattengau, Niedenstein und Edermünde, schlossen sich mit jeweils 25.000 Euro an. Seitdem rollen teilweise mehrmals pro Woche Hilfstransporte in die Westukraine.
Wolfgang Mand vom Partnerschaftsverein war zu Gast und schilderte die ersten Transporte vor allem mit Medikamenten und medizinischen Hilfsmitteln. Regelmäßig kommen Anfragen aus der Ukraine immer mit dem Zusatz: „Wenn Ihr das könnt!“ Die Qualität der Partnerschaft hat zugenommen und wird weit über diesen Krieg nachwirken. Bürgermeister Thomas Petrich erinnerte, dass Millionen Ukrainer die Heimat verlassen haben, 100 von ihnen sind in Edermünde angekommen. Untergebracht wurden sie, wie Armin Wicke ergänzte, in Berninger Hof und der Kita Pusteblume, die eigentlich andere Funktionen übernehmen sollten.
Hass und Hetze nehmen zu
Für den Vorsitzenden der Gemeindevertretung waren neben dem Ukrainekrieg die Klimadiskussion und Corona weitere Themen, die das Leben bestimmt haben. Hass und Hetze auf Politiker nehmen zu, was inzwischen auch ehrenamtliche Mandatsträger spüren. Überall belasten aktuell explodierende Baukosten, knappe und für viele unbezahlbare Energie. Die Kinder frieren wieder. Sie kennen es schon von Corona.
Materialmangel und Kostensteigerungen setzen den Betrieben zu. Es gibt wieder Kurzarbeit wie bei Corona. Es trifft aber auch die Bauprojekte der Edermünder Kindergärten. Auch Thomas Petrich ging auf die Kindergarten-Baumaßnahmen ein. Sie stellten einen riesigen Qualitätsschritt in der Kinderbetreuung dar: mehr Räume, tolle Bauqualität, nachhaltig mit Holz und viel mehr Außenbereich. Auch der Spielplatz in Haldorf nimmt Formen an. Zuletzt wurden 70 neue Bäume und Sträucher gepflanzt. Die Annahme des Spielplatzes in Besse zeige, dass die Konzentration auf einen attraktiven Spielplatz pro Ortsteil der richtige Weg sein.
Das Klima sei vielleicht das wichtigste und herausragendste Thema. Selbst der aktuell strömende Regen kommt in 1,80 Meter Tiefe noch lange nicht an. Was wird mit dem Trinkwasser? Diese Frage stellte Armin Wicke.
Wer hat noch Lust auf Politik?
„Wer will noch Politik machen?“ Eine Frage, die den Vorsitzenden der Gemeindevertretung außerdem bewegt. Genau das sei in Krisenzeiten aber besonders wichtig. „Mehr wir weniger ich“ wäre eine gute Einstellung, um aus der Krise zu kommen.
Zahlreiche Projekte für 2023
Thomas Petrich stellte die Projekte vor, die in 2023 realisiert werden sollen. Zwischen Haldorf und Grifte wird einiges geplant: der Neubau von Geh- und Radweg, neue Wasser- und Abwasser sowie der Anschluss des Baugebietes. Insgesamt 20 Millionen Euro werden hier investiert. Weitere Projekte sind das Baugebiet in Grifte mit 24 Grundstücken für Einfamilienhäuser und 3 für Mehrfamilienhäuser. Im Hof Werner in Grifte entstehen 19 neue Wohnungen. In der Teichstraße in Besse überprüft der Investor aktuell die Planung. Das DGH Grifte wird an den Landkreis vermietet, der hier eine Flüchtlingsunterkunft mit 70 Plätzen schaffen würden.
Die Gemeinde möchte mehr regenerative Energien nutzbar machen. Viele Flächen gehören den Waldinteressenten. Die Gemeinde selbst plant einen Freiflächensolarpark mit 12.000 Quadratmetern nordwestlich des Lidl Lagers. Der bereits 2021 beschlossene Bürgerrat Klima könnte jetzt Teil eines EU-Forschungsprojektes werden, dass das Ziel verfolgt, europaweit die Bürgerbeteiligung zu stärken.
Karneval: Rathauserstürmung mal umgekehrt?
Musikalisch gestaltet wurde der Neujahrsempfang von Formel Herrenabend, einst gegründet im Karneval in Edermünde-Holzhausen. Zum Karneval bemerkte der Bürgermeister scherzhaft im Hinblick auf die Rathauserstürmung: „Die vollen Karnevalskassen beim Rathaussturm bitte mitbringen. Die können wir gut gebrauchen!“ (rs)