KASSEL (pm). Egal, ob als Saft, Mus oder Tafelobst: Der Apfel ist das beliebteste und am meisten konsumierte Obst in Deutschland. „Die Apfelernte im nordhessischen Werra-Meißner-Kreis ist im vollen Gange. Die Bäume hängen voll, wir rechnen mit einer guten Ernte“, erklärt Agata Stawinoga von der Fachinformation Gartenbau beim Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen.
Ein ähnliches Bild zeichnet sich für Südhessen ab. Zwar keine überdurchschnittliche, jedoch eine insgesamt gute Ernte. Hier ist das Gros der Ernte geschafft. Es hängen noch die späten Sorten an den Bäumen und eine erste Bilanz ist möglich: „Ein paar Standorte und Sorten zeigen Stippe Symptome auf der Fruchthaut. Dies ist auf ein Calziumdefizit im Fruchtfleisch zurückzuführen, welches u.a. durch die lange Trockenheit verursacht wurde. Auch gab es durch die hitzige Witterung Probleme mit Sonnenbrand an den Äpfeln. Es bleibt abzuwarten, wie sich dies bei unseren Lageräpfeln auf die Lagerstabilität auswirkt. Die Niederschläge und kühleren Temperaturen im September haben den Früchten gutgetan. Sie konnten endlich durchatmen, an Fruchtgröße zulegen und eine schöne rote Farbe ausbilden“, sagt Obstbauberater Marcel Trapp, ebenfalls LLH.
Klimaschutz in der Pausendose: Sag „Ja“ zum heimischen Apfel
„Trotz der guten Ernte bietet der Lebensmitteleinzelhandel (LEH) diesjährig fast ausschließlich importiertes Obst an“, kritisiert Stawinoga. „Zwar machen sich auch hier die gesteigerten Energiekosten für Transport und Kühlung im Preis bemerkbar, dennoch sind importierte Äpfel wegen der geringeren Lohnkosten immer noch günstiger als heimische und landen daher vorrangig in den Regalen und im Einkaufskorb.“ Dabei vereinen regional erzeugte Äpfel gleich mehrere Vorteile, wie die Fachfrau hervorhebt: „Sie sind nicht nur frischer und leckerer, mit dem Kauf schonen Konsumenten das Klima, fördern die Sortenvielfalt und Biodiversität und stärken regionale Wertschöpfungsketten.“ Trapp bestätigt, dass der Absatz in der Direktvermarktung auf einem eher niedrigen Niveau stagniert und deutlich besser sein könnte.
Damit deutsche Äpfel wieder öfter in der Pausendose oder im Kuchen landen und vor allem die Obsterzeuger sichtbar und wertgeschätzt werden, findet seit 2019 jährlich die bundesweite Aktion „Zeit der deutschen Äpfel“ statt, die von der Fachgruppe Obstbau und der Bundesvereinigung der Erzeugerorganisationen Obst und Gemüse (BVEO) ausgerichtet wird. Die Apfelverteilaktion der hessischen Obstbauern (Hessischer Landesverband für Erwerbsobstbau) fand im Rahmen des diesjährigen Erntefestes in Frankfurt Rossmarkt Ende September statt.
Die Erzeuger nutzten neben dem Verteilen von Äpfeln oder Saft die Gelegenheit und berichteten, wieviel Arbeit in einem Apfel steckt und welche Bedeutung Äpfel für den ländlichen Raum haben.
Im Werra-Meißner-Kreis ist in der nächsten Woche u. a. eine Aktion mit einer Schule geplant.
Äpfel regional kaufen, heißt Klima schonen!
- Der lose Verkauf ab Hof oder Wochenmarkt spart nicht nur Emissionen, die beim Transport zum LEH entstehen, sondern auch Verpackungsmaterial.
- Der Strombedarf (energiebedingte Emissionen) für die Apfellagerung und die Kühlung kann vielerorts zumindest anteilig durch eigenen Photovoltaikstrom gedeckt werden.
- Die Bewirtschaftung von Apfelanlagen (meist stehen die Bäume bis zu 15 oder 20 Jahren) oder Streuobstwiesen und die Fahrgassenbegrünung zwischen den Obstreihen tragen zu einer Kohlenstoffspeicherung im Gehölz und im Boden bei und leisten somit einen Beitrag zum Klimaschutz.
- Die Apfelblüte ist wichtig für heimische Bestäuber. Sie bringt viel Pollen und Nektar für die Bienen.
- Einige Betriebe bieten die Möglichkeit zur Selbsternte, z. B. für Kinder- oder Schulgruppen. Es entstehen keine weiteren Emissionen für Sortierung, Lagerung und Transport sowie für Verpackungen
Nähere Informationen zur bundesweiten Aktion unter: https://regional- klimaneutral.info/aktionen. (pm)