Open Stage in Gudensberg für die Ukraine
GUDENSBERG. Bei der letzten Open Stage waren noch 170 Besucher zur Märchenbühne geströmt. Diesmal waren es fast 100 weniger. Sicher noch die Zurückhaltung in der Pandemie. Im Gegensatz zu früher wurde um eine Spende gebeten, die wenigstens fünf Euro betragen sollte. Das Geld ging an den Partnerschaftsverein Gudensberg und damit Richtung Partnerstadt Schtschyrez.
Ingbert Radloff vom Partnerschaftsverein versicherte, dass 100 Prozent für die Freunde in Schtschyrez verwendet werden. Er überbrachte außerdem ein herzliches Dankeschön von Oleh Vasylyschyn, dem Bürgermeister der Partnerstadt: „Ihr seid Brüder“. Er sei begeistert über die Hilfsbereitschaft aus Gudensberg.
Wie immer hat Andreas „Olli“ Olbrich die Open Stage mit Unterstützung der Kulturabteilung im Gudensberger Rathaus organisiert. Von weit mehr Anfragen sind krankheitsbedingt am Ende sieben Acts übriggeblieben. Auf diese Weise durften alle anderen ein wenig mehr vortragen.
Vom Jakobsweg über Bayreuth an die Eder
Manfred Pfaff ist eigentlich auf einem ganz anderen Weg. Mehrmals ist der Ingenieur, der sich sonst mit Solartechnik beschäftigt, den Jakobsweg gelaufen und hat darüber mehrere Bücher geschrieben. Aktuell ist er hauptsächlich mit Lesungen beschäftigt. Dabei sind Lieder entstanden und die Gitarre ist ohnehin immer dabei. Gerne erinnerte er sich an den „Friedensscheiß“ in den frühen 80ern, die Mahnwachen, bei denen symbolische Pershings zersägt wurden. Mit Bob Dylan (Blowing in The Wind) oder Hannes Wader nahm er das Publikum mit in eine Zeit, als Krieg noch eine Bedrohung aber keine Möglichkeit war. In eigenen Texten beschäftigt er sich mit „Angst oder Liebe. Liebe kann alles, Angst eher nicht.“
Dietmar Wielgosch ist aus Kaufbeuren angereist. 5 Stunden Autofahrt war ihm der Auftritt in Gudensberg wert. Der Lyriker und Poetry Slammer, dessen Werke es auch im Buchhandel zu kaufen gibt, hatte Romantische Lyrik über Liebe und Gebrauchslyrik mitgebracht. Eine Lebensweisheit? „Wenn man immer gutes isst, wird man auch ein guter Mensch.“ Bekannt ist er für seine flotte Zunge. Vor ein paar Jahren hat er eine Oper ohne Musik geschrieben. Ein Opernkonzentrat aus Wagners Lohengrin: Lodengrün. Außerdem eine Erwachsenenversion der Prinzessin auf der Erbse, mit einem Kaplan auf der Reeperbahn. Ein Politisches Abendgebet ist ihm nach 4 Guinness im Irish Pub eingefallen.
Frank und Wacker sind Bettina Gerland-Wackerbarth und Thomas Frankfurth. Beide machen ihre eigenen Sachen und sind in anderen Formationen unterwegs. Das Duo ist jetzt auch auf dem Weg und deshalb „nur die Hälfte der Band, die wir mal werden wollen“. Ein Multiinstrumentalist wird noch gesucht. Thomas Frankfurth und Bettina Gerland-Wackerbarth sind auch im Duett treffsicher und prägnant in ihren Worten, verbunden mit Melodien, die dazu passen. So einfach kann das sein dann wird selbst eine Aneinanderreihung von Beziehungsplattitüden zum musikalisch-lyrischen Kunstwerk.
Gummibärchen, Diamanten und Rost – Heute Wandern und Laufen
In der Pause lädt Ulrich Horstmann zum TSV Deute ein, der am heutigen Sonntag eine Spendensportveranstaltung organisiert. 6,5 Kilometer Wandern/Walken/Laufen ohne Zeitnahme durch Gudensberg. Anmeldung bis 9:45 Uhr am Bürgerhaus. Der Zweck: ebenfalls Geld sammeln für den Partnerschaftsverein. Nach der Pause freut sich Martin Rennicke über ein Ende der Zeit, in der sich Musiker mit Bandmitgliedern nicht treffen und schon gar nicht öffentlich auftreten konnten. Rockstar ist auch nicht besser als Malocher. Davon erzählt Bob Seger in „Turn The Page“. Schön auch Lieder von Element of Crime , beispielsweise über Gummibärchen…
Anja Mann zeigt, warum Diamonds and Rust von Joan Baez mit schöner, klarer Stimme erst recht ein richtig schönes Lied sein kann und das mit einer noch etwas sanfteren Note als in der Version von Candice Night (Blackmore’s Night). Zusammen mit Olli und Freunden gibt es noch einmal Blowing in The Wind.
Den Rest des Abends „gestaltete“ Elke Reuter. Erst mit Manni und dann mit „Rolf ohne Annette“. Annette ist leider krank, wie einige andere Künstler auch, die normalerweise ebenfalls auf der Bühne gestanden hätten. Elke möchte, dass es wieder normal ist und sogar Spaß haben, an dem, was auf der Bühne passiert. Nach den Fünf wilden Schwänen von Zupfgeigenhansel beziehungsweise Hannes Wader hieß es dann „Gute Nacht Freunde!“ Nicht ohne sich – zusammen mit Rolf – über den niemals fallenden Regen in Southern California zu freuen. Zum Kontrast diente When I’m Dead and Gone von Fury In The Slaughterhouse, beziehungsweise McGuinness Flint. Barclays James Harvest’s Hymne „Hymn“ war so etwas wie das Schlussgebet. Auch ein Abschiedslied von allen Künstlerinnen und Künstlern gemeinsam gab es: „Give Peace A Chance“
Über 1000 Euro für den Partnerschaftsverein
Sichtlich beeindruckt stockte die Frau von Andreas „Olli“ Olbrich, Katja Olbrich-Fenge, die in Felsberg und Gudensberg zwei Bestattungsinstitut betreibt, den Abenderlös von 395 Euro auf 1000 Euro auf. Melanie Röder vom Kultur-Team der Stadt Gudensberg bedankte sich auch bei Familie Stiebeling, die den Getränkeverkauf übernommen hatte. Auch sie wird ihren Erlös spenden. (rs)