Nach Nein-Stimmen Mehrheit bei Wahlmüdigkeit
MORSCHEN. Die Bürgermeisterwahl in Morschen hatte am vergangenen Sonntag einen denkwürdigen Ausgang. Amtsinhaber Ingo Böhm wurde mit 48,71 Prozent Ja-Stimmen nicht im Amt bestätigt, denn 51, 29 Prozent sagten Nein. Die Wahlbeteiligung lag bei 46,12 Prozent. Das heißt, 53,88 Prozent der Wahlberechtigten hatten weder die Chance genutzt Ja noch Nein zu sagen.
Das Ergebnis wirft sicherlich Fragen zur Gemeindepolitik in Morschen auf. Wenn es eine Stimmung gegen den Bürgermeister gegeben hat, scheint diese zumindest nicht so „erdrückend“ gewesen zu sein, dass sich ein Gegenkandidat gefunden hätte. Auch haben mehr als die Hälfte der Wahlberechtigten nicht den Drang dazu verspürt, ein Nein klar zum Ausdruck zu bringen. Allerdings auch kein Ja.
Antwort auf viele Fragen bei der nächsten Wahl?
Die Frage, was eine Wahl wert ist, wenn mehr als die Hälfte derer, die wählen können gar nicht interessiert, wer Bürgermeister wird und ob es überhaupt einen gibt, können die ganz sicher wachgerüttelt Morschener Bürger und Bürgerinnen sowie die ehrenamtlichen Kommunalpolitikerinnen und Kommunalpolitiker in weniger als vier Monaten beantworten, denn dann werden die Stimmzettel erneut ausgegeben. Dann gilt entweder erneut die Alternative Ja gegen Nein oder neue/r Kandidat/in gegen Ingo Böhm. Dieser jedenfalls hat heute erklärt, noch einmal antreten zu wollen. In einer Mitteilung gegenüber nh24 äußert er sich:
„Ich habe die Wahl verloren, die Schockstarre des Wahlabends habe ich aber mittlerweile überwunden. Der Zuspruch aus der Bevölkerung, Anrufe, persönliche Gespräche und der Rückhalt meines Teams im Rathaus haben mich nach diesem Ergebnis wieder aufgebaut und mich in meinem Bestreben, erneut zu kandidieren, bestärkt.“
Auf diese Weise ist wenigstens klar, dass zum erneuten Wahltermin im Herbst dieses Jahres ein Kandidat sicher mit dabei ist. Böhm weiter: „Ich habe mich natürlich gefragt, wie es dazu kommen konnte. War meine Wahrnehmung, vieles mit den begrenzten Mitteln erreicht zu haben, falsch? War ich nicht der Bürgermeister aller Mörscherinnen und Mörscher? Ich hatte immer ein offenes Ohr und eine offene Bürotür, aber leider habe ich die Signale anscheinend nicht wahrgenommen und konnte die von den Bürgerinnen und Bürgern an mich gerichtete Erwartung nicht erfüllen.“
Zukunftsweisende Projekte sind gestartet
Dafür möchte sich Böhm ausdrücklich entschuldigen: „Wie in der Vergangenheit berichtete, wurden in meiner Amtszeit, trotz schwieriger Finanzlage und fehlenden Ressourcen in der Verwaltung, einige zukunftsweisende Projekte in Angriff genommen und auch umgesetzt. Das neue Feuerwehrhaus in Konnefeld, die Kulturveranstaltung „Ring ums Rathaus“, die Renaturierung des Kiessees Neumorschen/Binsförth, die Neugestaltung des Rathausplatzes, der Ars Natura Wanderweg, die Umwidmung des Gewerbegebietes Lehmkaute in Neumorschen in ein noch zu entwickelndes Neubaugebiet seien hier beispielhaft genannt. Auch bereits begonnene Zukunftsprojekte, wie beispielsweise altersgerechtes Wohnen, Digitalisierung, Mobilität und notwendige Maßnahmen zur Verbesserung des Klimas, stehen als Schwerpunkte auf meiner Agenda!“
Auch geht Böhm auf die Umgangsweise in der Kommunalpolitik und dem Rathaus ein: „Die sehr gute und vertrauensvolle Zusammenarbeit mit dem Ersten Beigeordneten Ottmar Pfaffenbach möchte ich ausdrücklich hervorheben. Sicher gab es über die vergangenen Jahre auch Kritik an meiner Arbeit und meiner Person, aber dies ist für mich immer Ansporn, um nach vorne zu schauen. Die genannten Hauptkritikpunkte, wie zum Beispiel fehlende Jahresabschlüsse, sind mit höchster Priorität in der Erarbeitung und werden zeitnah erstellt.“
Eindringlicher Wahlaufruf
Und schließlich zur erneuten Kandidatur: „Ich möchte in der jetzigen schwierigen Situation die Gemeinde und ihre Bürgerinnen und Bürger nicht allein lassen, zu meiner Verantwortung stehen und wenn die Wählerinnen und Wähler es möchten, auf dem eingeschlagen guten Weg auch nach der nächsten Wahl gemeinsam voranschreiten. Im Hinblick auf den erneuten Urnengang möchte ich alle Mörscherinnen und Mörscher herzlich bitten, zur Wahl zu gehen und mir eine neue Chance zu geben.“ (rs)