Amtseinführung soeben im Rahmen der „STAVO“
BAUNATAL. Vorab: Administrative Ämter in der Verwaltung oder politische Positionen in Regierungsverantwortung gelten in der heutigen Zeit, bei allen Herausforderungen und Katastrophen nicht als Traumjobs. Es gilt zurzeit, jede Menge Verantwortung tragen zu müssen und kaum alles richtig machen zu können! Corona wirkt bis in die untersten Ebenen einer jeden Verwaltung.
Das wurde Montagabend bei der Amtseinführung von Manuela Strube deutlich: Kein Heeresmusik-Korps, keine Gastredner, FFP2-Maske durchgehend und nur 50 Zuschauer. Ein Sicherheitsdienst war durchgehend anwesend.
Zudem: Energie- und Verkehrswende erfordern Erneuerungsprozesse in allen Bereichen des täglichen Lebens und die „Kleinigkeiten“ nebenbei, von steigenden Heizöl- und Benzinpreisen, über die Sicherheit im öffentlichen Raum bis – speziell in Baunatal – zu kontinuierlich einbrechenden Gewerbesteuereinnahmen, sind sozusagen „Basis-Horror“ im politischen Tagesgeschäft.
Optimismus, Humor und Widerstandskraft
Wer in dieser Zeit Bürgermeister oder Bürgermeisterin wird, muss eine ordentliche Portion Optimismus, Humor und Widerstandskraft mitbringen, sonst funktioniert das nicht. Die Alternative wäre, ein gerütteltes Maß an Gedankenlosigkeit oder Selbstüberschätzung. Beides ist bei Manuela Strube nicht zu erkennen. In ihrer Antrittsrede wirkt sie gefasst und strahlt Optimismus sowie humorvolle Gelassenheit aus. Sie weiß, was sie tut.
Am 7. November ist sie von den Baunatalerinnen und Baunatalern mit 53,4 Prozent zur Bürgermeisterin gewählt worden und das im ersten Anlauf bei drei ernst zu nehmenden Gegenkandidaten. Dass sie an die Ergebnisse ihrer beiden Vorgänger:innen nicht ganz anknüpfen konnte – bei ihrer jeweiligen ersten Wahl hatten Manfred Schaub 72,5 % und Silke Engler 69,7 % – ist ein Beleg dafür, dass es eindeutige Meinungen und Präferenzen einer Stadtgesellschaft nicht mehr gibt und vielleicht auch nicht mehr geben wird.
Die große Herausforderung: Einsatz, Kreativität und Entscheidungsfreude
Genau darin wird die Kunst einer Bürgermeisterin begründet sein, die unterschiedlichen Strömungen, also Lebensphilosophien und Geschäftsmodelle innerhalb einer Stadtgesellschaft, die sich auf vielen Ebenen im Wandel befindet, gleichermaßen zufriedenzustellen.
Stadtverordnetenvorsteher Rainer Heine setzte das in Worte um, indem er von Anforderungen und Entscheidungen sprach, die viele Kompromisse verlangen und häufig gäbe es mehr als nur einen Weg. Dass ihr die Baunataler Stadtverordneten konstruktive Zusammenarbeit anbieten, darin ist er sich sicher. Das Amt verlange großen persönlichen Einsatz, Kreativität und Entscheidungsfreude. Er erinnerte an die Amtsvorgänger Horst Werner (1966 – 1971), Martin Hesse (1971 – 1975), Jochen Pioch (1975 – 1981) Heinz Grenacher (1981 – 2005), Manfred Schaub (2005 – 2018) und Silke Engler (2018 – 2021), die diese Aufgaben für Baunatal gut gelöst haben.
Dem Ersten Stadtrat Daniel Jung dankte Heine für seine Vertretung und routinierte Leitung der Verwaltung. Er habe trotz Mehrarbeit nie den Humor verloren. Gendermäßig stellte er Nachholbedarf fest: Die Hessische Gemeindeordnung (HGO) kennt keine weiblichen Formen. Nur der Bürgermeister ist dort bekannt. Den kannten bereits die Brüder Grimm, die gern gesehene Gäste in der Knallhütte gewesen sind. Bürgermeisterliche Gedanken sollten Bürgermeister nach Grimms Vorstellungen haben.
Vergiss das mit den Fußspuren
Boris Rhein schilderte in einer Videobotschaft die neue Bürgermeisterin als charmant und durchsetzungsstark. Im Landtag habe sie beispielsweise das erste Petitionsgesetz auf den Weg gebracht. „Sie ist ein Gewinn für Baunatal und ein Verlust für Wiesbaden“. Das Anspruchsdenken und die Gleichgültigkeit seien die größten Risikofaktoren für die Demokratie. Demokratie sei anstrengend, auch in den Kommunen, denn dort müsse das meiste umgesetzt werden.
Amtsvorgängerin Silke Engler durfte als Erste Kreisbeigeordnete für den Landkreis Kassel sprechen, den Landrat vertreten und zugleich den erkrankten Vorsitzenden der Bürgermeisterdienstkonferenz im Landkreis Kassel, Michael Steisel (Kaufungen). Es gäbe keine Checkliste dafür, um zwischen den Welten zu wandern. „Du wirst, liebe Manuela, eines Tages auch Geschichten zu erzählen wissen, von denen Du nie gedacht hättest, dass Dich Menschen damit konfrontieren.“ Aber das macht das Amt aus und die quasi Wohnadresse ist jetzt die 5. Etage am Marktplatz 14. Das Amt ist nicht mit dem Feierabend auch zu Ende. Die Stadtgesellschaft wünsche sich etwas mehr Normalität und der Standort Stabilität. Und noch einmal direkt sagte sie: „Kleiner Tipp: Vergiss das mit den Fußspuren, geh Deine eigenen!“
Mit ganzer Kraft und Hingabe
Manuela Strube selbst übte sich in Understatement. Als Jungsozialistin habe sie sich eigentlich nur einen Jugendraum gewünscht und bei Eintritt in die SPD nie gedacht, einmal hauptamtliche Politikerin zu werden. Als Ersatzkandidatin ist sie Timon Gremmels nachgerückt und zuletzt direkt gewählt. Ohne Familie wäre das alles nicht möglich gewesen.
Dem Amt begegnet sie mit viel Respekt. Eine zu beantwortende Frage sei: Wie wollen wir in 25 Jahren in Baunatal überhaupt leben? Bezahlbarer Wohnraum, Klimaschutz, Digitalisierung und weitere Aufgaben seien bei weniger Steuereinnahmen zu bewältigen. „Ich verspreche, das Amt mit ganzer Kraft und Hingabe auszufüllen.“ 7 Stadtteile und 7. Bürgermeisterin, das sei doch ein gutes Omen! Coronabedingt gab es weder Essen, noch Getränke, dafür Pralinen aus Wiesbaden.
Wahl zuvor einstimmig für gültig erklärt
Karrieren verlaufen sehr unterschiedlich und am Ende findet ein jeder, was zu ihm passt. Die letzte Baunataler Bürgermeisterin, Silke Engler, hat ihren Ort im Landratsamt gesehen, sowohl Manfred Schaub, als auch Manuela Strobel haben Wiesbaden irgendwann Adieu gesagt, und meistens ist man hinterher schlauer. Die Baunataler jedenfalls haben ihr das Vertrauen ausgesprochen und ein jeder weiß, dass es nicht leicht sein kann, all das einzulösen, was von so vielen Faktoren beeinflusst wird, wie selten in einer Zeit zuvor. Manuela Strube hat sich auf den Weg gemacht und wird von jetzt an weit mehr gefordert als auf der Oppositionsbank im Hessischen Landtag.
Vor der Amtseinführung von Strube hatten die Stadtverordneten noch in einem formalen Akt zu begehen, indem sie die Rechtmäßigkeit der Bürgermeisterwahl einstimmig feststellten. (Rainer Sander)
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