Comeback: Musicals an der Totenkirche 2021
SCHWALMSTADT-TREYSA. Mit zwei Veranstaltungen am gestrigen Samstag feierten die Musicals an der Totenkirche ihr Comeback. Erst war es die Babypause, dann die Coronapause, die Karin George und ihre Musicalschule zwei Jahre pausieren ließ. Die Normalität ist dennoch nicht zurückgekehrt.
In fast zwei Jahrzehnten hat für Karin George stets die Sonne gelacht, gestern war zum ersten Mal ein Regentag und zum ersten Mal gab es eine überdachte Bühne, die allerdings, wie ein schwarzer Klotz fast vollständig die romantische Kulisse der Totenkirche verdeckt und die einstige Faszination der beleuchteten Ruine komplett zerstört. Mehr Gelegenheit, sich auf das zu konzentrieren, was die musicalbegeisterten Sängerinnen und Sänger über Monate einstudiert haben.
Glocken läuten zum Auftakt
Als würde es dazugehören, sorgte das Glockenläuten im Turm der Totenkirche für den musikalischen Auftakt des ersten Konzertes der acht Schülerinnen und Schüler der Musicalschule und dem „Profi Duo“ Karin George und Maik Eckhardt, der auch für die Choreografie zuständig ist. Mit ihm ist mehr Musical-Mainstream auf der Bühne zu sehen, im Gegensatz zu den früheren, tänzerisch betonten Choreografien von Renate Wiegratz. Moderiert hat Raik Matthews, angereist aus Waren an der Müritz.
Die Frage, „Wer kann schon ohne Liebe sein“, wurde von Stine Böcher, Chiara Mill und Karin George zum Auftakt besungen. Das Lied aus dem Musical „3 Musketiere“ von Rob und Ferdi Bolland beschreibt die Diskrepanz zwischen Beziehungen aus Vernunft oder Logik und wahrer Liebe, zwischen Politik und dem echten Leben. Auch wenn die Bühnenversion 18 Jahre alt ist und die Geschichte von Alexandre Dumas aus dem siebzehnten Jahrhundert stammt, ist das Thema immer noch „nah an der Normalität“
Jede Menge dramatische Beziehungen
Ebenfalls eine dramatische Beziehung, nämlich die biblische Geschichte von Samson und Delila (Richter 13,1-25) überträgt Leonard Cohen auf ironisch-mehrdeutige Weise in seinem viel gecoverten Lied „Halleluja“ in die Gegenwart. Ein bisschen Fantasie, ein bisschen Normalität. Elisa Guntermann interpretierte das Lied erfrischend natürlich und mit einem Lächeln.
Dramatik steckt in der Geschichte von „Les Miserables“, die in der französischen Orientierungslosigkeit nach Napoleon angesiedelt ist, und diese Dramatik brachte Maik Eckhardt, der aktuell unter anderem bei den Schlossfestspielen in Biedenkopf singt, auf die Bühne an der Totenkirche.
Der Medicus ist ein Hessisches Musical, 2016 in Fulda vom Spotlight uraufgeführt. Der große Erfolg über die Nord-Osthessische Region blieb aus, trotzdem eine schöne Geschichte. Das Lied über die Heimat der weiblichen Hauptfigur, Kilmarnock, in den schottischen Lowlands gelegen, ist der Chefin Karin George wie auf den Leib geschrieben. Schon viele Wochen hat sie darauf gefiebert, auf die Bühne – und vor allem auf ihre Totenkirchen-Bühne – zurückzukehren. Auch in einer weiteren Spotlight-Produktion fühlt sich die Schwalmstädterin bestens zu Hause: Die Päpstin, ebenfalls uraufgeführt in Fulda (2011), erzählt die Geschichte einer Legende, die sich seit Jahrhunderten in der katholischen Welt aufrecht hält. Das Duett einer letztlich tragischen Liebe „Wehrlos“, sang sie gemeinsam mit ihrem Lebensgefährten Johannes Janke.
Rote Rosen und Zerrissenheit
In die Rolle von Hildegard Knef schlüpfte Renate Bohnert, die es Rote Rosen regnen ließ. Die Geschichten von Musicals Leben allesamt nicht von der Normalität, sondern erzählen von Geschichten, die wir gerne träumen, von Begebenheiten voller Dramatik und von Märchen aus verschiedensten Zeiten. Und zur Spannung in den Märchen gehören auch immer Zerrissenheit und Gegensätze. Zu Chiara Mill passt die Rolle aus der Eiskönigin und Stefanie Pudenz, deren Tochter Lena-Sophie Pudenz gerade in Hamburg die Rolle der Rusty im Musical Footloose spielt, fühlte sich erkennbar wohl in der Rolle von Lucy aus Jekyll & Hyde.
Mehr Zerrissenheit als in „Next To Normal“, also „neben der Normalität“, einem sehr modernen und aktuellen Musical, geht kaum. Karin George und Julia Strüning, eine der „dienstältesten“ und einst jüngste Sängerinnen aus dem Totenkirche-Ensemble, erzählten die Geschichte von einem Kind, das mit der Störung der Mutter, die zwischen Manie und Depression schwankt, leben muss. Diesmal war Ida Janke die jüngste Teilnehmerin und zum ersten Mal mit Leidenschaft dabei. Mit im Programm, die dramatisch-schöne Geschichte vom König der Löwen, die Schöne und das Biest und Wicked, die Geschichte der unterschiedlichen Hexen Glinda und Elphaba. Sweet Transvestite aus der Rocky Horror Picture Show schloss den Bogen in die Gegenwart aus gelebter und genossener Zerrissenheit, die niemand besser hätte spielen können, als Maik Eckhardt.
Liebe ist alles
Traditionell ist „Liebe ist Alles“ aus dem Musical Elisabeth, Legende einer Heiligen, sehr häufig das Finale für Karin Georges Aufführungen. Auch an der Totenkirche war es gestern die Schlussbotschaft, bei der sich das ganze Ensemble auf der Bühne vom Publikum verabschiedete. (Rainer Sander)
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1 Kommentar
Bei der Abendvorstellung waren wir froh, dass wir dieses Jahr ein großes Bühnendach hatten. Die Vorstellung wäre sonst Wort wörtlich ins Wasser gefallen.
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