Kirschblüte in Witzenhausen beginnt
WITZENHAUSEN. Wann blühen die Kirschen? Eine Frage, die jedes Jahr aufs Neue gestellt wird – doch nicht mit einem pauschalen Datum zu beantworten ist.
Denn die Faktoren, die Beginn, Ende und Dauer der Kirschblüte beeinflussen, sind vielfältig. Mit der Süßkirschen-Versuchsanlage in Witzenhausen-Wendershausen ist der Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen (LLH) ganz nah an der Praxis und kann so den Obstbaubereich bestens beraten. Nun hat die Blütezeit in Witzenhausen begonnen. Zeit die Entwicklung genauer unter die Lupe zu nehmen.
Bereits seit einigen Jahrzehnten verfrüht sich der Blühbeginn deutlich: Während in Zeitungsberichten um 1900 gegen Ende April bis Anfang Mai von sogenannten „Blütensonntagen“ die Rede ist, an denen Tagesausflugsgäste die Region bereisten, müssen sich Kirschblüten-Fans heutzutage meist schon früher auf den Weg begeben.
Lage und Sorte beeinflussen Blütezeit
Der Blühbeginn der einzelnen Bäume hängt stark von ihrer Lage und Sorte ab. Während die Bäume in südlichen oder in Tallagen früher austreiben, findet die Blütenentwicklung an den Nordhängen deutlich später statt. Auch die Größe der Bäume spielt eine wichtige Rolle: Kleinere, schwachwüchsige Bäume beginnen in der Regel früher zu blühen als starkwüchsige, hochstämmige Süßkirschenbäume. Dies mag ein Grund sein, warum in früheren Zeiten der Blühtermin später stattfand: Denn die Landschaft um Witzenhausen hat sich verändert. Bis auf wenig verbliebene Hochstammanlagen werden Neuanlagen hauptsächlich mit schwachwüchsigen Kirschbäumen bepflanzt. Sie punkten mit einem höheren Flächenertrag und einer besseren Beerntbarkeit. Doch will man auf die Hochstämme nicht verzichten, beeindrucken sie doch mit ihrer üppigen Blüte! Daher werden in der Region wieder mehr hochstämmige Süßkirschen gepflanzt. Diese Kombination von frühblühenden und spätblühenden Bäumen verlängert die Blütendauer in der Region. Ein weiterer Grund für einen immer früheren Blühtermin seit den 70er Jahren ist der Klimawandel. Somit ist ein Blühbeginn Anfang Mai in der heutigen Zeit nicht mehr denkbar.
Für die Erwerbsobstbaubetriebe ist die Frage nach dem Blühverlauf besonders relevant: Denn Frostschäden bis zu den Eisheiligen sind ein heikles Thema. Bei zu starken Frosteinwirkungen muss mit Gegenmaßnahmen gehandelt werden, da ansonsten die gesamte Ernte auf dem Spiel stehen kann. Dabei gilt: Je weiter die Entwicklung der Blüten und Fruchtansätze, umso gefährdeter ist die Ernte.
Milde Temperaturen lassen auf guten Fruchtansatz hoffen
In Witzenhausen zeigen sich in diesen Tagen die Ersten, sich öffnenden Kirschblüten an vereinzelten Bäumen früher Sorten. Die lang anhaltende kühle Witterung verzögerte die Blüte im Vergleich zum Vorjahr um etwa 14 Tage. Bisherige Frostnächte haben bereits an den noch geschlossenen Blüten zu geringen Schäden geführt. Entscheidend ist nun der weitere Witterungsverlauf. Bei den aktuell milden Temperaturen rechnen die LLH-Beratungskräfte zum Wochenende mit einer weitgehend geöffneten Blüte um Witzenhausen. Die milden Temperaturen locken weiterhin Insekten hervor, die wichtig für die Blütenbestäubung sind: Süßkirschen sind nämlich selbststeril, d.h. sie können sich nicht selbst befruchten. Ausreichender Insektenflug und eine abwechslungsreiche Sortenwahl, die sich zur gegenseitigen Befruchtung eignet, sind entscheidend für einen erfolgreichen Fruchtansatz. Bleiben die Temperaturen auf einem milden Niveau, kann eine zweiwöchige Blühphase die Region ausmalen und die Insekten haben ausreichend Zeit, die Blüten zu bestäuben. Demzufolge sollte einem guten Fruchtansatz für die diesjährige Saison nichts im Wege stehen. (pm)
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