TREYSA. „Die Inzidenz ist bei Weitem nicht so, dass man applaudieren könnte. Ich ahne, dass wir die Normalität frühestens zu den Herbstferien anpeilen können“, sagt Rolf Muster, Schulleiter der Hephata-Förderschule in Schwalmstadt-Treysa. Die zum 22. März für die hessischen Schulen anstehenden Öffnungen, zwei Wochen vor Beginn der Osterferien, sieht er mit einem lachenden und einem weinenden Auge.
Laut Schreiben des Hessischen Kultusministeriums vom 9. März sollen die Klassen1 bis 4 nach den Osterferien in den eingeschränkten Regelbetrieb zurückkehren. Das heißt: Die Klassen werden nicht mehr geteilt, sondern in vollem Umfang unterrichtet. Alle anderen Jahrgangsstufen ab Klasse 5 bleiben oder gehen nach den Osterferien in das Wechselmodell über. Die Abschlussklassen bleiben im Präsenzunterricht. Als Vorbereitung auf das Wechselmodell sollen in den letzten beiden Wochen vor den Osterferien nun alle Schüler ab der Klasse 7 für mindestens einen Tag pro Woche in den Präsenzunterricht zurückkehren. Dies alles jedoch nur vor der Annahme eines Inzidenzwertes für Hessen von unter 100.
„Als Pädagoge sehe ich die Bedürfnisse und auch Freude der Schüler*innen darüber, dass die Schulen weiter öffnen. Denn Schule ist mehr als ein Lernort“, so Muster. Er hätte jedoch in der aktuellen Lage zunächst für alle hessischen Schulen das Wechselmodell favorisiert – an der Förderschule gilt es seit dem 22. Februar, und zwar für die Jahrgangsstufen 1 bis 8. „Wir sind damals von der Landesverordnung abgewichen, die das Wechselmodell nur für die Schüler der Klassen 1 bis 6 vorgesehen hatte. Wir wollten das tun, auch weil unsere Schüler*innen einen höheren Betreuungsbedarf haben. Mit der neuen Verordnung ändert sich bei uns also vor den Osterferien nicht viel. An den Regelschulen sieht das etwas anders aus, mit einem erheblichen Aufwand einhergehend.“
Die Lockerungen nach Ostern schätzt Muster für seine Schule organisatorisch als machbar ein: „Wir haben kleinere Lerngruppen als viele andere Schulen. Wenn die Klassen 1 bis 4 in den eingeschränkten Regelbetrieb zurückkommen, ist das bei uns deutlich entspannter. Für alle anderen Schülern bleibt es ja beim Wechsel zwischen Präsenz- und digitalem Unterricht. Bis auf unsere 60 Schüler*innen in den Abschlussklassen, die durchgehende Präsenzpflicht haben.“
Neben den kleineren Lerngruppen gelten das Hygienekonzept sowie versetze Pausenzeiten und -räume. „Rund zwei Drittel des Kollegiums will sich impfen lassen, die ersten sind schon geimpft worden“, so Muster. Das Tragen von Mund-Nasen-Schutz ist auch in der Förderschule verpflichtend. „Wir haben drei Schüler, die aufgrund von gesundheitlichen Problemen keine Mund-Nasen-Schutz tragen können und deswegen im häuslichen Distanzunterricht beschult werden.“ Aus dem Kollegium könnten fünf Lehrkräfte keinen Präsenzunterricht erteilen.
Auch, wenn die Förderschule dank der räumlichen und personellen Ressourcen bislang mit der Pandemie umgehen kann, sieht Muster die aktuelle Verordnung kritisch. Ihn erinnerten die jetzt kurzfristig angesetzten Öffnungsschritte an die Phase vor Weihnachten: „Wir machen erstmal auf und gucken, was passiert. Das sieht auch in Bezug auf die kursierenden Mutationen des Corona-Virus eher wie ein Feldversuch denn nach einem guten Plan aus.“
Die Hephata-Förderschule in Schwalmstadt-Treysa hat drei Standorte, die 440 Schüler von der ersten Klasse bis zur Berufsschulklasse besuchen. Die Förderschule ist eine staatlich anerkannte Förderschule in Trägerschaft der Hephata Diakonie. (pm)
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