KOMPASS-Befragung zur Verbesserung der öffentlichen Sicherheit
GUDENSBERG. In der Stadt Gudensberg fühlen sich 92 Prozent der Bürger und Bürgerinnen tagsüber sicher. Dieses positive Sicherheitsgefühl ist in den Stadtteilen stärker ausgeprägt als in der Kernstadt. Nachts sinkt das Gefühl, in Sicherheit zu sein, insgesamt deutlich ab.
Hingegen ist die Befürchtung, Opfer von Straftaten zu werden, nicht sehr ausgeprägt. Häufig gesehene Sicherheitsprobleme hängen mit dem Straßenverkehr, mit illegaler Abfallentsorgung oder unzureichender Straßenbeleuchtung zusammen. Das ergab eine unter Gudensberger Bürger und Bürgerinnen durchgeführte Befragung, für die jetzt eine Auswertung vorliegt.
Justus-Liebig-Universität Gießen hat untersucht
Im Rahmen des von der hessischen Polizei und der Stadt Gudensberg gemeinsam durchgeführten Sicherheitsprogrammes KOMPASS wurde im vergangenen Jahr durch ein Wissenschaftlerteam der Universität Gießen eine Sicherheitsbefragung unter Bürgern und Bürgerinnen der Chattengau-Stadt durchgeführt. Ermittelt werden sollten insbesondere Sorgen und Ängste der Bürger und Bürgerinnen im Bereich der öffentlichen Sicherheit und Ordnung, da sich aus vielen der angesprochenen Probleme Maßnahmen ableiten lassen, um das Sicherheitsgefühl zu verbessern. Die Untersuchung wurde von einem Wissenschaftlerteam um Prof. Dr. Britta Banneberg, Lehrstuhl für Kriminologie, Jugendstrafrecht und Strafvollzug an der Justus-Liebig-Universität Gießen geleitet.
Hohe Rücklaufquote
Etwa ein Drittel der Einwohner Gudensbergs ab 14 Jahren (3.690 Personen) wurde per Zufallsauswahl angeschrieben und gebeten, an der Befragung teilzunehmen. Die Teilnahme war freiwillig, Antworten konnten online oder postalisch, aber immer anonym, gegeben werden. 921 Bürgerinnen und Bürger beteiligten sich an dem Projekt und sorgten für die bis dato höchste Rücklaufquote bei Umfragen im Rahmen des hessenweiten KOMPASS-Projektes. Dabei war der Frauen- und Männeranteil annähernd gleich.
92 % fühlen sich tagsüber sicher
Bezogen auf das gesamte Stadtgebiet fühlen sich 92 % der Bevölkerung tagsüber sicher, nachts sinkt das Sicherheitsempfinden auf 65 %. Deutliche Unterschiede werden zwischen Kernstadt und Ortsteilen sichtbar, in den Ortsteilen ist das Sicherheitsempfinden deutlich höher. (siehe Bild)
Positiv fällt auf: 80 % der Befragten gaben an, dass sie nie oder nur manchmal (alle 14 Tage oder seltener) daran denken, selbst Opfer von Straftaten zu werden. Dabei bestehen die größten Ängste vor Delikten wie Wohnungseinbruch, Diebstahl oder Raub. Ein Einbruchschutz wurde von 20 % der Befragten bereits installiert, um somit das persönliche Sicherheitsempfinden zu stärken.
Manche Orte werden gemieden
Auch die Angst vor Pöbeleien spielt eine große Rolle. Von Vermeideverhalten berichten 40 % der Befragten. Somit meidet etwa jeder Dritte nach Einbruch der Dunkelheit bestimmte Orte im Stadtgebiet. Beim Schutzverhalten besteht ein problematischer Trend zur Selbstbewaffnung. Etwa 9 % gaben an, Reizgas oder Ähnliches zum persönlichen Schutz mitzuführen. Davon waren 70 % weiblich.
Beim Thema Entwicklung der Sicherheit gaben 32 % an, dass Sicherheitsgefühl hätte sich in den letzten zwei Jahren verschlechtert. 55 % der Befragten sahen hingegen keine Veränderung in diesem Zeitraum.
Problemfelder
Punkte, die nach Angaben der Befragten als ziemliches oder großes Problem angesehen werden, sind der Verkehr (beispielsweise undiszipliniert fahrende Autofahrer, Falschparker oder unzureichende Straßenbeleuchtung), illegale Müllentsorgung, heruntergekommene und leer stehende Gebäude, Vandalismus, Ruhestörung und Verunsicherung durch ausländische Bewohner und Jugendliche. Dabei gibt es wieder Unterschiede zwischen der Kernstadt und den Ortsteilen. (siehe Bild)
Problemorte
Problemorte werden in der Befragung hauptsächlich mit Blick auf die Kernstadt genannt. Die am häufigsten benannten Orte sind der Innenstadtbereich, der Edeka-Parkplatz, die Breslauer Straße, der Stadtpark sowie die Bushaltestelle an der Gesamtschule und der Parkplatz des Schwimmbades. In Obervorschütz wurde vermehrt der Emspark, insbesondere bei Dunkelheit, benannt. Schlechte, unzureichende Beleuchtung führte zu Nennungen des Sportplatzes in Maden. Auch der Weg von der Bushaltestelle über die Brücke nach Dorla wird wegen der schlechten Beleuchtung als unsicherer Ort empfunden. In Dissen, Deute und Gleichen wurden keine konkreten Problemorte benannt. (siehe Bild)
ÖPNV kein Thema
Im Zusammenhang mit öffentlichen Verkehrsmitteln wurden ebenfalls überwiegend positive Erfahrungen gemacht. So gaben nur 9 % der Befragten an, unangenehme Zwischenfälle bei der Benutzung öffentlicher Verkehrsmittel erlebt zu haben. Präventionsprogramme der Stadt, wie die Integrationsberatung, das KOMPASS-Projekt, das Boxcamp oder das Programm „Wachsamer Nachbar“ sind bei der Bevölkerung nur teilweise (22 %-40 %) bekannt. Jedoch wurden durch die Teilnehmer, vor allem beim Programm „Wachsamer Nachbar“, überwiegend gute Erfahrungen gemacht.
Impulse für den Maßnahmenkatalog
Die Ergebnisse der Befragung flossen in den von den Sicherheitsbehörden erarbeiteten Maßnahmenkatalog für Gudensberg, der umgesetzt wird.
Hintergrund: Was ist KOMPASS?
KOMPASS (KOMmunalProgrAmmSicherheitsSiegel) ist ein vom Hessischen Innenministerium initiiertes Programm, das sich an Städte und Gemeinden in Hessen richtet und auf eine dauerhafte Verzahnung und noch engere Zusammenarbeit zwischen Bürgerinnen und Bürgern, Polizei und Kommune zielt. Im Verlauf des Projektes werden die örtlichen Polizeidienststellen gemeinsam mit der Kommune und Bürgerinnen und Bürger die spezifischen kommunalen Sicherheitsbedürfnisse, deren Sorgen und Ängste erheben, analysieren und gemeinsam ein passgenaues Lösungsangebot entwickeln. (pm | rs)