Berna Egin-Heinisch und Wolfgang Heinisch – moderne Unternehmer mit klassischer Prägung
WOLFHAGEN | NAUMBURG. Wer das Betriebsgelände von Egin-Heinisch zum ersten Mal betritt, ist schnell überrascht und mitunter etwas irritiert. Eine freundliche Atmosphäre und freundliche Mitarbeiter, die selbst betriebsfremden Besuchern mit einem Lächeln begegnen.
Ein wertschätzender Umgangston und Anerkennung für Leistungen sind Standards und keine Extras in dem noch jungen Naumburger Unternehmen.
Unternehmerpersönlichkeiten wie
- Alfred Krupp, dem die Absicherung seiner Beschäftigten stets am Herzen lag,
- Robert Bosch, dessen soziales und gesellschaftliches Engagement so weit ging, dass auch Jahrzehnte nach seinem Tod die Robert-Bosch-Stiftung noch immer zu den bedeutendsten Finanzierern sozialer Projekte zählt oder in Kassel
- Sophie Henschel, die als Unternehmerin den Kasseler Bürgern das Rot-Kreuz-Krankenhaus stiftete und außerdem eine Wohn- und Parkanlage ermöglichte,
sind äußerst selten geworden.
Der Zweck der Arbeit soll das Gemeinwohl sein
Ein Wolfgang Grupp (Trigema), der auch den Kindern seine Mitarbeiter Beschäftigungsgarantie gibt, Wolfgang Joop (Joop), der sich um missbrauchte Kinder und die Deutsche Knochenmarkspenderdatei kümmert oder Dietmar Hopp (SAP), der zwei Drittel seines Vermögens in eine Stiftung eingebracht hat, die inzwischen 800 Millionen Euro für soziale Zwecke ausgeschüttet hat, sind Menschen, die als Unternehmer – oder in der Zeit danach – gesellschaftliche Verantwortung übernommen haben. Alfred Krupp hat es mit einem Satz gesagt: „Der Zweck der Arbeit soll das Gemeinwohl sein. Dann bringt Arbeit Segen, dann ist Arbeit Gebet…“
Als wir mit Berna Egin-Heinisch und Wolfgang Heinisch in Ihrer Firma im nordhessischen Naumburg gesprochen haben, kam das Gespräch ganz schnell auf die Mitarbeiter. Sie rechnet vor, wie viel einem seiner Beschäftigten bleibt, wenn er Auto, Miete und vor allem die Nebenkosten für seine Wohnung bezahlt hat. Mehr als die Hälfte, stellt er fest, ist weg, vielleicht bleiben einer dreiköpfigen Familie 1000 Euro für Lebensmittel, Urlaub, Freizeit und Kleidung. Das größte Problem, was er sieht, sind die stetig steigenden Kosten. Die Mieten steigen immer weiter und viele Nebenkosten, vor allem die Energiekosten, scheinen auf absehbare Zeit aus dem Ruder zu laufen.
Ein zweites und besseres Leben für Spindel und Maschinen
Die gebürtigen Kölner, die in Ihrem Unternehmen in Naumburg Spindeln und Maschinen zu einem zweiten Leben verhelfen, möchten mehr tun als nur Mitarbeiter beschäftigen. Dass ein Unternehmen wirtschaftlich arbeiten und im Wettbewerb muss, ist die eine Seite. Ohne das geht es nicht, aber es gehört in ihren Augen mehr dazu, als den wirtschaftlichen Erfolg zu maximieren und Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in erster Linie als Produktionsfaktoren zu betrachten. Es sind die Grundwerte einer solidarischen Gesellschaft, die beiden am Herzen liegt.
Dabei ist es klar, es geht überhaupt nicht darum, etwas zu verschenken. Man kann durchaus auch mit Investitionen Positives bewirken und gleichzeitig Geld verdienen, um immer wieder neu zu investieren. Sich in andere hineindenken und spüren, wie es ihnen geht, ist dafür eine Grundvoraussetzung. Das heißt heute auch, keine Ressourcen mehr zu verschwenden und nach Wegen zu suchen, wie man beispielsweise die Haltbarkeit und Nutzungsdauer von Maschinen verlängern kann. Davon lebt das Unternehmen Egin-Heinisch nämlich und verdient damit das Geld, das das Unternehmerpaar jetzt in ganz andere Projekte investieren will.
Bei Egin-Heinisch werden Maschinen wieder flott gemacht und vor allem Spindeln überarbeitet oder ersetzt. „Wir machen das inzwischen mit so großer Präzision, dass die Toleranz überarbeiteter Maschinen mitunter besser ist als bei fabrikneuen Produkten.“ Wenn also ein instandgesetztes oder gar recyceltes Produkt am Ende besser ist als das Ursprungsprodukt, dann gehören dazu eine Menge Erfahrung, Know-how und der stetige Drang, etwas besser zu machen.
Überzeugung, Tatendrang und Zielstrebigkeit
Das treibt die Beiden Unternehmer als perfektes Team mittlerweile seit 17 Jahren an. Ein Team, dass mit seinem Tatendrang, seiner Zielstrebigkeit und seinem Sendungsbewusstsein, wenn sie von einer Sache erst einmal überzeugt sind, machen sie sich nicht immer nur Freunde.
Aber auch das gehört zu einer Unternehmerpersönlichkeit, denen man meist Ecken und Kanten nachsagt. Sieht man an den Beiden Vollblut Unternehmern herab oder besser zu ihnen hinauf, sind allerdings wenig solcher Kanten zu sehen. Wer sich näher mit diesen ideenreichen „Unternehmer-Typen“ beschäftigt, erfährt sehr schnell, dass es immer um ein Ziel geht, doch nie darum Verlierer zu produzieren. Aber das Gute soll sich – bitteschön – durchsetzen!
Und wenn man den Unternehmenserfolg der Naumburger, die jetzt in verschiedenen Richtungen Neues wagen wollen, betrachtet, dann hat das bisher ganz überzeugend funktioniert. Und zwar mit guten Produkten, guten wirtschaftlichen Erfolgen und guten innerbetrieblichen Stimmungslagen.
Neue Wohnprojekte im Blick
Dass Ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auch zukünftig in der Region günstigen Wohnraum bekommen und keine Angst haben müssen vor der Zukunft und steigenden Kosten, treibt die Beiden gerade an, ein neues Projekt zu verwirklichen. Zusammen mit dem Unternehmen Tesla, das man sonst vor allem nur von den innovativen Elektroautos her kennt, möchte Heinisch Wohnprojekte umsetzen, in denen Energie selbst produziert und gespeichert wird. Dafür liefert Partner Tesla das Know-how und die Technik. Aber auch die Motoren von Tesla, sagt Wolfgang Heinisch, kann man noch besser machen. Am liebsten würde er für den führenden Elektro-Auto-Hersteller so etwas werden, wie es AMG und andere Tuning-Unternehmen für die etablierten Automobil-Unternehmen bereits sind.
Die Zukunft wird zeigen was geht und die Beiden werden alles daransetzen, ihren Ideen Taten folgen zu lassen. Zum einen, weil alles besser werden soll, zum anderen, weil es eine gesellschaftliche Verantwortung gibt für die Allgemeinheit zu handeln, wenn man dazu in der Lage ist und schließlich, weil die beiden Unternehmer Heinisch gar nicht anders können.
Hintergrund: Berna Egin-Heinisch und Wolfgang Heinisch.
Berna Egin-Heinisch, geboren 1973 in Köln, die Deutsch/Türkin lebt seit 22 Jahren im Nordhessischen Wolfhagen. Die gelernte Industriekaufrau ist seit 17 Jahren die Geschäftsführende Gesellschafterin der Egin-Heinisch GmbH & Co.KG und im Unternehmen für die Werkstatt und die Reparatur Prozesse zuständig. Sie wohnt und lebt in Wolfhagen und liebt die Nordhessische Landschaft, den Umgang mit den Menschen und den heimischen Tieren. In Ihrer Freizeit treibt sie Sport und ist Hobby-Reiterin.
Wolfgang Heinisch, geboren 1969 in Köln, lebt und arbeitet seit über 24 Jahren in Nordhessen. Der Unternehmer ist seit 30 Jahren in der Werkzeugmaschinen Industrie unterwegs und entdeckte schon sehr früh seine Begeisterung für den Werkzeugmaschinenbau und die Präzision von Werkzeugmaschinenspindeln. 2003 entwickelte er aus einer einschneidenden beruflichen Niederlage eine neue Herausforderung. Die Idee vom „Spindeldoctor“ setzte er – gemeinsam mit Berna Egin-Heinisch – am gleichen Standort in Naumburg, zunächst in einer Garage, erfolgreich um. Bei Egin-Heinisch verantwortet er vor allem den Kundenservice.
An diesem Standort befindet sich heute auch das Werksgelände von Egin-Heinisch, alias der „Spindeldoctor“. Auf über 5000 Quadratmetern Produktionsfläche hat sich ein Unternehmen etabliert, das in seinem Bereich führend ist.
Das Unternehmerpaar hat einen Sohn Constantin und lebt heute in Wolfhagen, in eigen-sanierten Immobilien.
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