Gudensberger Stadtverordnete beschließen neue Friedhofsordnung
GUDENSBERG. Die durch die Gudensberger Stadtverordnetenversammlung am gestrigen Abend verabschiedete geänderte Friedhofsordnung sieht neue Bestattungsformen für die Friedhöfe in der Kernstadt und den Stadtteilen vor.
So wird es ab 2021 möglich sein, Baum-Urnenbestattungen vorzunehmen. Durch die ausschließliche Verwendung von biologisch abbaubaren Urnen kann die Ruhefrist bei allen Urnengräbern von 25 auf 15 Jahre verkürzt werden. Auf dem großen Friedhof in Gudensberg werden künftig auch Rasenurnengräber angeboten sowie eine Bestattung, die den kulturellen Vorstellungen muslimischer Bürger/innen entspricht. Die Satzungsänderungen umfassen auch Gebührenanpassungen.
„Mehr Vielfalt ermöglichen“ auch im Bereich des Bestattungswesens
„Auch die Friedhofskultur unterliegt einem beständigen Wandel, der sich durch die Nachfrage nach neuen Formen der Beisetzung ausdrückt.“ Mit der jetzt vorgelegten Neufassung der Friedhofsordnung für die Friedhöfe der Stadt Gudensberg komme man den Wünschen der Hinterbliebenen entgegen, erläutert Bürgermeister Frank Börner. Auch auf den Friedhöfen wolle man, ausgehend von einer gewachsenen Friedhofskultur, mehr Vielfalt ermöglichen, sagt der Rathauschef.
Neue Bestattungsformen
Das Entstehen sogenannter Friedwälder, also die Beisetzung in einem Waldgebiet, ist auf den Wunsch vieler Menschen nach naturnahen Bestattungsformen zurückzuführen. Auf den Gudensberger Friedhöfen soll daher künftig die Form einer Baum-Urnenbestattung möglich sein, bei der um einen Baum kreisförmig angeordnete Urnengräber angelegt werden. Durch eine Hülse können mehrere Urnen übereinander bestattet werden. Eine Beisetzungsform, die auch Platz spart.
Platzsparend ist auch die Form eines Urnenrasengrabes. Durch die ausschließliche Beisetzung von Urnen fällt diese Grabform gegenüber einem normalen Rasengrab deutlich kompakter aus. Bei allen Rasengräbern entfällt die sonst übliche Einfassung sowie eine gärtnerische Gestaltung des Grabes. Die Hinterbliebenen sind hier von der Grabpflege entbunden.
Biologisch abbaubare Urnen
Während für Erdbestattungen (in einem Sarg) die Nutzungszeit bei 25 Jahren bleibt, wird die Nutzungszeit bei einer Urnenbeisetzung auf 15 Jahre verkürzt. Voraussetzung dafür ist die Verwendung einer biologisch abbaubaren Urne. Mit der neuen Friedhofsordnung wird diese Urnenform obligatorisch. Weitere Neuerung ist die Zulassung von muslimischen Bestattungen. Der muslimische Kultus sieht eine Bestattung der verstorbenen Person im Leichentuch ohne Sarg vor. Für muslimische Bestattungen wurde bereits auf dem Gudensberger Friedhof ein eigenes Grabfeld eingerichtet.
Auf Kostendeckung verzichtet
In seiner aktuellen Prüfung hatte der Hessische Rechnungshof eine Erhöhung der Friedhofsgebühren mit dem Ziel einer Kostendeckung nahegelegt. Die von den Stadtverordneten beschlossene geänderte Gebührenordnung sieht zwar eine Gebührenanpassung vor, verzichtet aber auf eine hundertprozentige Kostendeckung. Bei der Gebührengestaltung solle auch Rücksicht auf soziale Belange genommen werden, betonten Sprecher/innen der Fraktionen. Durch die neue Gebührenordnung solle ein Kostendeckungsgrad von 75 % erreicht werden. Dazu wurden die einzelnen Gebührenarten anhand des Aufwandes neu kalkuliert. Neben Gebührenerhöhungen ergaben sich in einigen Fällen auch Gebührensenkungen. Bei der Stadt Gudensberg verbleibt damit ein jährliches Defizit von rd. 80.000 €.
Die Satzungsänderungen treten zum 01.01.2021 in Kraft treten und gelten für alle Beisetzungen, Bestattungen oder Trauerfeiern ab diesem Zeitpunkt.
Hintergrund: Die Gudensberger Friedhöfe
Die Stadt Gudensberg unterhält in der Kernstadt und in allen Stadtteilen insgesamt sieben Friedhöfe, die zum Teil von den Kirchengemeinden begründet wurden. Auf den Friedhöfen befinden sich rund 1.900 Grabstätten bei einer Gesamtfläche von rund 5 Hektar (48.000 qm). Die größten Friedhöfe befinden sich in der Kernstadt, Obervorschütz und Dissen. Im Jahr finden in Gudensberg rund 120 Bestattungen statt. Eine Zahl, die sich in den kommenden Jahren wegen der gewachsenen Einwohnerzahl weiter nach oben entwickeln wird. Neben ihrer Hauptfunktion als Ort für Bestattungen sind die Friedhöfe auch unterschiedlich große „grüne Lungen“ und stehen den Bürger/innen für besinnliche Momente zur Verfügung. Die Friedhöfe wie auch die Friedhofshallen werden von den Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen des städtischen Bauhofes gepflegt und unterhalten. (pm | rs)