Landrätin: „Es ist wichtig, Gedenkstätten als Mahnmal und Ort der Erinnerung zu erhalten“
STADTALLENDORF. Der Landkreis Marburg-Biedenkopf hat die Tor-Pfeiler der Gedenkstätte Münchmühle in Stadtallendorf für rund 12.000 Euro sanieren lassen.
Die Sanierungsarbeiten hat die Firma Hainmüller und Klingelhöfer aus Neustadt ausgeführt. Nachdem die Arbeiten jetzt abgeschlossen sind, steht die Gedenkstätte für Besucherinnen und Besucher wieder offen. Landrätin Kirsten Fründt unterstrich dabei, wie wichtig es ist, die Gedenkstätte als Mahnmal und Ort der Erinnerung zu erhalten.
Das Eisentor der Gedenkstätte wird von zwei gemauerten Pfeilern gehalten, an denen der Zahn der Zeit besonders genagt hat. Durch Risse im Mauerwerk war Wasser eingedrungen und im Winter war es durch die Kälte zu Frostsprengungen gekommen. Der Schaden war dadurch soweit fortgeschritten, dass eine Reparatur nicht mehr sinnvoll und wirtschaftlich gewesen wäre. Daher hat sich der Kreis dazu entschlossen, die Pfeiler erneuern zu lassen. Die beiden Säulen wurden zunächst abgetragen und dann neu gemauert.
Landrätin Kirsten Fründt unterstrich in ihrer Rede zur Wiedereröffnung und Sanierung der Gedenkstätte die Wichtigkeit der Erhaltung der Gedenkstätte Münchmühle: „Ich bin schon mehrfach hier in dieser Gedenkstätte gewesen. Für mich ist es einer der Orte schlechthin, um aufzuzeigen, was im unmenschlichen Sinn alles möglich ist, wenn man die Pfade der Demokratie verlässt. Der drei Meter hohe Stacheldrahtzaun mit nach innen ragenden Pfosten erzeugt wahrscheinlich für uns alle eine gewisse Bedrückung und ein Unwohlsein. Es ist ein beklemmender Ort!“, so die Landrätin. Gedenkstätten wie diese seien enorm wichtig, um sich die Vergangenheit vor Augen zu führen und wichtige Lehren für Gegenwart und Zukunft aus ihr zu ziehen: „Je ehrlicher wir mit unserer Geschichte umgehen, desto wirkungsvoller ist die Erinnerung. In diesem Zusammenhang möchte ich an Eva Pusztai erinnern, die damals als junge Frau und Zwangsarbeiterin hier eingesperrt war. Seit Jahrzehnten kommt sie regelmäßig nach Stadtallendorf und in andere Orte des Kreises und ist dabei besonders in Schulen als Zeitzeugin tätig gewesen. Bis heute zeigt sie in einer äußerst beeindruckenden Form die damaligen Gräuel der NS-Herrschaft auf“, sagte Fründt. Die Landrätin dankte auch dem ehemaligen Landrat Professor Dr. Kurt Kliem, der mit seinem Engagement Ender der 1980er Jahre einen wichtigen Beitrag zu dem Bau der Gedenkstätte leistete, sowie dem ehemaligen Kreismitarbeiter Hans Kraft, der das Mahnmal geplant und umgesetzt hat. „Mein Dank gilt auch der Firma Hainmüller und Klingelhöfer aus Neustadt für die ausgezeichneten Sanierungsarbeiten, die den Charakter dieser Gedenkstätte erhalten, der Stadt Stadtallendorf, dessen Bauhof die Steine im Eingangsbereich vorübergehend entfernt und die Baustelle abgesichert hat sowie dem Dokumentations- und Informationszentrum (DIZ) Stadtallendorf, für die jahrelange gute Zusammenarbeit“.
Abschließend nahm die Landrätin, einer jüdischen Tradition folgend, einen Stein als Zeichen des Erinnerns und der Wertschätzung der 1.000 jüdischen Frauen des Lagers und platzierte ihn auf dem Tor. „Wir müssen uns auch künftig mit diesem Thema auseinandersetzen. Dieser Ort, der ein bedeutsamer außerschulischer Lernort ist, sollte uns Demut lehren. Möglichst viele Schülerinnen und Schüler in den entsprechenden Jahrgangsstufen sollten diese Gedenkstätte zu sehen bekommen“ betonte Fründt.
Hintergrund: Die Gedenkstätte Münchmühle
Wegen des langen Kriegsverlaufs konnte der Arbeitskräftebedarf des NS-Regimes selbst durch den Einsatz von Zwangsarbeitern nicht mehr gedeckt werden. Anfang 1942 beschloss das Regime, verstärkt auch Konzentrationslager-Häftlinge in der Rüstungsindustrie einzusetzen. Daher entstanden in der Nähe von Fabriken bald hunderte Außenkommandos der großen Konzentrationslager. Die Industrie zahlte für jeden Häftling eine Leihgebühr an das jeweilige Stamm- Konzentrationslager.
Auch in den Allendorfer Werken wurden KZ-Häftlinge eingesetzt. Am 19. August 1944 trafen 1000 jüdische Ungarinnen aus Auschwitz im Lager Münchmühle bei Allendorf ein. Als Außenlager war es dem Konzentrationslager Buchenwald angegliedert. Die Frauen mussten in Allendorf täglich zwischen acht und zwölf Stunden, mit einer halbstündigen Pause, arbeiten. Für ihre Arbeit erhielten sie allerdings keinen Lohn. Sie wurden überwiegend in den Bombenfüllstellen eingesetzt, wo sie giftigen Sprengstoff verfüllen mussten. Oft mussten sie auch die bis zu 50 Kilogramm schweren Bomben selbst tragen. An der Stelle des ehemaligen Lagers Münchmühle hat der Landkreis im Jahr 1988 eine Gedenkstätte errichtet. (pm)
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4 Kommentare
@ Ersatzreifen
Wer dumm fragt, bekommt eine dumme Antwort. …
Die Antwort die Sie brauchen sind Fakten, die Sie so gar nicht mögen und In ihren Kreisen regelrecht verpönt sind:
In Deutschland gibt es ca. 100.000 Denkmäler für gefallene Soldaten, aber nur ein Bruchteil ca. 320 für die Opfer des Nationalsozialismus.
@ZELLA
Was sind Sie denn für ein Mensch ?
Wissen Sie, was Sie mit Ihrem geschmacklosen Kommentar den Angehörigen und Hinterbliebenen der gefallenen Soldaten antun?
Ganz egal, aus welchem Grund ein Soldat in den Krieg zieht (ein Krieg ist selbstverständlich immer eine absolut unnötige Art der politischen Auseinandersetzung), wenn er denn zu Tode kommt, dann gibt es Menschen die um ihn trauern !! Ob er nun ein Held war oder nicht. Welche Mutter sieht schon gerne ihre Kinder sterben ? Und ausserdem, wo sehen Sie die Schande, die nach Ihrer Meinung von den vielen jungen Toten über unser Land gebracht wurden ? Schämen Sie sich für diese Aussage !!!
Mal eine Frage: Was ist mit den Denk,-und Ehrenmälern für unsere gefallenen Soldaten?
Wisst ihr wen ich meine?
Ich meine die Menschen die zwischen 1914-1918 und zwischen 1939-1945 ihr Leben für dieses Land geopfert haben
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