Nitrogods in der „CArena“ in Homberg
HOMBERG/EFZE. Rock am Stück verlässt Fritzlar. Zumindest 2020. Nordhessens größtes und im Grunde auch einziges Metal-Festival kann – wie alles andere auch – in diesem Jahr nicht stattfinden. Die Jungs vom Lohrberg stecken aber nicht den Kopf in den Sand, sondern bringen ein paar ihrer Bands im Homberger Autokino auf die (etwas kleinere) Bühne.
Das Motto: „ApoCARlypse“. Auftakt war gestern Abend mit den Nitrogods aus Hannover. Man weiß im Autokino nicht so genau, wie viele eigentlich da sind. Ein paar Dutzend Autos haben den Weg in die ehemalige Hessentags-Arena gefunden, die damit ein weiteres Mal zur „CARena“ wurde. „Normal hätte ich jetzt gefragt: Habt Ihr genug zu Trinken?“ verkündete Sänger und Bassist Claus „Oimel“ Larcher, „jetzt muss ich fragen, habt Ihr genug Batterie?“
Hupen ist geiler als Klatschen
Der Saft hat ganz offensichtlich gereicht, nicht nur für das Autoradio, sondern auch für Lichthupe und Hupe nach jedem Titel. Und nach dem halben Set konnte Larcher feststellen: „Hupen ist geiler als Klatschen!“ Irgendwie schon, zumindest ist es anders und man hört es auch weiter. Dafür führen die Nachbarn von der Musik nichts, ein Autokino könnte man auch neben dem Schlaflabor aufbauen.
Natürlich brauchen auch Metal-Musiker auf der Bühne ein bisschen Krach und Monitor, aber die große PA fehlt. Es ist auch nicht leicht, zwei bis drei Stunden im Auto zu sitzen, wenn man eigentlich lostanzen und hüpfen will. Ein „Moshpit“ oder Pogopit ist mit Autos schwer – und wenn, dann nur kontaktfrei – denkbar, aber wenn alles wieder normal ist, „werde ich mich fragen, warum kein Auto hupt,“ vermutet „Oimel“ Larcher.
Gelinde gesagt: fassungslos
Für die zahlreichen Fans war es trotzdem herrlich, die Band, die gerne mit den frühen Motörhead verglichen wird – „das finden wir geil!“ –, aber auch ein bisschen an die alten Who oder Led Zeppelin erinnert, live zu erleben. Dass sie ein bisschen basslastig rüberkommen, ist durchaus eine Herausforderung für manches Autoradio. Akkorde auf dem Bass sorgen für ein gesundes Grundwummern, das den Hintern in Bewegung bringt und – in tiefen Tonlagen – manchmal auch als Ersatz für die Rhythmusgitarre herhalten muss. Das gibt dann dem Schlagzeug gelegentlich mehr Freiheiten, die Klaus Sperling nicht nur ausnutzt, sondern vor allem auch beherrscht, während sich Henny Wolter an der Gitarre austobt und sich diebisch freut, wenn’s gut klingt und das Publikum tobt beziehungsweise lichthupt und hupt.
„Wie geil“, so lautete schon das zwischen Motto und Larcher blieb bis zum Schluss dabei: „ich bin gelinde gesagt fassungslos!“ Zum Auftakt hatten schon „20 DARK Seven“ für Stimmung gesorgt. Demnächst geht‘s weiter mit Rock am Stück in Homberg, nh24 wird weiter informieren! (Rainer Sander)