Schwalmstadts Stadtmarketing im parlamentarischen Fokus
SCHWALMSTADT. Die Stadtverordneten Schwalmstadts beschäftigten sich auf ihrer jüngsten Sitzung am Donnerstagabend unter anderem mit dem Thema Stadtmarketing und Wirtschaftsförderung in all seinen Erscheinungsformen und Visionen.
Die GRÜNEN brachten einen Antrag zur Zukunft Schwalmstadts ein, der eingebrachte Nachtragshaushalt ist durch dieses Thema beeinflusst und die Fraktion „Die LINKE“ hatte in der zurückliegenden Sitzung einen Statusbericht über die bisherige Arbeit des Stadtmanagers angefordert. In diesem Zusammenhang war Bürgermeister Stefan Pinhard aufgefallen, dass er auch ein paar Fragen von Thomas Kölle (FWG) zu diesem Thema noch gar nicht beantwortet hatte.
Pläne ohne Zusammenhang oder ein Gesamtkonzept?
„Gibt es ein „Integriertes Handlungskonzept“ (So eine Art Masterplan – Anmerkung des Redakteurs), ein Ansiedlungskonzept für Gewerbe und überhaupt genügend Gewerbeflächen? Das wollte der hauptberufliche Werbefachmann wissen. Und schließlich: Wann wird die Straßenbeleuchtung in den Sauren Wiesen fertiggestellt? Es gäbe verschiedene Konzepte, so Stefan Pinhard, zum Beispiel für die Entwicklung des Einzelhandels oder des Parkraumes, ein Gesamt-Konzept gibt es aber (noch) nicht. Das, so verheißen die Worte des Bürgermeisters, soll aber kommen. Zuwendungen stünden bereit. Im Besitz der Stadt sind wenige Grundstücke, knapp 40.000 Quadratmeter kommen in der Aufzählung unter anderem in den Sauren Wiesen und in der Kaserne zusammen. Wenn die Sauren Wiesen im Endausbau 2021 bis 2022 fertig sind, kommt auch die Infrastruktur an den Straßen.
Richtig Zeit nahm sich Pinhard dann mit der Beschreibung der Maßnahmen, Ideen und Visionen für das Stadtmarketing: Die Entwicklung von Ideen, die Schwalmstadt im Großen oder im Kleinen weiterbringen und das Image verbessern, erfordern – je nach Dimension – einen erheblichen Planungs- und Erklärungsaufwand. Die neue Abteilung für das Stadtmarketing und die Wirtschaftsförderung sei vielfältig aktiv:
Ideen, Gedanken, Pläne, Skizzen, Träume, Visionen und die Realitäten
- Ein Wohnmobilstellplatz in Ziegenhain soll für mehr Übernachtungszahlen und zusätzliche Kaufkraft sorgen. Millionen von Euro brächten die Urlauber mit ihrem rollenden Heim in die Zielregionen, davon möchte er etwas abhaben. Im hinteren Bereich des Dammes in Ziegenhain bietet es sich an, zu planen. Das Gelände müsste zwar auf Dammhöhe angehoben werden (Anmerkung des Redakteurs: und bisher waren alle Behörden, die das befürworten müssen, zumindest skeptisch) aber die Nähe zur Natur und die Aussicht auf die Auenlandschaft sei einmalig. Glamping, also Nobelcamping, sollte möglich sein. Eine Potentialanalyse soll darüber Aufschluss geben.
- Das Projekt Augenweide beschäftigt sich mit dem Rückhaltebecken zwischen Treysa und Ziegenhain. Die Auenlandschaft und das Vogelschutzgebiet haben einen großen Erholungswert. Eine zusätzliche Inwertsetzung wird angestrebt, bei gleichzeitiger Verbesserung des Naturschutzes. Ein Ausflugsziel mit Alleinstellungscharakter könne entstehen: Mehr Image, mehr Bekanntheit! Es soll im Umkreis von 150 Kilometern Tagestouristen nach Schwalmstadt locken. Also: Mehr Kaufkraft und mehr Wertschöpfung. (Anmerkung des Redakteurs: Die Idee eines Dinosaurier-Parkes und gleichzeitig massive Bedenken wegen des Naturschutzes machen die Runde). Eine Machbarkeitsstudie soll prüfen, ob sich die Konflikte auflösen lassen.
- Als Zentrum für die Wasserstofftechnik solle sich Schwalmstadt getreu den jüngsten Worten von Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier, „Wasserstoff sei das Erdöl der Zukunft“, neu aufstellen. Laut Altmaier werde Deutschland hier die Nummer 1 weltweit. Nordhessen sei Logistikstandort, bekomme die A49, habe vier Hochschulen in der Nähe, einen ICE-Bahnhof und so ein Labor an der A49 könnte schön sein. Seit Juni dieses Jahres würden hier bereits Kontakte geknüpft.
- Das Stadtentwicklungskonzept sei im Anlaufen, einschließlich Ideen für die Oberstadt.
- Für das Gewerbegebet an der A49 sei ein Flyer erstellt worden und damit habe die Vermarktung begonnen. „Nur, wer sich positiv darstellt, liest Pinhard die Worte aus dem Quasi-Rechenschaftsbericht der neugeschaffenen Abteilung ab, kann damit rechnen, beachtet zu werden. Die Möglichkeiten einer Wasserstofftankstelle sind schon ausgeleuchtet worden.
- Die Konfirmationsstadt ist ein wichtiges Thema. Die Beteiligung an dem neugegründeten Verein erfolgt, der jetzt Fahrt aufnimmt.
- Mit der Idee „Grau mach Bunt“, zusammen mit Stadtjugendpflege, sollen „Graue Kästen“ (Anmerkung des Redakteurs: Gas, Wasser, Strom, Telefon) in Kunstwerke verwandelt werden. Eines sei schon fertiggestellt.
- Die Weihnachtsbeleuchtung ist in Angriff genommen und soll pünktlich zum Advent erstrahlen.
- „#EntdeckeSchwalmstadt“ heißt ein Konzept mit Videos, das ursprünglich die Stadt zum Thema in den „Sozialen Medien“ machen und zur Imagebildung beitragen sollte. Zusätzliche Identifikation mit der eigenen Stadt sollte entstehen.
- Die Kommunalen Online-Auftritte sind ein wichtiges Thema. Das Ziel: Möglichkeiten zu finden, auch jüngere Menschen über Facebook, Instagram & Co anzusprechen
- Für den Ausbau und die Ergänzung des kulturellen Angebotes werden neue Veranstaltungsmodelle geplant.
- Das Ampelfrauchen (Rotkäppchen) soll – wie Elvis in Friedberg oder das Mainzelmännchen in Mainz – identitätsstiftend wirken.
- Die Behebung des gewerblichen Leerstandes ist immer noch ein wichtiges Thema, für das die Abteilung Ideen entwickelt.
- Das Networking ganz allgemein ist auch ein Thema.
- Die Beantragung von Fördermitteln beschäftigt den Stadtmanager, …
- … auch die Teilnahme an Veranstaltungen
Stefan Pinhard: Es gehört nicht alles in die Öffentlichkeit!
Im Zusammenhang mit der Vorlage eines Nachtragshaushaltes, der im Dezember verabschiedet werden soll und am Donnerstag eingebracht wurde, ging der Bürgermeister weiter darauf ein: Die Arbeit ist nicht immer öffentlich sichtbar. Sie gehört – solange verhandelt wird – weder in die Zeitung noch in nh24. Eine weitere Stelle mit zeitlicher Befristung werde im Bereich Stadtmarketing/Wirtschaftsförderung geschaffen. Räume dafür sollen auf der Etage des geplanten Co-Working Space in der alten Post angemietet werden. Das Gründerzentrum, das nun erweitert werden soll auf eine Zusammenarbeit mit Schwalm-Eder-West (Anmerkung des Redakteurs: Borken, Neuental, Wabern, Bad Zwesten), wie die Stadtverordneten jetzt abstimmten, zieht dann auch dorthin. Das garantiert eine bessere Zusammenarbeit mit dem Co-Working und die Nähe zur Projektleitung.
Das jetzige Gründerzentrum kann dann durch das Jugendzentrum genutzt werden.
AreA49 – das Mysterium
Bei den Planungen zum Gewerbegebiet A49 wollte Michael Schneider (SPD) gerne alle bisherigen Beschlüsse zum Gewerbegebiet wissen. Der Bürgermeister listete auf, vom Entscheid über ein Interkommunalen Gewerbegebiet, die Änderung des Flächennutzungsplanes, bis zur Abweichung von der Regionalplanung. (Anmerkung des Redakteurs: Bisher gehören der Stadt noch keine Grundstücke, die sie aber mit viel Fantasie bereits vermarktet). Bei den Planungen zum Gewerbegebiet A49 wollte Michael Schneider (SPD) gerne alle bisherigen Beschlüsse zum Gewerbegebiet wissen. Der Bürgermeister listete auf, vom Entscheid über ein Interkommunalen Gewerbegebiet, die Änderung des Flächennutzungsplanes, bis zur Abweichung von der Regionalplanung. (Anmerkung des Redakteurs: Bisher gehören der Stadt noch keine Grundstücke, die sie aber mit viel Fantasie bereits vermarktet).
(Zurück) In die Zukunft
Die Fraktion BÜNDMIS90/GRÜNE möchte gerne ein zukunftsfähiges Schwalmstadt und hat dazu einen Antrag eingebracht. Der Magistrat soll eine Machbarkeitsstudie zur Ansiedlung von Zukunftstechnologien in Auftrag geben. Dr. Jochen Riege (B90/GRÜNE) dazu: Die Studie soll Technologien wie den bereits erwähnten Wasserstoffkomplex, aber auch andere Wirtschaftszweige, wie Stromspeicherung, Abbau industrieller Massentierhaltung oder umweltgerechtes Wohnen für Schwalmstadt erschließen helfen. „Fachleute für neue Technologien sind gefragt!“ Der Bürgermeister habe gesagt, es gäbe noch kein Zukunftskonzept. Einstimmig wurde der Antrag verabschiedet.
Ein weiterer Antrag von BÜNDNIS90/DIE GRÜNEN, der ebenfalls einstimmig angenommen wurde, verpflichtet den Magistrat zur Bewerbung um Mittel aus der Städtebauförderung für das Quartier Altstadt/Oberstadt Treysa. Dr. Riege: Athen wusste, wie bedeutungsvoll die Oberstadt ist: „Akropolis heißt nichts anderes als Oberstadt“. Also meint der Grünen-Sprecher: „Den Markt zur Akropolis machen!“
Haaße-Hügel, Bahnhof, Baby-Park, Planstellen und Zeitverträge
Ruth Engelbrecht (B90/GRÜNE) hat mit Begeisterung zur Kenntnis genommen, dass der barrierefreie Umbau am Bahnhof begonnen hat. „Es gibt Beschlüsse, erinnert sie, „den Ulrichsweg anzubinden.“ Ob dazu bereits Gespräche geführt werden, will sie wissen. Bürgermeister Pinhard versichert, er wird Kontakt diesbezüglich aufnehmen. Marcus Theis (CDU) möchte, dass auch der Haaße-Hügel an den Bahnhof angebunden wird, zum Beispiel um den Einstieg in den Bahnradweg zu erleichtern. Außerdem stellt der Christdemokrat fest, dass Mitarbeiter aus dem Rathaus und von Firmen die Stadt zuparken. Die sollten auch den Haaße-Hügel nutzen.
Thomas Kölle (FWG) erinnert an einen FWG-Antrag aus 2018 auf Einrichtung eines Baby-Parkes und will wissen, welche Erkenntnisse inzwischen gewonnen wurden. Außerdem möchte er wissen, ob alle Planstellen besetzt, wie viele mit Zeitverzögerungen, wie viele Zeitverträge es für Mitarbeiter ohne Planstelle gibt und wo dieses im Haushalt stehen. Die Frage dürfte auf die Besetzung einer zusätzlichen Stelle im Bereich Stadtmarketing abzielen, die bei Befristung auch außerhalb des Stellenplanes besetzt werden kann.
Kritik prallt an Magistrat und Bürgermeister ab
Bürgermeister Stefan Pinhard stellte fest, dass sich unheimlich viel entwickelt in Schwalmstadt. Das Kritik aufkommt, lässt den „Bürgermeister und den Magistrat unbeeindruckt“. Das Mittelzentrum wird sich besser aufstellen, ist sich der Verwaltungschef sicher. Das Stadtmarketing agiert in den Augen vieler mit dem Mut der Verzweiflung. (rs)