11. November: Diskussion und Lesung im Kulturhaus Synagoge
GUDENSBERG. Am Montag, den 11. November 2019, kommt um 19.00 Uhr, der Autor des Werkes „Der Treuhand-Komplex“, Norbert F. Pötzl zu einer Lesung mit Diskussion in das Kulturhaus Synagoge nach Gudensberg. Es geht um Legenden, Fakten und Emotionen. Der Eintritt ist frei.
Die Treuhand-Anstalt, die die planwirtschaftlichen Wirtschaftsstrukturen der Ex-DDR marktfähig machen sollte, sei ein negativer Mythos geworden, sagt der ehemalige Bundestagspräsident Wolfgang Thierse.
In der Tat ist die Treuhand auch 30 Jahre nach dem Mauerfall noch immer das Feindbild für viele Ostdeutsche, Sündenbock für ökonomische Fehlentwicklungen und neuerdings auch Erklärungsmuster für das Auftreten von Rechtspopulisten und Rechtsextremisten. Aufklärung verspricht das im September 2019 erschienene Buch des langjährigen Spiegel-Redakteurs Norbert F. Pötzl. Die Stadt Gudensberg und die VR-PartnerBank Chattengau Schwalm-Eder haben den Autor eingeladen, sein Buch und seine Thesen in Gudensberg vorzustellen.
Negative Zuschreibungen prägen das Bild der Treuhand
Kapitalistisches Monster, Zombie der Wiedervereinigung, erinnerungskulturelle Bad Bank: Negative Zuschreibungen prägen in Medien und Literatur das Bild der Treuhandanstalt, die 1990 zur Privatisierung der »volkseigenen« DDR-Unternehmen gegründet wurde. Der Treuhand wird angelastet, dass damals zweieinhalb Millionen Menschen ihre Arbeitsplätze verloren, dass Biografien brüchig und Lebensentwürfe zerstört wurden. Aber die gefühlten Wahrheiten und Legenden überwuchern oft die historischen Tatsachen. Bis jetzt: Der langjährige Spiegel-Redakteur Norbert F. Pötzl durchdringt rational das Dickicht komplexer Vorgänge.
Als einer der Ersten hat er Einsicht genommen in die internen Treuhand-Akten, die jetzt nach und nach ins Bundesarchiv übernommen werden, hat Gespräche mit Betroffenen, Akteuren, Politikern und Wissenschaftlern geführt. Sensibel für persönliche Schicksale rückt er aber auch, sachlich argumentierend, Vorurteile und falsche Behauptungen zurecht. Pötzls Buch ist das Erste, das dem Anspruch gerecht wird, dieses vielschichtige Thema anhand der Faktenlage umfassend aufzuarbeiten.
Biografie
Norbert F. Pötzl, geboren 1948, ist seit 1972 Redakteur beim Spiegel. Als Berliner Büroleiter des Nachrichtenmagazins (1990 – 1994) war er Chronist der DDR-Vergangenheitsbewältigung. Er deckte Stasi-Verbindungen von Manfred Stolpe und Gregor Gysi auf. Buchveröffentlichungen. (pm | rs)