TREYSA. Ein großartiger Erfolg war die 8. Demokratiekonferenz im Schwalm-Eder-Kreis. Unter dem Thema „Alltagshelden: die Projektträger bei „Demokratie leben!“ trafen sich mehr als 110 Teilnehmer der unterschiedlichen Projektträger am 1. November 2019 im Schwalmgymnasium Treysa zum Gedankenaustausch.
Nach der veröffentlichten Jugend-Shell-Studie sind ein gutes Drittel der 12 bis 25-jährigen in Deutschland anfällig für populistische Thesen und der Meinung, die deutsche Gesellschaft werde durch den Islam unterwandert. Die Hälfte glaubt zudem, dass die Regierung der Bevölkerung die Wahrheit verschweige. Gleichzeitig ist die Bedrohung durch den Rechtsextremismus größer als noch vor einem Jahr, wie der Verfassungsschutz kürzlich bei einer Anhörung im Bundestag feststellte. Die Jugend-Shell-Studie sieht aber auch positive Aspekte und resümiert, dass vier von fünf jungen Erwachsenen mit der Demokratie in Deutschland zufrieden sind.
Beide Ausgangslagen griff Landrat Winfried Becker gleich zu Beginn in seiner Eröffnungsrede auf.
„Die Entwicklungen ernst nehmen und nach Antworten und Lösungen suchen, sei eine der dringendsten Aufgaben“, appellierte Landrat Becker. Die vielfältige Jugendbildungsarbeit im Schwalm-Eder-Kreis könne eine Antwort auf die Probleme sein.
„Eine riesige Chance haben wir in Schulen. Dort muss aktiv Demokratie und Einmischen gelehrt werden. Für entsprechende Ressourcen müssen die Kultusbehörden sorgen und das Thema in den Lehrplan aufnehmen.“, so Becker weiter.
Sehr anschaulich berichteten die unterschiedlichen Projekteträger und Projektentwickler in Interviews über ihre Erfahrungen, Beweggründe und Wünsche für die Zukunft. Insgesamt 15 Projekte stellten sich den Teilnehmern im Projektmarkt vor. In der abgelaufenen Förderperiode des Bundesprogramms „Demokratie leben!“ sind etwa 120 Projekte im Schwalm-Eder-Kreis gefördert worden.
Der Bericht über die Gegenplakate, die von Schülern gegen antisemitische Plakate im Europawahlkampf 2019 entwickelt wurden, zeigte auf, wie gut und wichtig die Netzwerkarbeit der verschiedenen Projektträger im Schwalm-Eder-Kreis ist: „Durch das vorhandene Netzwerk konnte das Projekt innerhalb von nur zwei Tagen umgesetzt werden. Alle haben an einem Strang gezogen“, berichtete einer der Organisatoren. Das Netzwerk aus Jugendeinrichtungen, Schulen, Politik, Vereinen und dem Projekt „Gewalt geht nicht!“ gebe Sicherheit und Rückhalt. Auch das Jugendforum „Gudso“ stellte Erfahrungen aus den eigenen Projekten des letzten Jahres vor, u.a. hatte man zum ersten Mal eine Jugenddemokratiekonferenz durchgeführt.
Zum Abschluss diskutierten die Konferenzteilnehmer lebhaft an verschiedenen Thementischen. „Um Aktuelles zu verstehen, müssen wir uns an Vergangenes erinnern“ wurde aus einem der Tische als Impuls ins Plenum eingebracht. Die Erinnerungskultur müsse auch im Schwalm-Eder-Kreis weiterhin gestärkt werden, um der aktuellen gesellschaftspolitischen Entwicklung entgegen zu wirken. Die eigenen Gedenkstätten im Landkreis können dabei eine wichtige Rolle spielen.
„Wir sind sehr zufrieden mit dem Verlauf unserer Demokratiekonferenz, bei der sich alle toll eingebracht haben, ob als Interessierte, Unterstützer oder Projektveranstalter“, resümierten Tom Werner und Anika Wolf vom Projekt „Gewalt geht nicht!“ des Schwalm-Eder-Kreises, bei dem die Koordination des Bundesprogramms „Demokratie leben!“ angeschlossen ist.
Der Kreis ist zuversichtlich, auch in den kommenden Jahren der nächsten Förderperiode von 2020 – 2024 eine Förderung durch „Demokratie leben!“ zu erhalten. (pm)
Das Bild: Landrat Winfried Becker, Alexandra Hellmig (Lehrerin am Schwalmgynmasium), Linus Dietrich (Schüler des Schwalmgynmasiums), Projektkoordinator Tom Werner und Moderator Norbert Poppe während einer der verschiedenen Podiumsdiskussionen.
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