Was ist mit Johann Veit passiert und was wächst im Frühjahr…?
WICKENRODE | GUDENSBERG. Was haben ein Garten voll Kleinod in Gudensberg und eine Mordserie in Wickenrode miteinander zu tun? Wie passen Molche, Frühblüher und eine blutige Axt zusammen? Wie eine Chattengauer Kulturschaffende und eine schreibambitionierte Kasseläner Rockröhre?
Ganz einfach: Im Garten von Moni und Pit Faupel, wenn sich im Rahmen der nordhessischen Reihe „Gartenliebe“ private Gärten für Besucher und Kultur öffnen. Am Sonntag und Sonntagabend war der Garten von Faupels in Gudensberg dran. Eine kaum zu überbietende Sammlung aus tönernen Figuren, stehenden und hängenden Lampen oder Lämpchen, Holzgegenständen, Tierfiguren, humorvollen Schildern, Schnitzereien, Eisen- und Metallskulpturen, Windrädchen und allem, was man irgendwie in den Garten stellen kann, ist harmonisch oder betont disharmonisch auf rund 1000 Quadratmeter Gartenfläche verteilt. Dazu Wege aus Mulch, Stein oder Holz, in jeder Ecke ein paar Stühle, Bänke, eine Hollywoodschaukel, eine Gartentheke, alles durchzogen von Wasserläufen und Tümpeln voller Kaulquappen und Molchen zu dieser Jahreszeit.
Es blüht schon mächtig in Faupels Garten, der den Ruheständlern nicht nur eine erfüllende Freizeitbeschäftigung beschert, sondern auch viel Freude. Das merkt man und im Sommer sind die beiden vom Frühstück bis zum Abendessen – gerne mit einem Glas Wein – auch zu den Mahlzeiten an der Frischen Luft und genießen den unverbaubaren Blick auf den Maderstein und den Schlossberg. Zum Abend wurde es kühl und das Kulturprogramm musste in den Party-Raum im Untergeschoss – auf Gartenhöhe – verlegt werden.
Krimilesung mit Musik
Haben Krimiautorinnen eine Sopranstimme, klar wie die Wahrheit? Oder eher Mezzosopran, wenn sie düstere Figuren beschreiben? Oder eine rauchige Altsimme, wenn sie ständig von Morden erzählen und in die Tiefen der Seelen abtauchen? Was ist, wenn die Wahrheit auch nach vier Romanen nicht vollständig ans Licht will? Was ist, wenn die Geschichten in Wickenrode spielen, inspiriert von den düsteren Wäldern von Kaufunger Wald und Meißner?
Schließlich stellt sich die Frage, müssen Krimiautorinnen überhaupt singen können und sollten sie jemals singen zu dem, was sie schrieben und am Ende noch über das, was sie schreiben?
Nicole Braun schreibt und singt
Nicole Braun kann das – und muss – weil sie sie singen und schreiben kann und damit ihre Lesungen zu einem Gesamtkunstwerk formt. Crossover oder Hybrid funktioniert also auch in der Literatur. Worte und Töne passen ganz einfach zusammen. Das Nicole Braun Ensemble – zusätzlich singt sie in einer Cover-Rockband – kommt als Quartett auf die Bühne, liest, singt und performt. Dezent, stilvoll und spannungsreich nimmt Nicole Braun ihre Gäste mit auf eine Reise, in der fast zwangsläufig Verbrechen geschehen. Liebevoll skizziert sie nordhessische Charaktere, die teilweise Platt sprechen. Das brachte sie auch mit Monika Faupel zusammen, die seit Jahren den Mundartnachmittag in Gudensberg moderiert und das Mundarträtsel in der Zeitung „Der Chatte“ verfasst.
Die Autorin und Musikerin las und erzählte mit dem Ensemble (Nicole Hahn – Cajon/Gesang, Christian Biegel – Gitarre und Horst Zaspel – Gitarre) aus ihren vier Krimi-Romanen, die allesamt in Wickenrode spielen und dort die Dorfidylle stören. Ostern 1965 kehrt Johann Veit auf der Suche nach Antworten nach Wickenrode zurück – 27 Jahre nachdem er unter falschem Verdacht aus dem Dorf gejagt wurde…
Osterlämmer – das jüngste Werk
Das jüngste Werk „Osterlämmer“ haben wir bei nh24 vorgestellt. „Das Ensemble“ tritt inzwischen auch ohne Lesungen auf, weil es Spaß macht, humorvoll düstere Geschichten von Liebe und Verbrechen zu erzählen. (rs)