HOMBERG. Die Schüler der AG Schulgeschichte lesen im Rahmen der Interkulturellen Woche aus Briefen von Margret Grundmann, geborene Goldschmidt. Die Jüdin Margret wurde am 31. Oktober 1916 in der Untergasse Nummer 30 in Homberg geboren.
Hier betrieb ihr Vater Moritz Goldschmidt einen Textilhandel. Von 1930 bis 1933 besuchte Margret die August-Vilmar-Schule, die heutige Bundespräsident-Theodor-Schule.
Im Jahr 2003 gelang es Thomas Schattner, dem Leiter des Schulmuseums, zunächst brieflichen, später auch telefonischen Kontakt zu Margret zu bekommen. U.a. in 16 Briefen konnte so die jüdische Geschichte Hombergs noch intensiver erforscht werden. Der Kontakt zu Margret riss erst mit ihrem Tod im 97ten Lebensjahr im Jahr 2014 ab.
In einen Brief vom 28. März 2004 berichtete Margret z. B. wie 1933 die Stimmung in der Stadt politisch kippte: „Dann kam Hitler. Ich besuchte die August-Vilmar-Schule und alle Schüler versammelten sich eines Abends, um am Fackelzug teilzunehmen. Der fand wahrscheinlich am 21. März 1933 aus Anlass des ´Tages von Potsdam´, der Einführung der neuen Reichsregierung unter Reichskanzler Adolf Hitler, nach den Reichstagswahlen vom 5. März 1933, statt. Wir alle marschierten, dann wurde das Lied ´Wenn´s Judenblut vom Messer spritzt, dann geht´s nochmal so gut´, gesungen. Ich werde den Fackelzug, meinen Schrecken und nachher das Gespräch mit meinen Eltern an dem Abend nie vergessen“.
Zum Glück hielt sich aber nach Margrets Tod der Kontakt Thomas Schattners zu ihrer Tochter Helen Mars (Jahrgang 1948), die eigens für die Lesung Dokumente aus dem Besitz ihrer Mutter in England gescannt hat und zur Verfügung gestellt hat. So können nach der Lesung Dokumente und Fotografien sowie Dokumente aus der Wiedergutmachungsakte von Margret betrachtet werden, die z.T. noch nie in Homberg zu sehen waren.
Die Lesung findet am 27. September ab 17.00 Uhr im Homberger Rathaussaal statt. (Thomas Schattner/nh)