ALSFELD. Der Vogelsbergkreis hat sich am Bundesmodellvorhaben „Langfristige Sicherung von Versorgung und Mobilität im ländlichen Raum“ beteiligt. Dabei hat sich gezeigt, dass es im Vogelsbergkreis ein für die Größe und Siedlungsstruktur durchaus adäquates ÖPNV-Angebot gibt.
Die Kommunikation der Möglichkeiten des ÖPNV für bestimmte Zielgruppen, vor allem für Senioren, soll nun noch intensiviert werden. Insbesondere der Bedarfsverkehr in Form des Anruf-Linien-Taxis (ALT), welches in Zeiten schwacher Nachfrage das im Nahverkehrsplan definierte Angebot bereitstellt, sei erklärungsbedürftig.
Aus diesem Grund hatte die Verkehrsgesellschaft Oberhessen (VGO) gemeinsam mit dem Vogelsbergkreis alle Mitglieder des Kreisseniorenbeirats zu einem Informationstag am 13. August 2018 in die Geschäftsräume im Bahnhof in Alsfeld eingeladen. Ziel war, dass die Mitglieder des Kreisseniorenbeirats ihre gewonnen Eindrücke und Erfahrungen an die Senioren in ihren jeweiligen Kommunen weitergeben. Der Einladung gefolgt sind Seniorenvertreter aus Alsfeld, Mücke, Schwalmtal, Grebenau und Freiensteinau. Außerdem haben Vertreterinnen des Kreisjugendparlaments aus Mücke, Herbstein und Lauterbach sowie ein Vertreter des Fahrgastbeirates an der Veranstaltung teilgenommen. Diese Kombination aus Jung und Alt mag im ersten Moment überraschen, jedoch haben sich im Laufe des Tages Ideen für eine mögliche Zusammenarbeit zwischen Kreisjugendparlament und den Seniorenvertretern ergeben, z.B. bei der Schulung zur Nutzung von Smartphones oder dem Internet.
Zu Beginn des Informationstags begrüßte Matthias Sebald vom Amt für Wirtschaft und den ländlichen Raum als Vertreter des Vogelsbergkreises die Teilnehmer in den Räumlichkeiten der VGO. Im Anschluss leitete der Geschäftsführer der Verkehrsgesellschaft Oberhessen, Armin Klein, über zum praktischen Teil mit Mobilitätstraining an verschiedenen Stationen und führte die Teilnehmer auf den Bahnhofsvorplatz. Hier stand die VGO-Mitarbeiterin Barbara Sondergeld und einer der normalerweise rund um Alsfeld fahrenden Linienbusse schon bereit. Mit viel Fachwissen und Einfühlungsvermögen für Personen, die nicht so geübt im Fahren mit Bus und Bahn sind, brachte Barbara Sondergeld den Teilnehmern näher, wie man den Fahrplan an der Haltestelle liest, was die weißen Streifen und Flächen an der Bushaltestelle bedeuten, welches der sicherste Platz im Bus ist, wie und wo man sich bei der Fahrt festhält oder wie man seinen Rollator oder Einkaufstrolley im Bus sicher unterbringt. Bei einer kleinen Rundfahrt demonstrierte Busfahrer T. Becker welche enormen Kräfte schon bei einer Vollbremsung mit nur 15 km/h wirken. Viele der Teilnehmer waren selbst schon seit einigen Jahren nicht mehr in einem Linienbus im Vogelsberg unterwegs und zeigten sich von dem modernen Fahrzeug angetan.
Viele Fragen drehten sich auch um das Anruf-Linien-Taxi, kurz ALT. „Das Wort ‘Taxi‘ im Namen sorgt häufig für Missverständnisse“, merkte Gottfried Rühl vom Alsfelder Seniorenbeirat kritisch an. Denn das ALT fährt eben nicht wie ein Taxi nach freiem Wunsch überall wohin man will, sondern stets nach einem festen Fahrplan auf einem vorgegebenen Linienweg von einer Starthaltestelle zur Zielhaltestelle – dafür aber auch zum günstigeren RMV-Tarif. Das ALT muss zudem spätestens 60 Minuten vor der im Fahrplan angegebenen Zeit telefonisch bestellt werden. Den Fahrplan findet man im Aushangkasten an der Haltestelle oder auch auf der Internetseite der VGO unter www.vgo.de, entweder in der Verbindungsauskunft oder als PDF zum Download. Das Anruf-Linien-Taxi kommt überall dort zum Einsatz, wo es aufgrund geringer Nachfrage aus ökologischen und ökonomischen Gründen nicht sinnvoll ist, einen großen Linienbus fahren zu lassen – denn das ALT fährt nur dann, wenn auch wirklich ein Bedarf, also mindestens eine Fahrtanmeldung vorliegt.
Für die Fahrt mit dem ALT benötigt man – wie auch im Bus – eine RMV-Fahrkarte. Die bekommt man entweder beim Fahrer, im VGO-ServiceZentrum oder am Fahrkartenautomaten. Und besagter Automat war nun auch die nächste Station der Gruppe. Hier erklärte Barbara Sondergeld die Funktionsweise, wie man das Ziel findet, welche Zahlungsarten möglich sind und wohin man sich wenden kann, wenn der Automat mal nicht funktioniert.
Danach ging die Gruppe wieder ins Bahnhofsgebäude zurück, um sich dann vom Verkehrsexperten der Rhein-Main-Verkehrsverbund-Servicegesellschaft, Steffen Wittka, über die Informationsmöglichkeiten auf der Internetseite, die RMV-App oder das Handyticket zu informieren.
Nach mehr als vier interessanten und lehrreichen Stunden endete der Informationstag mit dem Wunsch aller Beteiligten den regen Austausch fortzuführen und bei künftigen Projekten frühzeitig miteinander in Kontakt zu treten, um insbesondere die Belange von Senioren berücksichtigen zu können. (pm)