KASSEL. Das letzte Erfolgserlebnis in der DKB Handball-Bundesliga liegt für die MT Melsungen nun schon sieben Wochen zurück. Höchste Zeit also, mal wieder zwei Punkte einzufahren. Das erhoffen sich die Nordhessen sehnlichst am Sonntag im Spiel gegen den Sellin-Club aus Franken: Um 12:30 Uhr wird in der Kasseler Rothenbach-Halle gegen den HC Erlangen angepfiffen. Es gibt noch Tickets im Vorverkauf und an der ab 11:00 Uhr geöffneten Tageskasse.
Sieben Wochen müssen die Fans der MT Melsungen nun schon zurückdenken, wenn sie den letzten Sieg ihres Teams nennen wollen. Es war ein fulminantes 27:16 vor heimischer Kulisse gegen den hochgradig abstiegsbedrohten TuS N-Lübbecke. Danach setzte es drei Niederlagen in Folge: Nach dem unglücklichen Auftritt in Hannover, dem letzten Spiel unter Michael Roth, gingen ausgerechnet auch die beiden Hessenderbys gegen Hüttenberg und Wetzlar in die Hose.
Trotz Punktspielpause fast keine freien Tage
Vor dem Spiel am Sonntag gegen den Tabellendreizehnten HC?Erlangen pausierten Kühn & Co. drei Wochen lang. Bedingt durch den Spielplan und die Unterbrechung aufgrund des Pokalwochenendes waren die Rotweissen vorübergehend von der Bildfläche verschwunden. Fleißig weiter gearbeitet wurde indes hinter den Kulissen. Aufgrund der Niederlagen hatte Trainer Heiko Grimm die möglichen freien Tage fast komplett zusammengestrichen. Sogar am 1. Mai bat er seine Schützlinge zu zwei konditionell anspruchsvollen Einheiten. “Wir können unser Programm nicht nach Feiertagen ausrichten, sondern müssen uns am Spielplan orientieren. Und wenn wir schon Regeln aufstellen, müssen die auch eingehalten werden. Hätten wir die beiden Derbys gewonnen, wäre in der Tat etwas mehr Freizeit drin gewesen. Aber wir gehen bei der Analyse solcher Spiele ehrlich mit uns um, schließlich gilt es weiterhin einiges aufzuarbeiten”, erklärt der Coach.
Grimm selbst musste organisatorisch obendrein noch seinen ersten Lehrgang zum European Mastercoach mit dem heimischen Programm in Einklang bringen. Während seine Jungs in Nordhessen schwitzten, trieb es ihm in Hamburg drei Tage lang bei Seminaren und Workshops die Schweißperlen auf die Stirn. Außer ihm nehmen aus Deutschland unter anderem noch Florian Kehrmann (Lemgo) und Emir Kurtagic (Hüttenberg) an dieser mehrstufigen Fortbildung teil.
Grimm: Testspielsieg in Hildesheim war gut fürs Selbstvertrauen
Im Hinblick auf Gegner HC Erlangen hat sich die MT sowohl in der Abwehr wie auch im angriffstaktischen Bereich vorbereitet. Am Mittwoch wurde bei einem Testspiel beim Zweitligisten Hildesheim der “Ernstfall” geprobt. „Wir wollten unsere fast dreiwöchige Punktspielpause nicht mit einem Trainingsspielchen untereinander abschließen, sondern einen echten Test unter Wettkampfbedingungen absolvieren. In der Hoffnung, dabei auch das Selbstvertrauen wieder aufzubauen, welches uns in den Derbys gegen Hüttenberg und Wetzlar offenbar fehlte“, hatte Trainer Heiko Grimm vor dem Gang nach Hildesheim erklärt.
Sein Plan ist aufgegangen, die MT besiegte den niedersächsischen Zweitligisten nach einer 18:15-Halbzeitführung am Ende klar mit 44:27. Vor allem nach der Pause überzeugten die Nordhessen – die zweite Hälfte ging mit 26:12 an die MT. Alle Spieler trugen sich in die Torschützenliste ein. “Wir haben dabei auch einen neuen Einsatzrhythmus erfolgreich geprobt. Nach jeweils 15 Minuten Vollgas kamen frische Akteure von der Bank. So konnten wir über die gesamte Spielzeit das Tempo sehr hoch halten. Zudem habe ich das Coaching von der Seitenlinie bewusst auf das Nötigste beschränkt, die Jungs sollten einfach mal ohne über bestimmte taktische Anweisungen nachdenken zu müssen, Handball spielen”, berichtet Grimm.
Philipp Müller nach Herzproblemen wieder fit
Noch wichtiger als der gelungene Test in Hildesheim ist Nachricht, dass Philipp Müller gesundheitlich wieder voll hergestellt ist. Der Rückraumspieler musste im letzten Spiel in Wetzlar in der ersten Halbzeit mit Herzrhythmusproblemen seinen Einsatz abbrechen und sich zur Beobachtung und Behandlung ins Krankenhaus begeben. “Es war ein Vorhofflimmern. So etwas hatte ich noch nie. Inzwischen ist dank der guten Einstellung durch die Ärzte in der Gießener Uniklinik und anschließend in Kassel durch unseren Mannschaftskardiologen Dr. Appel vom ambulanten Herzzentrum der normale Rhythmus wieder hergestellt”, zeigt sich der Profi erleichtert. So konnte Philipp Müller schon wieder in Hildesheim mitmischen und die letzten Trainingseinheiten unter Belastung absolvieren. Folglich wird der 33-jährige auch gegen Erlangen wieder im Aufgebot stehen. “Wir wollen auf keinen Fall vier Mal in Folge verlieren. In Anlehnung an unser Boxtraining letzte Woche gilt die Devise: Wer hingefallen ist, steht wieder auf und ist dann besonders motiviert. Ein ansehnliches Spiel abzuliefern und möglichst beide Punkte hier zu behalten, sind wir unseren tollen Fans schuldig”, so Philipp Müller.
Ex-MT`ler Sellin erneut verletzt, kommt aber trotzdem mit nach Kassel
Wenn Philipp Müller gern eine Wiedersehen mit seinem früheren Mannschaftskameraden Johannes Sellin auf der Platte gehabt hätte, muss er sich trösten lassen. Denn der ehemalige Melsunger Rechtsaussen, der Ende der vergangenen Saison nach Erlangen gewechselt war, muss verletzungsbedingt leider passen. Ein Sehnenabriss im Oberschenkel, den er sich Mitte April im siegreichen Spiel des HCE gegen Hannover bei einer Balleroberung zugezogen hatte, bedeutet für ihn das Saisonaus. Ohnehin hat der Europameister für seinen neuen Verein bislang lediglich 18 der 30 Meisterschaftsspiel bestritten. Schon sein Einstieg bei den Franken war problembehaftet. Mitte September fiel er wochenlang wegen eines Fingerbruchs aus. Er wird sein Team nach eigener Aussage am Sonntag auf jeden Fall nach Kassel begleiten und zumindest von der Seitenlinie aus unterstützen.
Eyjolfsson: Gegen die MT alles in die Waagschale werfen
Dennoch schaffte es Erlangen, sich auch in seiner zweiten Saison im Oberhaus bis ins Mittelfeld vorzukämpfen. Nach dem überraschenden neunten Platz in der Saison zuvor, die dem HCE den Titel “stärkster Aufsteiger der letzten 10 Jahre” eingebracht hatte, sollte in diesem Jahr die Bestätigung dafür abgeben werden. Das scheint mit dem aktuell 13. Tabellenplatz nicht ganz zu gelingen, aber das muss den Franken keine größere Sorge machen. Der HCE hat nämlich die Gabe, zwischendurch immer wieder mal einen vermeintlichen Favoriten über die Klinge springen zu lassen. Das musste die TSV Hannover-Burgdorf ebenso erfahren, wie Leipzig und EHF-Cup-Teilnehmer Göppingen. Und auch die MT hätte es im Hinspiel beim 23:23 beinahe erwischt. “Mit Melsungen treffen wir auf eine sehr stark besetzte und homogene Mannschaft. Es wartet ein hartes Stück Arbeit auf uns, aber wir werden uns dieser Aufgabe stellen und alles was wir haben in die Waagschale werfen, um die Punkte mit nach Erlangen zu nehmen“, wird HCE-Trainer Adalsteinn Eyjolfsson auf der vereinseigenen Homepage zitiert.
Die Ausfälle hüben und drüben
Während beim Gast Johannes Sellin und die ebenfalls verletzten Andreas Schröder (Rückraum links, dreifacher Nasenbeinbruch) und Jonas Thümmler (Kreisläufer, Knieprobleme) fehlen, muss die MT einzig auf Finn Lemke verzichten. Der Abwehrchef hat seine muskulären Probleme noch nicht hundertprozentig auskuriert. Einem Risiko will ihn Trainer Heiko Grimm auf keinen Fall aussetzen. (pm)
Bisherige Bundesligavergleiche
6 Spiele, 4 Siege MT, 1 Sieg HCE, 1 Remis
Das letzte Spiel: 25.11.2017, HC Erlangen – MT Melsungen 23:23