HOLZBURG. „Von der Schwalm in die Welt – Die Stickwerkstatt Alexandra Thielmanns aus Willingshausen“ heißt der Titel des nächsten Erzählcafés am Sonntag, 13. Mai 2018 um 11 Uhr im Museumscafé des Schwälmer Dorfmuseums Holzburg. Zu Gast ist die Stickerin Anna Elisabeth Grein aus Willingshausen.
Grein – weit über die Region hinaus als profunde Kennerin der Schwälmer Weißstickerei bekannt – hat in der Stickwerkstatt Alexandra Thielmanns in Willingshausen Sticken gelernt. Noch heute leitet Frau Grein vier bis 5 Stickkurse im Jahr und sorgt dafür, dass diese kunstvolle und anspruchsvolle Schwälmer Tradtion in der Region lebendig bleibt. Gastgeberin ist die Museumsleiterin Heidrun Merk.
Alexandra Thielmann – eigentlich von Haus aus Künstlerin und Ehefrau des Willingshäuser Malers Wilhelm Thielmann (1868-1924), mußte nach dessen frühem Tod für den Unterhalt ihrer Famlilie sorgen. Sie gründete eine Stickwerkstatt für Schwälmer Stickerei, in Willingshausen, kurz „die Werkstatt“ genannt, ein mutiger und ungewöhnlicher Schritt. Unter ihrer Anleitung stickten zeitweise zehn und mehr Mädchen bekannten Schwälmer Motive auf feinstem Leinen.
Der besondere Verdienst Alexandra Thielmanns ist es, die überwiegend bäuerlichen Schwälmer Sticktechniken für ihre städtische Kundschaft behutsam zu verändern. So entstanden Bett- und Tischwäsche mit eleganten, luftigen Stickereien, die einerseits die Schwälmer Tradition spiegelten, andererseit etwas völlig Neues entstehen ließ. Es gelang Thielmann nicht nur bürgerliche Kundschaft zu gewinnen, sondern auch adelige. Als 1938 Prinzessin Friederike von Hannover den griechischen Thronfolger Paul heiratete, wurde die Tischwäsche in der Werkstatt Thielmann geordert. Das sg. Griechenlandmuster ging in die Werkstattgeschichte ein. Als Alexandra Thielmann 1966 fast 85jährig starb, konnte sie auf eine kleine Erfolgsgeschichte zurückblicken, die traditionelles bäuerliches Handwerk und Volkskunst mit bürgerlichem Kunsthandwerk verband. (pm)