MARBURG. Der durch den erneuten Sieg Donald Trumps bei der US-Präsidentschaftswahl entstandene Pulverdampf hat sich noch gar nicht zu legen begonnen, da überschlagen sich die Nachrichten der deutschen Innenpolitik: Die Ampel ist beendet. Dass die Koalitionsverhandlungen zwischen CDU, SPD und BSW in Sachsen gescheitert sind und bereits am Dienstag ein Gespräch zwischen Jörg Urban (AfD) und Michael Kretschmer (CDU) stattfand, verkommt angesichts dieser beiden großen Nachrichten zu einer Randnotiz.
Kolumne
Was ist gestern eigentlich passiert? Nichts, was wir nicht vorher schon wussten. Mich irritiert nicht das Wahlergebnis. Höchstens diese ständige Aufregung und Empörung um den Wahlausgang. Der ist fast exakt so ausgefallen wie vermutet! Überraschung? Was, um Himmels willen, ist daran schlimm, wenn Menschen wählen, was sie wollen? Schlimmer ist, dass alle Politiker – die von der AfD sind leider kein bisschen besser als die „Altparteien“ – immer genau wissen, was DIE Wähler wollen. Das war schon immer so, zuletzt bei der Europawahl.
CHATTENLAND. Der Sommer beginnt 2024 schon am 20. Juni gegen 21:30. Ich habe in einer Zeit gelebt, in der es noch keine Uhren und keine Kalender gab. Jahre? Haben wir nicht gezählt. Geburtstage? Haben wir nicht gefeiert, es gab ja kein Datum, an das wir uns hätten erinnern können. Im Jahr 9 nach Christus haben wir zusammen mit den Cheruskern, den Marsern und den Brukterern die Römer aus dem Gebiet östlich des Rheins verjagt.
FRIELENDORF. In zwei Tagen ist Ostern. Und es ist schon viel gesagt zu alten und ganz alten Fruchtbarkeitsritualen, entsprechender Symbolik von Ostereiern. Auch von Osterhasen. Seit Menschen den Planeten bewohnen und sich dort vermehren, haben so schon immer einige Tage im Frühjahr gefeiert. Unabhängig von Religion oder Weltanschauung übrigens. Vor Unserer Zeit und vor der Zeit unserer chattisch-germanischen Vorfahren, haben diese keine Rolle gespielt.
SCHWALMSTADT. Aus Neugierde, (politischem) Interesse, dem erhofften Unterhaltungswert, der Gewohnheit oder um nach der Spannung im „Tatort“ etwas herunterzufahren. Ganz gleich wieso, knapp 4,4 Millionen Zuschauerinnen und Zuschauer schauten am vergangenen Sonntag die erste Folge der neuen Talkshow von Caren Miosga.
FRIELENDORF. Es geht los, wir haben uns ins neue Jahr geknallt. Ich habe einen Husky und der regt sich nicht, wenn es donnert. Da gibt es allerdings empfindlichere Tiere. Ich persönlich fand es schon die letzten Tage etwas lästig, wenn ein paar Jugendliche in der Nachbarschaft bereits gezeigt haben, dass das Taschengeld für allerlei Knallkörper gereicht hat. Ich habe mich aber an meine Jugendzeit in Kassel erinnert, als wir Ladykracher auch in Briefkästen geschmissen haben, weil’s da am besten rummst.
NORDHESSEN. Als Ahle Worscht Anfang 2023 nach nur 16 Jahren Vorbereitung in einer „Spontanentscheidung“ das Siegel der Europäischen Union für Regionale Marken bekam, hab‘ ich schon gedacht, das war’s! Nun ist Nordhessen durch, mehr kommt nicht. Ab jetzt treten wir den Rückweg an. Noch weitere 16 Jahre bis die Schwälmer Weißstickerei Europäisches Kulturgut wird?
NORDHESSEN. Happy Birthday Jesus Christus! Ok, das klingt vielleicht etwas despektierlich … Tatsächlich wäre – nach unserer Zeitrechnung – Jesus Christus neun Jahre alt gewesen, als unsere Vorfahren, die Chatten zusammen mit den Cheruskern Varus in die Knie gezwungen haben. Sie wussten nichts vom gelobten Land, nichts von Jesus Christus und nichts von Weltreligionen, als sie die gleichen Römer nach Hause schickten, gegen die die Menschen in der Provinz Syrien, also auch in Judäa oder Palästina zu dieser Zeit kämpften.
SCHWALMSTADT. Rechtsstaatlichkeit und Bundesstaatlichkeit, Demokratie, Sozialstaat und Republik: Die Bundesrepublik basiert auf diesen fünf unabänderlichen Grundsätzen, genannt Staatsstrukturprinzipien. Sie sind durch die „Ewigkeitsklausel“ des Grundgesetzes (Art. 79 Abs. 3 GG) ebenso wie die Unantastbarkeit der Menschenwürde geschützt und somit ist ihr Wesensgehalt einer grundlegenden Änderung entzogen.
ANDERSWELT. Die heutige Nacht von Montag auf Dienstag ist der Zeitpunkt, an dem die Kinder von Haus zu Haus ziehen, „Süßes oder Saures“ fordern und das mit gruselig geschminkten Gesichtern und Kostümen zwischen ausgehölten Kürbissen mit eingeritzten Fratzen. Die Kinder haben Spaß, spielen Rollen, von denen sie wissen, dass es nur ein Spiel ist, und leben ihre Kreativität aus. Das haben Kinder schon immer gemacht, auch in der „Guten Alten Zeit“ und in allen Zeiten davor.
IM KRANKENHAUS. Also: Den Kliniken geht es schlecht, weil sie sich nicht mehr finanzieren können und weil Ärzte genauso fehlen wie Pflegekräfte. Gleichzeitig wächst das Defizit der gesetzlichen Krankenkassen. Dass der Privaten auch. Pflegekräfte bekommen jetzt mehr Geld, weshalb die Pflegeleistungen nicht für die Pflegekassen teurer werden, sondern für die Pflegebedürftigen oder deren Angehörigen. Den Pflegekassen ging’s auch vorher schlecht genug.
ABENTEUERLAND. „Wo sind all die Indianer hin? Wann verlor das große Ziel den Sinn? Dieses alte Bild aus der Kinderzeit zeigt alle Brüder vom Stamm der Gerechtigkeit … mit wildem Schrei stand jeder stolze Krieger den Schwachen bei. Unser Ehrenwort war heilig, nur ein Bleichgesicht betrog … So wie Chingachgook für das Gute stehen, als letzter Mohikaner unter Geiern nach dem Rechten sehen … Wie viel Träume dürfen platzen, ohne dass man sich verrät? … Es gibt noch ein paar wenige … die erkennen sich am Blick …“
SCHWALMSTADT. „Probleme sind nur dornige Chancen“, sagte der Schüler Christian Lindner 1997 in einem Beitrag des Jugendmagazins „100 Grad“ (https://www.youtube.com/watch?v=w0rL6Ju9H2Q). Der sehenswerte Beitrag über ihn und einen Mitschüler wurde gefilmt, weil sie, noch in der Schule, ein eigenes Unternehmen gegründet hatten. Getreu dem Motto, dass jeder wohl seines eigenen Glückes Schmied sei – Lindner war schon damals ein liberales Vorzeigebeispiel.
EUROPA. Unser Geld verliert an Wert, schneller als gedacht, schneller als von Zentralbanken geplant. Viele Menschen haben plötzlich – zu Recht – Sorgen ums Ersparte, den Frieden und die Kultur. Vergleiche – bei sehr wenigen „Erinnerungen“ – zu Weimar und der Weltwirtschaftskrise kommen auf. Wenn ich könnte, würde ich mich indes versuchen, an das Dritte Jahrhundert nach Christus zu erinnern, als der Wert des Römischen Denars anfing zu sinken, bis er völlig zerfiel.
ÜBERALL AN DER AUTOBAHN. Irgendwie ist die Welt ganz einfach und gleichzeitig vollkommen kompliziert. Die A 49 ist Fluch und Segen zugleich, die Logistik sorgt dafür, dass auf unseren Esstischen, in unseren Kleiderschränken und in unserer Garage das steht, was unser Herz begehrt. Und da sind wir weder kompromissbereit; noch verstehen wir irgendwelchen Spaß. Fehlt etwas im Supermarkt, schalten wir automatisch in den Krisenmodus und fangen an zu Hamstern.
NORDHESSEN. Die Zeit war nicht leicht, im Jerusalem rund um das Jahr Null. Judäa war seit 63 vor Christus Römische Provinz, erobert von Gnaeus Pompeius. Es galt römische Recht, also das Steuersystem der Schutzmacht und römische Soldaten waren allgegenwärtig. Natürlich auch mit rekrutierten Juden. Allerdings gab es auch weitgehend Religionsfreiheit. Die Juden durften glauben, was sie wollten, so wie es in unseren Breiten die Kelten und Germanen ebenfalls durften.
NORDHESSEN. In diesen Stunden und Tagen gibt es Millionen von Russland-Kennern. Ich zähle übrigens nicht dazu. Was mich allerdings beschäftigt, sind Emotionen und Reaktionen. Ich frage mich schon seit Wochen, was passiert wäre oder passieren würde, hätte niemand auf Putins Manöver reagiert? Ob Putin etwa gar nicht gewusst haben könnte, dass die Amerikaner Satelliten haben? Bei der Frage müssen wir vermutlich alle grinsen.
SCHWALMSTADT. Ich weiß, sie wollen es auch wissen! 😉 Ich schaue „Tagesschau“, schaue „heute“, wechsele zu „RTL aktuell“, zappe zur „Welt“, zu „Newstime“ bei Pro7, lande bei n-tv, verweile bei Phoenix und überall wird gefragt, wer der neue Gesundheitsminister:in sein wird. Und wie so oft, wenn etwas immer wieder gefragt wird, dann stelle ich mir die „Gegenfrage“: will ich das wirklich wissen?
DEUTSCHLAND. Mit drei Themenkomplexen kann man – nicht nur bei nh24 – ohne großen Aufwand Hass, Wut und Gefühlsexplosionen in den Kommentarspalten erzeugen. Das sind Flüchtlinge, Corona und Klimawandel. Dabei haben Themen wie CO2-Neutralität und Klimaschutz aktuell durchaus so etwas wie einen „Führungsanspruch“ übernommen.
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