Schandmaul und die Eisheilige Nacht ziehen um © Foto: Daniel Sommer | nh
Entscheidung als Zeichen für Haltung und Verantwortung
GIESSEN | WETZLAR. Nach zwei Jahrzehnten in der Hessenhalle Gießen zieht eines der traditionsreichsten Rock-Events Hessens um: Die „Eisheilige Nacht“ mit Subway to Sally, Schandmaul, Kärbholz und Hassliebe findet am 20. Dezember 2025 in der Buderus Arena Wetzlar statt. Hintergrund ist eine für den 29. November 2025 angekündigte Veranstaltung der AfD-Bundesorganisation.
Diese plant in der Hessenhalle die Gründung ihrer Jugendorganisation. Das Konzertbüro Bahl hat das bestehende Vertragsverhältnis mit der Messe Gießen daher nach 20 Jahren beendet.
Recht auf Versammlungsfreiheit betont – aber Distanz zu politischem Umfeld
Geschäftsführer Dennis Bahl betont, die Entscheidung habe nichts mit logistischen oder sicherheitstechnischen Gründen der eigenen Veranstaltung zu tun, sondern sei eine bewusste Haltung. „Wir respektieren das verfassungsmäßige Recht auf politische Versammlungsfreiheit ebenso wie die unternehmerischen Entscheidungen der Messe Gießen als privater Träger“, so Bahl. „Gleichwohl halten wir es für legitim, solche Entscheidungen im Kontext ihrer Auswirkungen auf Stadt, Region und lokale Akteure kritisch zu hinterfragen.“
Das Konzertbüro sehe sich in der Verantwortung, nicht nur Veranstaltungen zu organisieren, sondern auch Haltung für Demokratie, kulturelle Vielfalt und gesellschaftlichen Zusammenhalt zu zeigen.
Entscheidung nach reiflicher Abwägung – Erfahrungen vom Eritrea-Festival
Das Konzert findet zwar erst knapp einen Monat nach dem geplanten AfD-Parteitag statt, doch die Agentur wolle sich „vom Umfeld dieser Entscheidung distanzieren“. Nach den Erfahrungen beim Eritrea-Festival in Gießen, das vor einigen Jahren von gewalttätigen Ausschreitungen überschattet wurde, sei man sensibel geworden für die möglichen Folgen konfliktreicher Veranstaltungen im Stadtgebiet.
Bahl weiter: „Wir haben uns bewusst entschieden, nicht Teil eines Umfelds zu sein, das Sicherheitsmaßnahmen, Risiken und mögliche Schäden mit sich bringt, die unbeteiligte Bürgerinnen, Unternehmen und den Einzelhandel treffen könnten.“
Rückhalt bei Künstlern und Publikum
Die Entscheidung sei in enger Abstimmung mit Künstlern, Agenturen und Partnern getroffen worden. Auch viele Besucher hätten sich in den vergangenen Tagen mit Fragen und Sorgen an das Konzertbüro gewandt. Letztlich habe es ein klares Votum für einen alternativen Standort gegeben, nicht aus Boykott, sondern aus Verantwortung.
„Uns ist wichtig, dass unsere Gäste, Künstler und Mitarbeitenden ein Konzert erleben, das in einem Umfeld stattfindet, das Offenheit, Toleranz und Vielfalt fördert“, heißt es in der Mitteilung weiter.
Dank an Gießen – Neustart in Wetzlar – Tickets behalten Gültigkeit
Das Konzertbüro dankt der Messe Gießen ausdrücklich für die langjährige Zusammenarbeit, betont aber zugleich, dass Ereignisse dieser Größenordnung „nicht spurlos an einer Stadt vorbeigehen“. Man wolle mit der Verlegung ein Zeichen setzen, dass Kulturveranstaltungen verbindend und nicht trennend wirken sollen. Bahl: „Wir nehmen sehr bewusst wahr, dass solche Entscheidungen weit über den eigentlichen Veranstaltungstag hinauswirken. Deshalb war es uns wichtig, frühzeitig zu handeln.“
Das Konzert findet nun am 20. Dezember 2025 in der Buderus Arena Wetzlar statt. Bereits gekaufte Tickets behalten ihre Gültigkeit, der Einlass beginnt um 17:30 Uhr, das Konzert um 19 Uhr. Das Konzertbüro bedankt sich bei der Buderus Arena und ihrem Team, dass die Eisheilige Nacht „ein neues Zuhause“ gefunden hat. „Unser Wunsch und unsere Hoffnung sind, dass die bevorstehenden Tage friedlich und ohne Zwischenfälle verlaufen“, so Dennis Bahl abschließend. (pm/rs)






