
Ausbildungsbörse ist „Matchmaker“ für Ausbildungsplätze
BORKEN. „Es ist ganz schlimm“, „es ist sehr schwer“, „es ist wie verhext“. Sätze wie diese fallen, wenn man mit den Ausstellern der Ausbildungsbörse über ihre Nachwuchs- und Personalsituation spricht. Die mehr als 100 Betriebe, die sich gestern in Borken präsentierten, haben erneut ihre Messestände aufgerüstet mit Modellen, Arbeitsproben, Mitmach-Aktionen und Präsentationen.
Über 1.000 Besucher auf Ausbildungsplatzsuche dürften es gewesen sein, die sich informierten. Für Landrat Winfried Becker, der weiß, dass die Wirtschaft im Schwalm-Eder-Kreis inzwischen besser aufgestellt ist als in vielen anderen hessischen Regionen. Für ihn hat die Ausbildungsbörse einen ungebrochen hohen Stellenwert. Ihn beeindruckten die hohe Teilnehmerzahl und die Qualität der Beziehungen, die aufgebaut und geknüpft werden. Betriebe und Bewerber brauchen diese Orte, um zusammenzufinden. Die Wirtschaftsförderung des Kreises organisiert die Veranstaltung alljährlich.

Große Angebotsvielfalt, viele spezialisierte Unternehmen
Wer durch die Halle, zwei Zelte und den Außenbereich schlendert, bekommt einen Eindruck davon, wie viele und vielfältige Chancen der Arbeits- und Ausbildungsmarkt der Region bietet. Es gibt immer weniger gute Gründe für junge Menschen, das Weite zu suchen. In der Heimat geht vieles und zahlreiche hoch spezialisierte Betriebe bieten spannendere Tätigkeiten, als man in manchen Ballungszentren zu erwarten hat. Auf der Messe wurde auch ganz praktisch frisiert, gehämmert und geschraubt. Bürgermeister Marcel Pritsch ließ sich von Marion Schaake in die Kunst des Dachdeckens einführen. Geschick bewies er beim Fertigen einer Rosette.

Verändert hat sich auch die Haltung der Jugendlichen. Sie müssen nicht mehr darum kämpfen einen Ausbildungsplatz zu bekommen. Sie spüren, dass die Betriebe sie brauchen und nicht mehr umgekehrt. Entsprechend selbstbewusst treten sie gegenüber möglichen Ausbildern und Arbeitgebern auf.
Wer Leistung will, muss jungen Menschen Sinn bieten
Man spürt auch, dass sich der Arbeits- und Ausbildungsmarkt radikal verändert. KI wird immer mehr akademische Jobs fressen, während im Handwerk, in forschenden Betrieben und produzierenden Unternehmen Mitarbeitende gesucht werden. Studieren oder Lernen? Diese Frage wird jeden Tag mehr an Bedeutung gewinnen. So sprechen viele Unternehmen längst gezielt Studienabbrecher an, die gemerkt haben, dass es um mehr als nur Geld zu verdienen geht. Auch Rentner werden nach der neuen Zuverdienstregel zur Zielgruppe von Betrieben. Dann geht es mehr um Weiterbildung als um Ausbildung.

So wie manche Betriebe verärgert bis verzweifelt mit der Bewerberknappheit und dem selbstbewussten oder fordernden Auftreten von Jugendlichen hadern, gibt es viele, die selbst bewusst auftreten, ihre Arbeit darstellen und erklären können, warum ihre Arbeit sinnstiftend ist. Wer als Betrieb heute Leistung will, wird Sinn bieten müssen. Geld allein wird nicht mehr reichen. Berufe, die Erfüllung bieten und einer Berufung folgen, werden auch zukünftig gefragt sein. Den Rest erledigen KI, Robotik und Automation.
Ausbildungsbörse hat ihre Wachstumsgrenze erreicht
Seit 2003 fand die Ausbildungsbörse fast jedes Jahr statt. Lediglich einmal 2021 musste sie wegen Corona ausfallen und 2020 online stattfinden. Begonnen hat sie in Homberg mit 36 Ausstellern. Seit 2008 wächst die Zahl der teilnehmenden Betriebe kontinuierlich. Zum ersten Mal mehr als 100 waren es bereits 10 Jahre später, also 2018. Inzwischen werden Betriebe abgewiesen, weil der Platz in und um das Bürgerhaus in Borken nicht mehr ausreicht.
Der Einzugsbereich reicht längst weit über die Landkreisgrenze hinaus. Beispielsweise Betriebe aus dem Raum Kassel oder dem Vogelberg zieht es nach Borken. Zumindest die Ausbildungs-Börsen und Messen sind also noch ein Wachstumsmarkt … (rs)


1 Kommentar
Solange man in Deutschland fürs nichts tun genug Kohle bekommt, wird sich am Interesse zu arbeiten nichts ändern.