
Holy Summer After Work in der Klosterkirche Spieskappel
FRIELENDORF: Den Heiligen Sommer – „Holy Summer“ wollten Friedendorf Aktiv und die Kirchengemeinde Spieskappel feiern. Afterwork Party in einer Klosterkirche, die einst so manchen Gast beherbergt, verköstigt und ihm sicher auch den Durst gelöscht hat. Dass Luther wenigstens einmal hier auf dem Weg zum Marburger Religionsgespräch genächtigt hat, ist kirchenamtlich verbrieft.
Im „Party Quiz“ wurde die Frage beantwortet: Die Rechnung ist noch da! Ob sie bezahlt wurde? Das konnte Pfarrer Marco Firnges nicht mit Sicherheit beantworten. Aber Kirchenmenschen waren stets ehrlich und nicht als Zechpreller bekannt. Überhaupt wird so mancher Gast im Kloster an den langen Hessen, einer alten Fernstraße von Thüringen bis Rhein-Main gelegen, etwa auf der Hälfte zwischen Kassel und Marburg, vorbeigekommen sein und dort genächtigt haben. Auch von der heiligen Elisabeth erzählt man, sie könnte hier gerastet haben auf der Flucht von Eisenach nach Marburg. Der Elisabethpfad führt hier vorbei und heute sind es Pilger, die in Friedendorf eine Übernachtungspause einlegen.

Ein Ort, an dem sich Menschen seit Jahrhunderten begegnen
Pilger waren es gestern Abend nicht, aber etwas müde von der Arbeit waren gewiss einige Besucher und fanden in der Kirche Zeit und Gelegenheit, zu entspannen, auf andere Gedanken zu kommen, Menschen zu treffen, zu reden oder einfach zuzuhören. Marco Firnges freute sich über die volle Kirche. Ein Ort, an dem sich Menschen seit Jahrhunderten begegnen, gestern mit Licht und Musik. „Jesus ist dabei und lacht mit“, war sich der Pfarrer sicher. „Das Leben ist bitter genug“. Ein anderes „Abendmahl“. Das Bild von da Vinci tauchte immer wieder als Dia auf.
Essen und anstoßen, Neues in altehrwürdiger Kirche, leicht und locker, laut und still, gesegnet und gefeiert mit Gedanken über Gott und die Welt, fasste Firnges das Motto zusammen. Und „Prost heißt: Seid willkommen!“ Der heilige Ort erzeugt eine respektvolle Atmosphäre. Ob auch Goethe auf seinen Fahrten zwischen Frankfurt und Weimar im sicheren Kloster gelegentlich vorbeigeschaut hat? Alles Gerüchte! Dichtkunst gab es dennoch an die Wand projiziert oder auf Diskussionskärtchen auf den Stehtischen.
Geld oder langes Leben?
Mönche waren früher stets gute Gastgeber und das war auch die Kirchengemeinde gestern Abend. Mönchshofbräu – wie passend! Wer es unpassend findet, in der Kirche ein Bier zu trinken, möge sich an alte Mönchstraditionen erinnern. Luthers Lieblingsgetränk war – eine Frage aus dem Quiz – dass Bier seiner Gattin. Die Kirchengemeinde hatte gut vorbereitet. Auf den Tischen lagen die Kärtchen mit allerlei Fragen, um sich des Wichtigen bewusst und des Unwichtigen im Leben gewahr zu werden. Zum Beispiel: „Einen Pausenknopf im Leben zu haben oder zurückspulen zu können“ oder „Geld oder langes Leben?“.
Wunderbar beleuchtet und beschallt von „Treschers“, zeigte sich die 880 Jahre alte Kirche, in der gerade renoviert wird, von ihrer romantischen Seite. Die Band „Krün“ spielte Musik jenseits von Charts oder Party Mucke. Bei Caravanserai von Loreena McKennitt erinnerte die Location ein wenig an ihr Konzert in der Alhambra, während Susanne „Suse“ Salins wunderbare Stimme für genau diese Stimmung sorgte.
Mönchshof Bier und Schwälmer Platz
Zu Luthers Lieblingstrank gab es nicht auch noch dessen Lieblingsgericht. Das wäre Brathering mit Erbsenpürree gewiesen, verriet der Gastgeber. Dafür Schwälmer Platz, Bratwürste vom Grill und Knabbereien. Zwischendurch schaute der Eiswagen aus Homberg vorbei. Nach dem Segen ging‘s nach Hause. (rainer sander)


1 Kommentar
So muss es sein. Kirche muss offen und modern werden. Glückwunsch zu diesem tollen Projekt in Spieskappel.